Durch die Baumkronen drangen die Sonnenstrahlen und ließen den verbotenen Wald sicher und offen wirken. Einzig und allein hörte man den Wind durch das Blättermeer brausen. Hagrids Stimme war wieder einmal getränkt von Aufregung, als er uns stolz das heutige Thema präsentierte. Ein Occamy, den Hagrid von einem Händler erworben hatte, schlängelte sich wie eine Schlange hinter dem Riesen hervor. Die Flügel weit auseinander gerichtet, betrachtete es die Schüler aus den gelblichen Augen. Grün-blau schimmerte das Gefieder, sowie auch die schuppige Haut. Hagrid hatte hier ein Lebensraum für dieses Tier geschaffen und nun war der Occamy mitten in der Brutzeit. Der große Mann ließ uns in kleinen Gruppen vorsichtig zum Nest gehen. In sicherer Entfernung erkannte man das leuchtende Silber aus dem die Eier bestanden. Sie glänzten wie der Piratenschatz aus alten Geschichten, welcher wohlbehütet versteckt lag. Bailee, so nannte Hagrid das Geschöpf, wand sich über der Erde und deren Wurzeln, die nach oben Richtung Sonne hinausragten. Jede Bewegung wurde von ihr wahrgenommen und analysiert. Noch nie zuvor hatte ich ein solches Geschöpf gesehen. Keiner übertrumpfte ihr Antlitz.Ein Junge, der mir nur aufgrund seiner Zahnlücke aufgefallen war, tapste nervös von dem einen Fuß auf den anderen. Sichtlich unwohlfühlend, ließ er seine Augen nicht von Bailee ab. Hatte er Angst vor ihr?
Der Wildhüter hatte uns versichert, dass nichts geschehen würde, solange wir den Eiern nicht zu nahekamen. Occamys würden nur gefährlich werden, wenn man ihnen das Gefühl vermittelte ihr Revier verteidigen zu müssen.
Immer ungeduldiger und schwitziger schien er zu werden. Ehe ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, stürzte der dunkelhaarige Junge über eine Wurzel, als die Angst überhandgenommen hatte und er schnellstmöglich gehen wollte. Binnen von Sekunden, war aus dem sicheren und entspannenden Unterricht, eine gefährliche Situation entstanden.
Denn das Stürzen, schien Bailee als Angriff aufzufassen und war blitzschnell zu den wimmernden Jungen geflogen. Mit einem Ruck hackte das Tier auf den Jungen ein. Blut quoll aus sämtlich zugefügten Wunden hervor.
Hysterie brach aus. Schüler rannten panisch umher. Manche schauten erstarrt dem Tier zu. Hagrid versuchte Bailee zu packen und von den verletzten Jungen wegzuziehen. Unter Müh und nicht selbstverletzt zu werden, hatte er den Schnabel zu fassen bekommen. Ohne über die noch immer gefährliche Situation nachzudenken, steuerte ich auf das am Boden liegende Knäul zu. Die Kleidung ähnelte nur noch einem Fetzen, welches sich immer mehr mit einer dunkelroten Flüssigkeit vollsog. Ich sah die Finger und Ellenbogen, die sich in einer unnatürlichen Position befanden. Über ihm knieend versuchte ich grob zu untersuchen, ob lebensgefährliche Verletzungen vorlagen. Den Zauberstab in einem ruhigen Tempo über ihm schwingend, murmelte ich die Phrasen des Heilzauberspruches. Das Blut verschwand nicht, doch schien es für den Moment gebannt.
Es war still geworden. Der Schock saß tief, in jedem von uns. Ich spürte das Zittern meiner Knie, die kaum noch die Last meines Körpers halten konnten. Mir war Heiß und Kalt zugleich. Doch irgendwann räusperte der junge Gryffindor sich. Er schien wieder zu Bewusstsein zu kommen. Ein gutes Zeichen. Zumindest hoffte ich das.
„Hagrid, wir müssen ihn in den Krankenflügel bringen!" Schrie ich dem Riesen etwas hysterisch zu, ohne dabei die Augen von dem Verletzten zu nehmen. Kurz darauf hörte ich schon die panisch, stampfenden Schritte näherkommen. Behutsam hob er den Jungen auf und blickte überfordert in jede Richtung.
„Wir bleiben hier und kümmern uns um die Schüler." Hermine blickte hoch hinauf zu dem Riesen, der nur mit einem stummen nicken antwortete.
Ohne nach Erlaubnis zu fragen, folgte ich ihm. Bei seinen schnellen Schritten, fiel es mir allerdings deutlicher schwer mitzuhalten. Daher rannte ich eher durch Stein und Geäst.
Miss Pomfrey erwartete uns schon bereits am Tor der Krankenstation. Ihr lockiges Haar, war hinter der weißen Haube fest zusammengebunden. Einzelne schmale Strähnen hatten sich allerding losgelöst und hingen ihr schmeichelnd ins Gesicht.
Während Hagrid den jungen Schüler auf das hin dirigierte Bett ablegte, erklärte er völlig aus Atem den Vorfall. In seiner Stimme hörte man das schlechte Gewissen und die Sorge heraus.
Erst als mein Name in Hagrids Geschichte fiel, richtete sich die Aufmerksamkeit der beiden auf mich. Bisher stand ich unbeholfen hinter ihnen, doch nun stieg mir das Blut in meine Wangen.
„Welchen Zauber hast du auf ihn wirken lassen?" das Staunen lag nicht nur in ihrem Tonfall, sondern war ihr auch aufs Gesicht geschrieben. Ich schluckte schwer.
„Einen Sangius sanitatem." Sie schwieg. Schaute lediglich tief in meine Augen, als überprüfe sie darin meine Aussage und blieb stumm. Keine Ahnung, wie ich das zu deuten hatte.
Als wären Stunden vergangen, wandte sie sich ab und verfiel in eine Art Trance, in der sie ihre heilenden Künste empor rief.
So gut es ging, versuchte ich in der Zwischenzeit den Wildhüter zu beruhigen und schaffte es, das er irgendwann zur Klasse und zu seinen Tieren zurückkehrte. Dort konnte er mehr tun, als hier. Hinter ihm fiel die schwere Tür ins Schloss und mit ihm verschwand auch ein großer Teil der Panik.
Nur einen Moment schloss ich die Augen, atmete tief die Luft durch die Nase ein und spürte die Kälte in meine Lungen eindringen. Für einen kurzen anhaltenden Augenblick, besann ich mich zur Ruhe und ließ die Nervosität von dannen ziehen. Der kühle Kopf ließ die Schweißperlen auf der Stirn verrauchen. Entschlossen drehte ich mich zu dem Szenario hinter mir. Bereit die helfende Hand zu sein, die gebraucht wurde.
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Für Immer ab Jetzt (Severus Snape Fanfiction)
FanficHogwarts. Ein Ort der Fantasie und Zuversicht. Ein Ort, der für Lyra ein Neuanfang, aber auch das über sich selbst hinauswachsen bedeutet. Schon jetzt stehen der Zauberwelt dunkle Zeiten bevor. Vor vorgehaltener Hand munkelt man, dass das Böse wie...