12. Ablenkung

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Felix P.o.V

Sofia war nun schon seit Stunden mit diesem Typen unterwegs.
Da sie mir bisher keine einzige Nachricht geschrieben hatte, ging ich davon aus, dass das Date gut lief.
Ich atmete tief ein.
Irgendwie störte es mich, dass sie mit diesem Möchtegern Bodybuilder ausging, während ich hier einsam und traurig zuhause saß.
Vielleicht würde es mir auch gut tun, wenn ich mal etwas aus meinem Trott heraus kommen würde.
Ich überlegte und blickte dabei aus dem Fenster. Daraufhin kam mir dieses Mädchen vom Supermarkt wieder in den Sinn... Susanne oder Sabrina hieß sie.
Ich suchte den Kontakt in meinem Handy und starrte diesen zunächst minutenlang an.
Soll ich sie einfach anrufen? Oder wäre eine WhatsApp-Nachricht jetzt eher angebracht?
Ich machte mir mal wieder viel zu viele Gedanken.
„No Risk, no fun.", dachte ich mir und rief sie letztendlich einfach an.
Ich spürte mein Herz pochen, ich wurde ganz nervös.
Normalerweise war ich immer ein sehr schüchterner Mensch. Außerdem hatte ich bisher sehr wenige Erfahrungen mit Dates gemacht, da Laura meine erste Freundin war und wir uns durch Glück in der Schule kennengelernt haben.
„Hallo, wer ist da?", fragte mich Sabrina plötzlich.
„Hey, ich bin Felix, wir haben uns letztens im Supermarkt getroffen. Ich war der, der keine Ahnung von Kochen oder irgendwelchen Rezepten hatte.", lachte ich peinlich berührt ins Telefon.
„Oh Hi! Ich dachte schon, du meldest dich nie!", entgegnete sie erfreut.
Sie hatte sich meinen Anruf wohl gewünscht.
„Hättest du Lust, dich mit mir zu treffen? Wir können ja vielleicht heute Abend in eine Bar gehen?", wollte ich wissen.
Puh, jetzt folgt der Moment der Wahrheit. Nun würde ich erfahren, ob sie Interesse an mir hat.
„Na klar, gerne! Da wir im selben Supermarkt einkaufen waren, gehe ich mal davon aus, dass wir nicht weit voneinander weg wohnen. Wollen wir in die Bar am Bahnhof gehen?", hakte sie schließlich nach. Sehr gut, sie ist auf meinen Vorschlag eingegangen!
„Haha jaa, da hast du wohl recht", begann ich lachend.
„Ich wohne zu Fuß nur fünf Minuten davon entfernt. Wollen wir uns dort treffen? Vielleicht um 19 Uhr?", fuhr ich fort und lief dabei wie ein Dulli durch meine Wohnung.
„Ja, das passt! Dann bis später.", verabschiedete sie sich.
„Bis später! Ich freue mich schon.", entgegnete ich und legte auf.
Es waren noch 2 Stunden bis zum Date.
Ich hüpfte also schnell unter die Dusche und stellte mich vor meinen Kleiderschrank.
Ich war ein wenig überfordert, da ich keine Ahnung hatte, was man zu einem Date anziehen soll.
Soll ich einfach ein T-Shirt und eine Jeans anziehen oder ist das zu casual? Ist ein Hemd vielleicht angebrachter oder ist das zu schick?
Ratlos lief ich in meinem Zimmer hin und her.
Am liebsten würde ich Sofia fragen, doch sie war immer noch mit diesem blöden Typen unterwegs.
Nachdem ich mich 20 Minuten später immer noch nicht entscheiden konnte, rief ich Sofia letztendlich doch an.
Es klingelte. Ich wusste nicht genau, was ich erwartet hatte, aber sie ging nicht ran. Sie war wohl schwer mit diesem Lockenkopf beschäftigt.
Ob sie ihn schon geküsst hatte? Oder vielleicht sind sie auch schon weiter gegangen?
Diese Gedanken verursachten eine Gänsehaut bei mir, sie lösten ein sehr unangenehmes Gefühl bei mir aus. Aber wieso empfand ich so?
Darüber wollte ich gar nicht genauer nachdenken, also schlug ich mir diesen Gedanken aus dem Kopf und entschied mich letztendlich für ein Holzfäller-Hemd mit schwarzer Hose.
Ich wusste eigentlich gar nicht, wieso ich auf dieses Date gehen wollte.
Eine Beziehung wollte ich in naher Zukunft sicherlich nicht.
Vielleicht wollte ich auch nur Bestätigung. Oder einfach nur unbedeutenden Sex.
Als ich auf meine Uhr blickte, bemerkte ich, dass es bereits 18:45 Uhr war.
Ich hatte also keine Zeit mehr, um mir noch weitere Gedanken darüber zu machen.
Ich schrieb noch kurz eine Nachricht an Sofia, dass ich ausgehen würde und verließ die Wohnung.
Ich ließ mich einfach auf den Abend ein und wollte mal schauen, wo dieser Hinführt.

Sofia P.o.V

Das Date fühlte sich an, wie in einem Film.
Ich blendete die ganze Außenwelt aus, sodass ich nicht mal bemerkte, dass es langsam kalt und dunkel wurde.
Luca war wirklich süß und ich wollte es kaum zulassen, dass dieser Tag endet.
Plötzlich bemerkte ich, dass mein Handy klingelte. Es war Felix.
Ob es ihm wohl gut ging? Hatte er mich vielleicht angerufen, weil er schon wieder rotzevoll und traurig war? Ich machte mir Sorgen um ihn.
Da es langsam dunkel wurde, überlegte ich, wieder Nachhause zu fahren.
Luca bemerkte wohl, dass ich nachdenklich war und fragte, ob alles okay sei.
„Es wird langsam kalt und Felix hat mich gerade angerufen... er wurde erst vor ein paar Tagen verlassen und ich mache mir Sorgen um ihn.", gab ich ehrlich zu.
Er stand auf, reichte mir seine Hand und nahm mich fest in den Arm.
„Der Tag mit dir war sehr schön, ich hoffe sehr, dass wir uns bald wieder sehen.", flüsterte er in mein Ohr und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.
Ich musste sofort grinsen.
„Ich fand den Tag heute auch sehr schön. Ich melde mich morgen bei dir.", verabschiedete ich mich von ihm und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Er nahm vorsichtig meine Hand und begleitete mich Händchenhaltend zu meinem Auto.
Dort angekommen küsste er mich erneut auf den Mund und verabschiedete sich.
Ich winkte ihm noch einmal kurz und stieg ein, um zu Felix zu fahren.

Zuhause angekommen bemerkte ich, dass Felix nicht da war. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass er mit diesem Mädchen aus dem Supermarkt aus war. Na toll! Dafür bin ich extra Nachhause gefahren? Ich hatte mir wohl unnötig Sorgen um ihn gemacht.
Es scheint ihm ja gut zu gehen, wenn er bereits mit einer anderen Ausgeht!
Der Gedanke, dass Felix gerade mit einer anderen Frau unterwegs war, gefiel mir nicht.
Aber andererseits war der Tag mit Luca so schön! Ich sollte Felix einfach vergessen und mich voll und ganz auf Luca konzentrieren.
Vielleicht hat die Freundschaft mit Felix so dann noch eine Chance.
Im Moment fiel es mir schwer, Felix als meinen besten Freund zu sehen. Ich wollte eigentlich mehr als das, aber für ihn würde ich wohl nie mehr sein.
Ich seufzte und ging in mein Zimmer.
Ich wollte mir diesen schönen Tag nicht von Felix versauen lassen, also beschloss ich, ins Bett zu gehen.
Vor dem Einschlafen ließ ich den heutigen Tag noch einmal Revue passieren und konnte mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen. Kurze Zeit später schlief ich ein.

Das Zuschlagen der Tür riss mich aus dem Schlaf. Felix war wohl Nachhause gekommen.
Ich hörte aus dem Wohnzimmer ein rumpeln.
Kurze Zeit später warf er seine Schlafzimmertür zu.
Plötzlich hörte ich, dass sein Bett wackelte.
Eine Frauenstimme stöhnte lautstark.
Er hatte wohl Sex mit ihr.
Das mit anzuhören war furchtbar für mich.
Ich hielt mir das Kissen über meine Ohren, ich wollte dir Geräusche einfach nur ausblenden.
Es schmerzte zu sehr.
Ob er zu ihr auch so zärtlich war wie zu mir in jener Nacht?
Mit stiegen Tränen in die Augen, diese Situation war einfach nur die Hölle für mich.
Ich konnte mir ein Schluchzen nicht verkneifen und begann zu weinen.
Wieso tut er mir das nur an?
Wie konnte er unsere magische Nacht nur vergessen?
Eigentlich sollte ich dort mit ihm liegen...
Jeder Gedanke war schmerzhafter als der vorherige.

Bin ich nur sein Trostpflaster?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt