Geständnis

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>> Kapitel 11 || Geständnis

Seit dem Tag, an dem ich Louis kennengelernt hatte, ist schon wieder ein Monat vergangen und es war nun Anfang November, der dritte, um genau zu sein.

Mom hatte es mit dem Jugendamt geklärt und er durfte hier bleiben - zu meinem Glück. Von Tag zu Tag schien er glücklicher zu werden und ich hatte das Gefühl, dass er mir immer mehr vertrauen schenkte.

...und ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt. Nein, ich weiß es sogar. Das dumme daran: Er ist nicht schwul oder bi. Nein. Er ist verdammt nochmal hetero.

Trotzdem blieb dieser kleine Funke an Hoffnung in mir. Denn wenn ich es ihm nicht sagen würde, würde er es nie erfahren, weil er leider nicht sehen kann, wie verträumt ich ihn manchmal anstarre.

Wir lernten gerade für den Biotest am Montag - ja, er kam einfach mit mir in meine Klasse - als ich sagte: "Louis? Ich glaub, wir müssen reden".

"Ich dachte, das machen wir schon die ganze Zeit", entgegnete er. "Ja, also nein. Ich meine ein ernstes Gespräch", erklärte ich.

"Okay, worum geht's?", fragte er. "Du weißt ja, dass ich schwul bin", begann ich. "Oh mein Gott! Hazza ist verliebt", schlussfolgerte er. "Wer ist denn der Glückliche?".

'Du', antwortete ich in Gedanken. "Dass er deshalb glücklich ist, glaub ich nicht...denn er ist nicht schwul", sagte ich. "Oh, das tut mir Leid für dich. Sagst du mir trotzdem, wen du meinst? Vielleicht wird er ja doch noch schwul...irgendwie", versuchte er mich aufzumuntern.

"Du...ich liebe dich, Louis. Es tut mir Leid und ich will dich als Freund nicht verlieren und ich weiß, dass du nicht schwul bist, aber wenn du jetzt nichts mehr mit mir zutun haben willst, ist das okay für mi..-", gestand ich, wurde dann aber unterbrochen.

"Hey, beruhig dich. Du wirst mich nicht verlieren, versprochen. Außerdem habe ich nie gesagt, dass ich nicht schwul bin. Ich bin zwar der Meinung, dass ich es nicht bin, aber...lass mich etwas ausprobieren".

"'kay", sagte ich leise. Dann legte er seine Arme um meinen Nacken und kam meinem Gesicht gefährlich nah..und näher. Ich dachte, er will mich verarschen, doch dann legte er wirklich seine Lippen auf meine!

In mir explodierte ein Feuerwerk. Nicht einmal in meinen wildesten Träumen hätte ich mir das vorstellen können. Es wurde zwar kein Zungenkuss daraus, sondern nur ein normaler Kuss, nur wenige Sekunden lang.

"W-was war das jetzt?", fragte ich ihn dann. "Es hat sich gut angefühlt", brachte er heraus, ich konnte jedoch nicht erkennen, ob er das enttäuscht, glücklich oder überrascht sagte. Es war, als hätte er es komplett ohne auch nur eine Emotion gesagt hätte.

Er blieb danach lange stumm. Sehr lange sogar. "Louis? Alles okay mit dir?", fragte ich nach ein paar Minuten.

"Ich..keine Ahnung. Wie würdest du dich denn an meiner Stelle jetzt fühlen? Ich hätte nie im Leben daran gedacht, dass mir das je passieren würde.

Bis Juni hatte ich eine Freundin. Hörst du? FreundIN! Ich hab mir vorgestellt, wie ich eine Frau heiraten werde, wie wir Kinder bekommen!", antwortete er aufgebracht.

"Beruhig dich, Lou. So ging es mir am Anfang auch. Und es war nur ein Kuss. Also für mich war es nicht nur ein Kuss, aber es geht hier grad nicht um mich.

All diese Gedanken sind vollkommen normal. Es geht nicht darum, wie sich der Kuss angefühlt hat, sondern darum, ob du es dir vorstellen könntest, dein Leben mit einem Mann an deiner Seite vorzustellen.

Vielleicht stehst du auf Männer und Frauen, wer weiß?", beruhigte ich ihn...oder versuchte es zumindest.

"Nein, es ist nicht normal! Also, für mich jedenfalls. Aber wie finde ich denn raus, auf was ich nun stehe?", fragte er verzweifelt.

Sightless (L.S) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt