Sofia POV
Es war bereits sehr spät, als Felix mich anrief. Verschlafen blinzelte ich meinem aufleuchtenden Handydisplay entgegen. Ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen, ich war noch ganz benommen, als ich seinen Anruf entgegennahm und ein "Hey du.", hervorstieß.
Es war ungewöhnlich für ihn, mich mitten in der Nacht wach zuklingeln, es war 2 Uhr morgens, also wusste er, dass ich schon längst im Bett war. Genau deswegen machte ich mir sofort Sorgen.
Ich kenne ihn schon seit der Grundschule, er ist damals neu in unser Dorf gezogen und kannte noch niemanden. Er malte genau so gerne wie ich, wir haben im Kunstunterricht immer sehr viel Spaß gehabt. Wir haben uns relativ schnell angefreundet und seitdem sind wir unzertrennlich.
Ich hatte damals nicht viele Freunde. Die anderen Kinder hatten mich immer wegen meiner Sommersprossen gehänselt.
Deshalb hatte ich schon immer große Probleme mit mir und meinem Aussehen.
Felix war der erste, der mir ein Kompliment dafür gemacht hatte. Auch meine blonden Locken fand er damals schön, obwohl ich sie immer hasste.
Durch ihn lernte ich, mich selbst zu lieben, auch wenn ich immer kleiner war als die anderen und nicht denn typischen Schönheitsideal entsprach.
Er machte zwar oft Witze über meine Größe, doch er sagte mir oft, dass ich nun mal auf das Beste reduziert sei. Damit konnte er mich immer aufmuntern.
„Sofia!" Seine Stimme klang aufgelöst. Sofort schnellte ich nach oben und saß hellwach im Bett. "Laura hat gerade mit mir Schluss gemacht!", schluchzte er fürchterlich.
So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich hielt kurz inne. Die beiden waren bereits seit 2 Jahren zusammen und wohnten gemeinsam. Die Nachricht traf mich sehr. Dass Felix leidete, war die Hölle für mich.
Ich rieb mir die Stirn und dachte kurz nach.„Soll ich vorbei kommen?", fragte ich sichtlich schockiert über die Neuigkeit.
„Ja, Bitte.", antwortete er knapp. Wir verabschiedeten uns noch kurz und dann legte ich auf.
Ich sprang aus dem Bett und zog mir den nächst besten Pullover über, den ich finden konnte, schnappte mir meine Schlüssel und zog die Wohnungstür hinter mir zu.
„Wie kann ich ihm nur helfen?", seufzte ich, als ich mich auf meinen Autositz fallen ließ.
Es war stockdunkel, nur die Straßenlaternen glühten hell, die Luft war kalt und klar.
„Ich besorge ihm Eis und Alkohol, das hilft immer!", dachte ich mir und fuhr noch schnell zur Tankstelle.
Bei ihm angekommen, klingelte ich und er öffnete mir unter Tränen die Türe.
Sofort nahm ich ihn fest in den Arm.
Er war so groß, dass ich meinen Kopf perfekt in seine Halsbeuge passt.
Ich blickte ihn an und sah, dass seine Eisblauen Augen schon ganz Rot vom weinen waren.
„Ich hab dir Eis und Alkohol mitgebracht, lass uns reden.", gab ich bekannt und wir begaben uns auf seine Couch. Überall lagen Taschentücher. Die Trennung muss ihm ganz schön zugesetzt haben.
Ich holte uns zwei Gläser und schenkte uns Vodka-Bull ein. Er trank es in einem Zug.
„Also, was ist passiert, Felix? Ihr wart doch vor kurzem erst im Urlaub.".
Er schluckte.
„Ich dachte eigentlich, dass bei uns alles super lief, ich habe sogar schon überlegt, ihr einen Antrag zu machen.", begann er. Eine Träne kullerte ihm die Wange herunter.
„Der Urlaub war auch super schön. Nur leider hat sie das wohl anders empfunden. Seit wir wieder hier waren, war sie ganz komisch zu mir. Sie wollte auch schon seit Wochen keinen Sex mehr.", gab er zu.
„Oh..", war das einzige, das ich dazu sagen konnte.
„Wie es aussieht war der Grund dafür ein anderer Mann. Sie hat mir heute gebeichtet, dass sie ihn in unserem Urlaub kennengelernt hat.", er konnte sein Schluchzen nicht mehr unterdrücken und heulte los.
Fassungslos starrte ich ihn an. Felix ist wirklich ein toller Kerl, kreativ, mitfühlend, hilfsbereit und Humor hat er auch. Wie konnte ihm so etwas nur passieren?
Sofort nahm ich ihn in den Arm. „Das tut mir so leid für dich, das hast du wirklich nicht verdient.", versuchte ich ihn zu trösten.
Ihn so zu sehen war sehr schlimm für mich.
Ich drückte ihn ganz fest, während er in sich zusammensackte.
„Ich vermisse sie jetzt schon so sehr. Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen.", weinte er.„Eine Trennung ist immer schmerzhaft, da kann man leider nichts machen. Aber hey, ich bin für dich da, du wirst das durchstehen! Und in ein paar Monaten wirst du froh sein, dass du sie los bist.", sagte ich so einfühlsam wie möglich.
Ich mochte Laura noch nie wirklich. Sie war super zickig und wegen ihr habe ich Felix kaum noch zu Gesicht bekommen. Er hatte so viel besseres Verdient.
„Und wie geht es jetzt weiter? Habt ihr darüber gesprochen?", fragte ich nach einer Weile.
„Sie war so gnädig, mir unsere Wohnung zu überlassen, da ich nicht mehr zurück zu meinen Eltern will. Morgen holt sie ihre Sachen ab.", seufzte er.
„Na, das ist ja wohl das mindeste!", antwortete ich aufgebracht.
„Nur leider kann ich mir die Wohnung nicht alleine leisten..", sagte er und seufzte.
„Aber zu meinen Eltern will ich nicht mehr, sie haben mich nie wertgeschätzt.".
Das Verhältnis zu Felix Eltern war schon immer schwierig. Er hatte das Pech Eltern zu erwischen, deren Erwartungen so hoch waren wie der Eiffelturm. Seine Noten waren nie gut genug, seine Freunde schlechter Umgang und generell konnte er es ihnen nie Recht machen. Darunter litt er bereits seit wir Kinder waren, zum spielen gingen wir meist zu mir oder wir trieben uns draußen rum. Alles war besser, als das Gefühl zu haben, eine ewige Enttäuschung zu sein.
„Ich weiß, Felix. Mach dir keine Sorgen, wir finden eine Lösung.", ermutigte ich ihn.
"Bevor du zu deinen Eltern ziehen musst, suchen wir uns gemeinsam ein gemütliches Plätzchen unter der nächsten Autobahnbrücke!", lachte ich.
Ich stellte erleichtert fest, dass auch über seinen Mund ein Grinsen huschte.
Wir tranken ein weiteres Glas und schwiegen.
„Ich habe eine Idee.", sagte ich nachdenklich. „Wie wäre es, wenn wir uns die Brücke sparen und ich zu dir ziehe? Dann können wir uns die Miete teilen. Außerdem wollte ich schon lange mal aus meinem Elternhaus raus.", schlug ich vor.
Seine Eisblauen Augen begannen zu strahlen.
„Das wäre super! In nächster Zeit werde ich auch sehr froh sein, dich bei mir zu haben. Ist das wirklich okay für dich oder spricht da der Alkohol aus dir?", erkundigte er sich.
„Wenn ich die Idee nicht gut finden würde, hätte ich es nicht vorgeschlagen.", lachte ich.
„Oh danke, Sofia! Du bist einfach die Beste! Ich bin so froh, dich als beste Freundin zu haben.", freute er sich und umarmte mich.
Es war schön, ihm zumindest diese eine Sorge nehmen zu können. Und ich freute mich auch, denn dann kann ich meinen Felix noch viel öfter sehen.
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Bin ich nur sein Trostpflaster?
RomanceSeit der Grundschule sind Sofia und Felix unzertrennlich. Also ist Sofia natürlich auch für ihn da, als er von seiner Freundin sitzen gelassen wird. Doch war es ein Fehler, gleich bei ihm einzuziehen? Als die Beiden sich eines Abends ein Glas zu v...