>> Kapitel 12 || Augenarzt
Nächster Morgen, auf dem Weg zum Augenarzt
Nachdem Louis und ich um acht aufgestanden waren, saßen wir nun mit Mom im Auto. Eigentlich sollte ich zu Hause bleiben, aber ich bestant darauf, mitzukommen.
Mom war zwar darüber verwundert, aber Louis war mein Freund also sah ich es als selbstverständlich an.
"Wir sind da, Louis", sagte sie und wir stiegen aus. Beziehungsweise ich stieg aus, ging zu Louis' Tür und nahm seine linke Hand in meine rechte.
Falls ihr euch wundern solltet, er wollte keinen Blindenstock, weil er nicht wollte, dass man ihm seine "sehr starke Einschränkung der Wahrnehmung der Umgebung mit den Augen", wie er es nannte, ansah.
Mom sah uns jedenfalls komisch an, wendete dann jedoch ihren Blick ab. Wenig später waren wir an der Rezeption angekommen.
"Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?", fragte die Blondine uns. Mom erklärte die gesamte Geschichte von Louis bis zu dem, was ich gestern Abend festgestellt hatte.
"Mhh, eigentlich müssen Sie hier weit im Vorraus einen Termin machen, aber sowas hat jetzt kaum noch Zeit. Gehen Sie ins Wartezimmer, ich versuche was ich kann", erklärte sie freundlich.
Wir warteten über zwei Stunden, bis mein Freund endlich aufgerufen wurde. Selbstverständlich ging ich mit in den Untersuchungsraum, Mom natürlich auch.
Der Doktor begrüßte uns alle und sagte dann: "Natascha, die Dame an der Rezeption, hat mir schon alles erzählt. Ich schau mir zuerst selber deine Augen an, okay? Öffne sie bitte mal ganz weit".
Der Arzt sah sich die Augen genau an und meinte dann: "Ich frag mich, warum das im Krankenhaus niemand bemerkt hat! Es ist nur deine Hornhaut beschädigt, das geht zwar nie mehr komplett zu heilen, aber Hell und Dunkel wirst du bestimmt wieder unterscheiden können, wenn du Glück hast, vielleicht auch grobe Umrisse.
Naja...jede Behandlung wird 10 Minuten dauern und wir machen maximal eine pro Monat und ich empfehle drei Behandlungen. Das ganze hat natürlich seinen Preis: 1000£ pro Sitzung, die Hälfte übernimmt die Krankenkasse, also sind es insgesamt 1500£. Ist das okay für Sie?".
"Puh...das ist schon ganz schön viel. Aber ich denke, das ist es Wert", stimmte Mom zum Glück zu.
"Dann gehen Sie bitten ins Wartezimmer und du Louis, kommst mit mir mit", ordnete der Doktor an. "Wird das wehtun?", fragte mein Schatz ängstlich.
"Ich will dir jetzt keine Angst machen, aber...ja, wird es" - "D-darf Harry mitkommen", fragte er noch ängstlicher.
"Wozu denn?! Zum Händchen halten?", lachte der Typ und Louis nickte. "Wenn's denn unbedingt sein muss", stimmte er letztendlich doch zu.
Wir folgten ihm dann - selbstverständlich Händchen haltend - und in diesem Raum, in den wir mussten, legte sich mein Freund auf die Liege. Ich setzte mich auf den Stuhl daneben.
"Okay...ich werde jedes Auge fünf Minuten mit diesem Laser bearbeiten. Versuch nicht zu blinzeln und wenn ich mit dem ersten Auge fertig bin, musst du es zumachen. Kann ich beginnen?", erklärte er kurz. "Ja".
Während dieser Aktion krallte sich mein Baby förmlich in meine Hand - das musste richtig wehtun.
Nach der Behandlung wurde Louis ein Verband um dir Augen gemacht, welchen er mindestens bis Montag umlassen sollte und das am besten in einem Raum, in dem man das Licht stufenweise erhellen kann.
Nachdem wir wieder zu Hause waren, verbrachten wir Zeit im Bett. Wir lagen eng aneinander gekuschelt und küssten uns hin und wieder.
...
Die Tage bis Montag vergingen ziemlich schnell und ja...da waren wir nun. Nachdem Lou und ich mit Essen und den Hausaufgaben fertig waren, wollten wir seinen Verband abnehmen.
Ich hatte das Rollo in meinem Zimmer runtergezogen und ich half ihm, die Binde endlich abzumachen.
Er sah selbstverständlich noch nichts, es war schließlich dunkel. "Okay, kann ich es wieder hochziehen?", fragte ich aufgeregt. "Ja".
Stück für Stück wurde es heller. Ich sah, wie mein Freund Tränen in den Augen bekam und sich did Hand vor den Mund hielt.
Dann kam er auf mich zu und musterte mich lange von oben nach unten. "Was siehst du denn?", wollte ich wissen.
"Nur deine Umrisse, weil das Licht hinter dir ist. Ich sehe wirklich nicht viel, aber wenigstens etwas. Du bist irgendwie einfach wie ein dunkler Fleck..also schwarz, weiß und grau", beschrieb er. (Bild an der Seite zeigt euch diesen Vergleich. Oben, wie das Bild aussieht & unten wie Louis es sieht).
Dann kam er auf mich zu und küsste mich. Ich schlang meine Arme fest um ihn und wollte ih gar nicht mehr los lassen.
"Schatz? Können wir einen Kumpel aus dem Waisenheim anrufen? Ich hab seine Nummer im Kopf", fragte er mich nach einer Weile.
"Na klar...du meinst Paul, oder?", entgegnete ich. Louis hatte mir schon von ihm erzählt, wie er ihm geholfen hat, aber nun bin ich sein 'Beschützer'. "Ja"
Ich holte mein Handy (nein, nicht Smartphone. Wir sind immerhin im Jahr 2006) aus meiner Hosentasche, er sagte die Nummer an und ich stellte auf Lautsprecher.
"Paul Higgins", meldete er sich. "Hi Paul, hier ist Louis. Warum hast du auf meine SMS nicht geantwortet?", sagte mein Freund.
"Oh, hi Lou. Du hast mir keine SMS geschickt und dann konnte ich dir nicht mehr schreiben. Was ist eigentlich los? Wessen Nummer ist das?", fragte Paul.
Louis erklärte die gesamte Geschichte. Von der merkwürdigen Famile, zu meiner Mom bis zum hier und jetzt.
"...und das ist die Nummer von meinem Freund", beendete er seine Erklärung. "Wie Freund? So richtig mit Liebe und so?", fragte er verwirrt. "Ja..ist alles kompliziert. Wir müssen uns unbedingt mal treffen...und ich hab noch was ganz wichtiges vergessen" - "Was denn?", wollte Paul wissen.
"Ich kann wieder ein bisschen sehen...also nur sehr wenig, aber grobe Konturen erkenne ich", erklärte er stolz.
Wir telefonierten noch eine Weile und machten uns letztendlich aus, dass wir uns morgen treffen wollten.
Am Abend sahen wir uns noch einen Film namens Grave Encounters an (dieses Film gibt es wirklich, es ist ein Found Footage Horror Film). In einer ehemaligen Nervenklinik ließ sich ein Fernsehteam einsperren, weil sie die sechste Folge einer Reality-TV-Serie drehen wollten.
Am Morgen sollte der Hausmeister sie wieder rauslassen, doch er kam nie. Als sie die Tür aufbrachen, kamen sie in einen anderen Flur.
Letztendlich sind alle bis auf einer gestroben oder verschwunden. Morgen werden wir uns vielleicht den zweiten Teil ansehen...
[veröffentlicht am 20. Mai]
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Sightless (L.S) ✔
FanfictionSeinen Vater hat er nie kennengelernt, seine Mutter und sein Stiefvater sind bei einem Anschlag auf sie ums Leben gekommen, nur er hatte überlebt. Nun ist er blind und im Waisenhaus. Er vertraut sich nicht jedem an, denn die meisten lachten ihn nur...