Kapitel 1.3 - Severus

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Severus

Jeder Schritt den Severus tätigte verstummte unter dem Lärm der Schüler, die gerade ihre Speisen zu sich nahmen. Wie jeden Tag hegte er kein großes Interesse daran, den heranwachsenden Kindern irgendeine Art von Aufmerksamkeit zu schenken. Zumindest nicht mehr, als er es ohnehin schon musste. Die meisten unter ihnen, konnte er sowieso nicht einmal leiden, um sich mit ihnen noch mehr zu befassen. Es gab nur einen, der seine gesamte Aufmerksamkeit forderte. Dieser jemand war zu allem Übel der Arroganteste unter ihnen. Harry Potter. Eine nervtötende Person.
Und dennoch verlangte dieser Junge viel Zeit ab. Severus musste jederzeit seine Sicherheit feststellen und sah vielleicht auch mit einem Hauch Besorgnis auf das letzte Jahr zurück. Er musste zugegebenermaßen sehr viel einstecken. Der Tod des Hufflepuff Schülers, war nur die Spitze des Eisberges gewesen. Voldemord war zurückgekehrt. Nie hatte er daran gezweifelt und doch hatte Severus auf mehr Zeit gehofft. Zeit, die er hätte nutzen können um Potter besser auf das was schon bald kommt vorzubereiten. Mit seinen fünfzehn Jahren konnte Harry noch gar nicht begreifen, welch dunkle Macht auf ihn zusteuerte und welch Ausmaß das Ganze annehmen würde. Aber wer weiß, vielleicht war es auch gut so, dass er vorerst weitestgehend im unwissenden blieb. Wie ein Schatten wandte er sich immer näher seinem Platz am Lehrertisch zu. Dabei ignorierte er, sämtliche Rufe seiner Kollegen. Alles schien ihm gleichgültig. Alles außer Harry Potter. Schon seitdem er das erste Mal als Professor die magischen Mauern Hogwarts betrat, lief die Zeit gegen ihn. Und seit Potter hier war, glich keinem Jahr mehr dem anderen. Immer musste Severus den drei Schülern einen Schritt voraus sein. Alle Szenarien im Kopf haben und auf jede agieren können. Unzählige schlaflose Nächte bescherte ihn der Junge mit der Narbe. Doch er wusste wieso er es tat. Ein Versprechen, welches er bis zu seinem Tod einhalten würde.

Immer wieder geschahen hier Dinge, in denen meist Potter mit seinen nervigen Freunden verwickelt waren. Nichts gehörte mehr dem Zufall an, soviel stand fest. In nächster Zeit würden sich solch Ereignisse vermutlich überschlagen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis Voldemord auch in Hogwarts für Angst und Schrecken sorgte. Der Einzige, der scheinbar genauso viel daransetzte, dem entgegenzutreten, war Dumbledore. Auch wenn für Severus manchmal seine Pläne unergründlich waren, vertraute er ihm am meisten von allen. Vermutlich auch, weil er dem am nächsten nahekam, was man als einen Freund bezeichnen würde. Er kannte Severus, mehr als jeder andere und doch stieß er ihn nicht weg. Half ihm auf eine gewisse Art und Weise weiterzumachen. Egal ob sie in manchen Dingen nicht einer Meinung waren, er würde nie an den Entscheidungen ernsthaft zweifeln, die der Direktor hegte. Zu oft hatte der bärtige Mann richtig gelegen. Oftmals spürte er schon vorher was kommen würde und diese Gabe fehlte Severus. Er war zu sachlich und logisch, als das er zu sehr den Emotionen eine Wertung geben konnte. Doch genau dies war es, was zu verhängnisvollen Konsequenzen führen konnte. Emotionen und Gier. Nicht noch einmal würde so etwas passieren. Severus war von Grund auf nicht empathisch oder mitfühlend, was ihn oft zum Einzelgänger machte. Doch mit dieser Tatsache hatte er sich engagiert und man musste schon zugeben, dass es seine gewissen Vorzüge hatte.

Sein Blick glitt über die Masse im Saal. Seine Augen blieben an einen von ihnen hängen. Dumbledore hatte ihm bereits mitgeteilt, dass es einen Neuzugang bei den Gryffindores gab. Seine Freude darüber hielt sich in Grenzen und hörte ihm daher kaum zu, als der Direktor darüber berichtete. Das blonde Haar des Neuankömmlings schien in einem unnatürlichen Glanz zu Leuchten. Schon fast wie fließendes Gold, wenn Severus es hätte mit etwas vergleichen müssen. Den Rücken zu ihm gewandt, war sie sichtlich in ein Gespräch mit Harry verwickelt. Hoffentlich nicht noch so eine Neunmalklug wie Granger, mit der er sich befassen musste. Fieberhaft versuchte er die Informationen, die er heute Morgen noch mit vollkommenem Desinteresse ignoriert hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen. Doch das Einzige was scheinbar hängen blieb, war das sie die Volljährigkeit bereits erhalten hatte. Daher war sie ein paar Jahre älter, als ihre Klassenkameraden. Und doch befand sie ich in der fünften Klasse. Eifrig hatten sich Flitwick und McGonagall darüber beraten, wie sie diesbezüglich mit der Schülerin umgehen sollten, da ihr wohl zwei Jahre fehlten, in der sie keine Schule besucht hatte. An die Umstände wieso dies so war, hatte er nur genervt die Augen verdreht und weggehört. Es war ihm schlicht und ergreifend vollkommen gleichgültig gewesen. Er wollte seine Zeit nicht mit unwichtigen Dingen nutzen. Genug hatte er um die Ohren, mit denen er sich auseinandersetzen musste. Schließlich gab es genug Lehrer, die sich mit Freude auf solch gleichgültige Sachen stürzten. Er gehörte nicht zu ihnen. Letzten Endes hatte er nur bei der Konferenz teilgenommen, da er als Hauslehrer der Slytherins, sein Soll erfüllen musste. Selbst wenn es hieß, nur mit seiner Anwesenheit zu glänzen.

Potter schien den bohrenden Blick Severus bemerkt zu haben, welches ohne Umschweife die Gesichtszüge des Wunderjungen verhärten ließ. Schon von Anfang an, mochte er diesen arroganten Jungen von Potter nicht. Würde er auch nie. Viel zu viel Ähnlichkeit hatte er mit seinem Vater und löste brodelnde Wut im Inneren des Tränkemeisters aus.

Doch trotz allem, würde er für den Jungen sterben, wenn die Zeit gekommen war. Welch Ironie darin lag.

Ohne jegliche Anstrengungen hielt er dem bohrenden Blick stand. Die Meinung des jungen Potters war alles andere als eine Gute über ihn. Doch mit Wut und Missgunst, kam auch die Blindheit wesentlicher Dinge. Es spielte Severus sogar in die Karten. Es war besser so, dass der Gryffindor die Gefahren doch meist übersah, obwohl sie so allgegenwärtig wie noch nie zuvor waren. Es hätte dem Professor unangenehm sein sollen, doch er dachte nicht daran, den Schlagabtausch zwischen den beiden zu beenden. Nur noch mehr verstärkte er seinen eisernen Gesichtsausdruck, indem er die Kälte die in ihm ruhte nach außen führte. Er sollte spüren, welche Abneigung er für diesen fünfzehn Jährigen empfand. Welch negativen Erinnerungen er mit ihm verband.

Ein Augenschlag reichte, um eine doch so kontrollierbare Situation aus den Fugen geraten zu lassen. Eine Sekunde, die wie ein Meteoroid auf die Erde einzuschlagen schien. Nur dieser kurze Augenblick, der es schaffte dem Tränkemeister die Fassung zu rauben. Es war dieses grün. Ein solches grün, das er immer mit frischem Moos im Wald verband. Er sah nur dieses moosgrüne Augenpaar, welches neugierig die seine suchten. Augen die so viel Liebe in seinem Herzen auflodern ließen. Eine Liebe, die er schon vor Jahrzehnten tief in sich eingeschlossen hatte. Vielleicht um auch sich selbst vor diesem Gefühl und dem einhergehenden Schmerz zu schützen. Ein so starker Schmerz, dass es Zeiten gab, in denen Severus fast an ihnen zerschellt wäre, wie die tobenden Wellen, an den eisernen Felsen. Lily...

Nein, das konnte nicht sein. Unmöglich. Und doch musterten sie ihn realer denn je. Spielte sein Gedächtnis ihm ein Streich?

Er musste sich fangen. Jetzt. Wieder die Maske der Gleichgültigkeit aufsetzen. Das pochende Herz in seiner Brust, wieder unter Kontrolle bringen. Ein kurzes räuspern und der innere Zwang, von diesen Augen abzulassen. Wie hatte sie es nur geschafft, ihn so aus der Fassung zu bringen?

Nicht länger ertrug er diese stechenden Augen, die immer noch auf ihm brannten. Mit schnellen Schritten floh er. Floh aus dieser Situation, die ihm nicht hätte Fremder sein können. Er musste Distanz zu ihnen bringen. Zu dem was sie in ihm weckten, was so lange geschlummert hatte. Mit aller Kraft hatte er all die Jahre versucht diese einzuschließen und sie hatte es in einem Augenblick wie die Büchse der Pandora geöffnet. Immer noch spürte er das deutliche klopfen seines Herzens gegen die Rippen. Es war fast schon so als hinge sein Leben davon ab und vielleicht war es auch so.

Für Immer ab Jetzt (Severus Snape Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt