Lyra
Der modrige Geruch mit einem Hauch von Süßlichkeit im Abteil, stieg mir in die Nase. Die fünf Schokofrösche, von denen ich bei der alten Dame Besitz erlangt hatte, lagen wohlbehütet in meinen Händen und schmolzen nun vor sich hin. Normalerweise stieg mir bei purem Zucker die Übelkeit empor, doch heute versuchte ich die enorme Anspannung die meinen Körper durchzog, mit der Nervennahrung zu vertreiben. Schokolade sollte und würde mir dabei helfen, wie sie es bisher immer getan hatte.
Auch an diesem Tag würde ein weiterer Neuanfang beginnen. Dies gehörte zur traurigen Normalität meines Lebens. Schon zu oft fühlte ich mich wie eine Fremde, die eher einem Chamäleon glich, als den Menschen. Immer wieder war es meine Aufgabe gewesen, mich der neuen Umgebung anzupassen, um mein Überleben zu sichern. Dabei stetig bedacht, mich selbst nicht zu verlieren. Bloß nicht auffallen, war schon immer meine Devise gewesen, um Ärger und unnötigen Trubel zu meiden.
Mein Atem ging schwer und so lehnte ich meine tief in Falten gezogene Stirn an die kühle Glasscheibe des Wagons. Die Kälte durchbohrte meine vernebelten Sinne und schaffte Platz für klare Gedanken. Ließ Freiraum um die letzten Tage, ja wenn gar Monate Revue passieren zu lassen. So viel war geschehen. Dinge die mich erhärten ließen, obwohl ich lange Zeit dagegen angekämpft hatte. Dinge die mich veränderten und mich zu dem machten, was ich jetzt war. Und ich war müde. So unfassbar müde. Sehnlichst wünschte ich mir selige Ruhe. Anzukommen und zu verwachsen. Wurzeln wie eine alte Eiche, fest verankern lassen und eins mit der Umgebung zu werden. Ich wünschte mir so sehr, dass dies endlich die Endstation sein würde, nach der ich immer hoffte.
Irgendwie müsste ich auch hier einen Weg finden zurecht zu kommen. Sowie immer. Es gab auch niemanden, den mein Leid interessierte. Bei dem ich ihn Kund geben konnte. Es gab nur mich.
Immer wieder sprach ich mir Mut in Gedanken zu, doch hängen bleiben wollten sie deshalb noch lange nicht.
Das ruckeln der Schienen riss mich des Öfteren aus meiner Geistesabwesenheit und brachte mich zurück in das Hier und Jetzt. Mein Griff verfestigte sich und so begannen die Frösche in meiner Hand, sich zu verformen. Machten eine Sammelkarte die in ihnen ruhte sichtbar.
Freundlichkeit und Güte zeichneten sich auf Dumbledores Gesicht ab. Der Mann im hellblauen Gewandt entlockte mir ein kleines, aber dennoch vorhandenes lächeln. Das war es also. Dorthin würde der Zug und damit die nächste Station meines Lebens mich bringen. Hogwarts, eine Schule dessen Ruf ihm vorauseilte. Ein Ort der Glückseligkeit, des Schutzes und der Hoffnung auf das Erlernen seiner eigenen Magie.
Eine Magie die jeden Zauberer und jede Hexe umgab und mich jeden Tag begleitete. Würde ich dort zurechtkommen?
So war ich es doch schon sehr lange nicht mehr gewohnt, Mentoren und Professoren vor mir stehen zu haben. Zu lange hatte ich in den letzten Jahren gelernt, was es bedeutete auf sich allein gestellt zu sein. Selbst lernen wie Magie funktionierte.
Doch mit der Erkenntnis kam auch die Erleichterung. Endlich würde ich die Möglichkeit bekommen, über mich selbst hinaus zu wachsen und neue Dinge zu erlernen. Einen Abschluss zu machen, vielleicht sogar einen guten.
Die Landschaft zog wie ein Filmstreifen an mir vorbei. Unfähig irgendwelche Umrisse auszumachen, stierte ich weiterhin auf die Karte in meiner Hand. Inständig hoffte ich, nicht auf meine Familienangelegenheiten angesprochen zu werden. Mein Nachname reichte oft aus, um meinen Familienstamm ins Gedächtnis der anderen zu rufen. So war ich mir auch sicher, dass selbst Dumbledore großes Interesse verspürte dahingehend nachzuhaken. Doch mir war alles andere als danach, lobesprädigen auszusprechen oder sie in Empfang zu nehmen. Helden werden von jedem anders definiert. Und meine Eltern gehörten definitiv nicht zu meiner.
Ich schluckte den schweren Kloß im Hals hinunter und stopfte mir direkt einen quakenden Frosch in den Mund. Während die Schokolade auf meiner Zunge schmolz, hoffte ich hier endlich ein zu Hause zu finden. Die Rastlosigkeit niederzulegen und der Luft von Heimat entgegen zu treten.
Jetzt war es an der Zeit zu lernen, Bekanntschaften zu schließen und das eigene Glück zu finden. Dann würde ich ankommen.
Entschlossen hob ich meinen Blick und empfand Stärke und Entschlossenheit. Etwas was ich schon lange nicht mehr verspürt hatte. Es war der Funke der gefehlt hatte, um die Neugier die Angst vertreiben zu lassen.
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Für Immer ab Jetzt (Severus Snape Fanfiction)
FanfictionHogwarts. Ein Ort der Fantasie und Zuversicht. Ein Ort, der für Lyra ein Neuanfang, aber auch das über sich selbst hinauswachsen bedeutet. Schon jetzt stehen der Zauberwelt dunkle Zeiten bevor. Vor vorgehaltener Hand munkelt man, dass das Böse wie...