Die Tür fiel in das verrostete Schloss und Severus lehnte seinen pochenden Kopf an das fahle Holz. Er schloss die Augen, wollte die Sinne abschalten, die vor Anspannung schon zu kribbeln schienen. Tief atmete er ein.Lily.
Dieser Name hallte immer wieder durch seine zermürbenden Gedanken. In ihren Augen hatte er sich immer wieder und wieder verloren. Sie war es, dessen lächeln ihn daran erinnerten, noch etwas anderes als Bitterkeit zu fühlen. Er schien sie zu hören. Ihre liebliche Stimme, die ihn wie die Glocken eines Schlittens im Winde, einem Herz und Verstand dahinschmelzen ließen. Sie war hier. So nah, dass Severus die Illusion nicht mehr von der Realität unterscheiden konnte. Er sah sie vor sich. Die roten Haare, die ihr Temperament und den Sinn nach Abenteuer nur unterstrichen. Ihre zarten Lippen, die ihn immer anlächelten, wenn ihre Augen auf ihn trafen. Der zierliche Körper, der dennoch nur so vor Stärke strotzte.
Und dann waren da noch diese Augen. Dieses grün, in die er sich bei dem ersten Anblick verliebt hatte. Severus konnte sich nicht vorstellen, dass es überhaupt möglich war, diese liebevollen Augen nicht zu lieben. Niemals hatte er solch eine Schönheit wie Lily es war gesehen. Lily...
Der Schmerz quoll unausweichlich wie ein Schwamm in seinem Inneren auf. Er hatte sie so lange verdrängt. Es war so unerträglich, dass der in sich kauernde Professor es nicht auszuhalten schien. Jeden Tag kostete es ihn so viel Kraft, sie wegzusperren. Doch er tat es. Für sie.
Obwohl so viel Zeit vergangen war, fühlte er den Schmerz, als wäre die Wunde erst eben geschehen. Eine Wunde die so tief aufklaffte, dass es unmöglich schien, mit ihr weiterzuleben. Und doch war Severus jeden Tag der Beweis das es möglich war. Oder?
Vielleicht war er seitdem körperlich am Leben. Doch seelisch fühlte er sich schon lange tot. Dieser Tag hatte ihm alles geraubt und genommen. Seine Welt komplett in Dunkelheit getränkt. Und jeden Tag war es ein Kampf, nicht in ihr zu ertrinken, obwohl es doch so leicht war.
Seine Füße brachten ihn zu seinem Schlafzimmer. Jenes in der sich der Nachtschrank mit der einen Schublade befand. Eine Schublade die er kaum zu berühren vermochte, aus Angst sich bei der bloßen Berührung an ihr zu verbrennen. Fast schon lächerlich, wenn er darüber nachdachte. Und doch zögerten seine Finger für einen Augenblick bis er sie dann öffnete. Die kleine Holzkiste, die verschlossen in ihr ruhte wirkte fast schon paralysierend auf den Tränkemeister. Der Name blieb ihm im Halse stecken. Seine Stimmenbänder versagten schon bei dem Gedanken an diesen Namen. Und doch stand er deutlich in seinem Kopf, nahm alles ein und ließ nur Platz für diese vier Buchstaben. Buchstaben, die das magische Schloss entriegelten und das innere freigaben, welches der intimste Besitz des Professors war. Ein Besitz, der mit Geld nicht zu bezahlen war und doch mit so vielen Emotionen einhergingen. Schon so lange schützte er diesen Inhalt. Vielleicht vor den anderen, aber vor allem vor sich selbst. Schon viele Jahre hatte er sie nicht mehr geöffnet. Sie im geschlossenen Zustand beobachtet und Stunden darauf gestiert. Es waren die schönsten und gleichzeitig die schlimmsten Dinge, die der schlaksige Mann besaß. Ungern, nein mit aller Macht versuchte er nicht an jenen Tag zurückzublicken. Obwohl dieser Tag ihn immer und immer wieder einholte und ihn lehrte, welch Schande er doch war. Diese Stunden, waren seine Schwäche. Eine Schwäche, die all seine Macht besaßen und nahmen. Doch er durfte diese Schwäche nicht besitzen. Sowas konnte sich Severus nicht leisten. Niemals dürfte sie an die Oberfläche gelangen und offenkundig für alle sichtbar sein. Und doch blickte er ihr geradewegs entgegen. Für einen Wimpernschlag, war die Fassade eingebrochen. All der Schmerz und auch die Angst, vor der Kiste in seiner Hand zeichneten sich auf dem aschweißen Gesicht nieder. Es war nur ein kurzer Augenblick. Und doch ein Fehler.
So etwas durfte nicht passieren. Nie. Doch die Narben saßen tief. Hatten sich eingebrannt und loderten wie ein frisches Brandmahl auf der blassen Haut auf.
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Für Immer ab Jetzt (Severus Snape Fanfiction)
FanfictionHogwarts. Ein Ort der Fantasie und Zuversicht. Ein Ort, der für Lyra ein Neuanfang, aber auch das über sich selbst hinauswachsen bedeutet. Schon jetzt stehen der Zauberwelt dunkle Zeiten bevor. Vor vorgehaltener Hand munkelt man, dass das Böse wie...