Kapitel 3

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Mein Handywecker reisst mich aus meinem unruhigen Schlaf.

Ich weiss, dass es ungesund ist das Handy nachts im Zimmer zu haben. Wegen den Strahlen und so. Aber ich habe keinen anderen Wecker und heute darf ich nicht verschlafen.

Heute ist schliesslich mein erster Schultag. Ich freue mich zwar nicht sonderlich darauf, hauptsächlich wegen der Angst, dass mich jemand wieder erkennt.

Ich bin jetzt schon 6 Tage hier bei Jenny. Wir verstehen uns immer besser. Ich mag sie echt. Langsam schlurfe ich in das Badezimmer. Ich schaue in den Badezimmerspiegel. Ein verschlafener Zombie sah mir entgegen. Na super.

Nachdem ich meine Morgenroutine volbracht habe und mein Gesicht einigermassen anschaulich aussieht, gehe ich runter um zu frühstücken. Als ich mein Müsli schon halb gegessen habe, kommt Jenny auch runnter.

„Morgen", nuschle ich mit vollem Mund.

„Heyy Emma. Bist du bereit für den Schultag?"

„Werde schon nicht sterben." Sie lächelt leicht wegen meinen Worten.

„Du schaffst das schon. Ich kann dich aber leider nicht hinbringen. Ich muss zur Arbeit", meint Jenny. Sie arbeitet als Krankenschwester.

„Ist schon okay. Es ist ja nicht weit weg. Ich kann gut zu Fuss gehen."

„Das ist super."

Nachdem ich mein Müsli fertig verschlungen habe, gehe ich hoch und trage noch etwas Schminke auf. Nicht viel aber ein wenig gehört einfach dazu.

Ich denke nun bin ich bereit. Ich nehme meine schwarze Schultasche und stopfe das Etui rein. Noch schnell einen Apfel für's Znüni und mehr brauche ich glaube ich nicht mehr. Ich stolpere die Treppenstufen runter. Fast bin ich hingefallen. Gerade noch so konnte ich das Gleichgewicht finden. Endlich bin ich an der Haustür angekommen.

„Tschüss Jenny bis am Abend."

„Bye Emma. Das Mittagessen ist im Kühlschrank. Du musst es nur aufwärmen. Viel Glück in der Schule", ruft sie mir hinterher.

„Okay ist gut mache ich und danke." Leicht gestresst trete ich aus der Tür ins Freie. Es ist schon 10 vor acht.

In einer viertel Stunde fängt die Schule an. Vor mir liegt ein Weg von 10 Minuten und ich sollte vielleicht etwas früher da sein. Mit schnellen Schritten haste ich die Strassen entlang bis zur Schule. Am Schultor bleibe ich schnell Atmend stehen.

Es sind schon viele Schüler da. Auf den ersten Blick erkenne ich niemanden von früher, doch das muss nichts heissen. Nicht nur ich habe mich in den vier Jahren verändert. Noch einmal tief einatmen und dann kann's losgehen.

Ich schreite durch das Tor. Ein paar Blicke von Schülern bleiben bei mir hängen. Aber es sind musternde Blicke. Niemand ruft meinen Namen.  Ich glaube es erkennt mich niemand. Glück gehabt. Schnell husche ich durch die Schulhaustür. Zum Glück weiss ich wo das Sekretariat ist und muss niemanden nach dem Weg fragen.

Dort angekommen, werde ich von der Sekretärin begrüsst. Ich bekomme meinen Stundenplan. Jetzt bin ich in der Klasse 8c.

Die ersten zwei Stunden habe ich Deutsch bei einem gewissen Herr Steiner. Die Sekretärin hat mir eine Wegbeschreibung geliefert, was auch notwendig war. In diesem Zimmer hatte ich nie Unterricht gehabt und wahrscheinlich hätte ich mich verlaufen.

Da das Gespräch vorhin etwas länger gedauert hat, bin ich etwas zu spät und der Unterricht hat schon begonnen. Ich klopfe an die braune Holztüre. Die Stimmen im Inneren verstummen und Schritte nähern sich der Tür. Schwungvoll wird die Tür aufgerissen und ein schon etwas betagter Lehrer schaut mich an.

„Hallo ich bin Emma die neue Schülerin", murmle ich etwas zögerlich.

„Oh hallo Emma. Ich bin Herr Steiner. Komm doch rein. Herzlich willkommen in der Klasse."

Er klingt recht sympathisch. Ob er wohl mein neuer Klassenlehrer ist? Er tritt von der Tür weg und lässt mich durch. Langsam laufe ich in den Raum. Ungefähr 20 Augenpaare folgen mir. Nun stehe ich etwas verloren in der Gegend herum.

„Willst du dich gleich vorstellen?", fragt Herr Steiner mich. Ich nicke leicht und stelle mich vor die Wandtafel.

„Hallo alle zusammen. Ich heisse Emma und bin 15 Jahre alt. Ich bin mit meinen Eltern hierhergezogen. Meine Hobby ist Zeichnen und Basketball spielen", sage ich schüchtern.

Ich weiss, dass das mit den Eltern gelogen ist, aber es ist besser so. Ich will nicht, dass jeder mich mitleidig betrachtet und ich das Mädchen ohne Eltern und Brüder bin.

Ich will, dass sie mich als Emma ansehen. Das ich als normales Mädchen abgestempelt werde. Und das geht halt leider nicht, wenn ich sage, dass meine Eltern tot sind, meine Brüder weggegangen sind und ich die letzten 4 Jahre im Kinderheim verbracht habe.

Damit wäre ich in wenigen Minuten das Hauptthema Nummer eins der ganzen Schule und auf das habe ich definitiv keine Lust. Deswegen ist diese Taktik am besten. So bist du einfach das neue Mädchen und die Meisten lassen dich einfach in Ruhe. Die Wahrheit darf einfach nicht ans Licht kommen, denn dann, das weiss ich, wäre es mit der Ruhe schnellstens vorbei.

„Gut gut. Setz dich doch neben Maia" Ich habe keine Ahnung, wer Maia ist, doch da nur ein Platz frei ist, vermute ich mal, dass es das Mädchen nebenan ist.

„Hey ich bin Maia", stellt sich das Mädchen auch gleich vor und schenkt mir ein Lächeln.

„Emma." Ich lächle freundlich zurück.

„Wenn du willst, kann ich dir in der Pause die Schule zeigen?" „Wenn du Lust hast gerne." Es ist ja jetzt nicht wirklich so, alswürde ich die Führung brauchen. Aber Maia wirkt nett. Ich denke wir könnten Freunde werden.

„Ja klar", erwidert sie daraufhin.

„Super" Dann stehe ich auch in der Pause nicht so alleine herum. Dann konzentrierte ich mich auf den Unterricht und sie schaut ebenfalls zu dem Lehrer.

Rückkehr  - Wenn alte Wege sich wieder treffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt