where the wild roses grow | l.m

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»They call me the Wild Rose«

Meine feingliedrigen Finger fahren durch mein rabenschwarzes Haar. Mein Blick ist starr nach vorne gerichtet. Ein sanftes Lächeln liegt auf meinen Lippen, während meine Augen kalt wirken. So wie ich mich auch fühle. Kalt. Leer. Leblos.

»Y/N«, reißt mich die herrische Stimme meines Vaters aus den Gedanken. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blicke in die kältesten Augen, die ich jemals erblickt habe - die meines Vaters. Sein kühles Blau bohrt sich in meine Augen, es fühlt sich an, als würde ich alleine von seinem Blick erfrieren.

»Vater«, sage ich respektvoll und neige leicht meinen Kopf, so wie er mir das die letzten Jahre, seitdem ich ein kleines Kind war, beigebracht hat. »Wunderschöne Rose...«, haucht er und streicht über meine Wange. Ich zucke bei seinen eiskalten Fingern zusammen und ernte sofort einen böses Blick von meinem Vater, dessen dunkelgrüner Umhang sich wie eine zweite Haut um seine breite Statur schmiegt.

Er steht über mir, sodass ich mich klein fühle. Was ich in dieser Welt der Unterdrückung auch bin. Klein und ein niemand.

»Kleine, wilde Rose...«, kommt es zischend über seine Lippen, während ich seinen stechenden Augenkontakt standhalte. »Du weißt, was wir von dir erwarten. Jahre haben wir dich auf diesen Moment vorbereitet. Bringe keine Schande über unsere Familie, Y/N.«

Mehr als ein Nicken bekomme ich nicht zustande. Spöttisch funkeln mir seine Augen entgegen, sein Blick reicht aus, um mich zum verstummen zu bringen. Dazu, nichts zu sagen, mich nicht dagegen zu wehren. Doch so ist mein Leben, seit der Sekunde meiner Geburt ist es vorbestimmt, einen anderen reichen Zauberer zu heiraten, um die adlige Blutlinie, weiter zu führen.

Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Irgendwann. Doch jetzt ist er zum greifen nah, dass es mir die Kehle zuschnürt. Am liebsten würde ich mich in die Bibliothek verkriechen, ein Roman lesen, wo die Protagonistin die Liebe erfährt, nach der ich mich verzehre.

Doch das ist nicht mein Leben und wird es auch nie sein.

»From the first day I saw her I knew she was the one«

Ich habe nie gelernt zu lieben, habe mir geschworen, es nie zu tun. So wie mein Vater, der mir alles beigebracht hat. Der mir gezeigt hat, dass Liebe einen schwach macht. Dass Gefühle schwach machen. Das einzige, was auf dieser verhassten Welt zählt, ist Macht - die ich habe.

Mein Leben war vorgeschrieben und ich habe mich nie dagegen gewehrt. Weil ich überleben wollte, weil ich es nicht besser weiß und weil ich das Ebenbild meines Vaters bin. So sehr ich ihn auch verachte, verachte ich auch mich.

Narzissa, meine Frau, steht direkt neben mir, starrt mit ihren Augen aufgeregt durch den Saal, während ich lustlos und mit zusammengepressten Lippen zur Bar sehe. Sie ist eine unbefleckte Seele und hat mich nicht verdient, auch wenn sie blind dafür ist. Schon als wir noch auf Hogwarts waren, hat sie mir immer nachgesehen, sich all das Schöne versprochen - doch ich bin nicht das Gute. Ich bin das Böse, das war ich schon immer und das werde ich immer sein, bis zu meinen Tod.

Nie habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was ich will, oder nicht. Ob es richtig oder falsch ist. Es gehört sich nicht. Ich habe Macht. Geld. Alles, was ich in dieser Welt brauche um zu überleben.

»Darf ich zu meinen Freundinnen gehen?« Narzissas schüchterne Stimme lässt mich zu ihr umdrehen. Kurz wandern meine Augen zu ihren rot geschminkten Lippen, doch ich fühle nichts, wenn ich sie ansehe, außer Bedauern. Darüber, dass sie so naiv ist.

»Geh!«, sage ich kalt. Lieblich lächelt sie mich an, schaut mir noch in meine grauen Augen, ehe sie zu ihren Freundinnen geht und aus meinem Blickfeld verschwindet.

after all this time - harry potter oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt