Blutverlust

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Kapitel 14


Nasus öffnete die Augen. Er stand auf und lief zum Fenster. Er öffnete es und sah hinaus auf den Innenhof. Dort sah er wie Gragas sich kampfbereit machte.

Er reckte und streckte sich und ließ seine Knochen knacken. Sein Gegner, ein kleiner, blasser junge mit einer dicken Brille ging zaghaft auf ihn zu.

„Eigenartig", dachte Nasus bei sich. Andererseits hatte er genug Seltsames gesehen, um sich kein vorschnelles Urteil über etwas oder jemanden zu bilden. Besonders nicht hier, in der Akademie der Liga. Er stützte sich auf das Fenstersims und schaute gespannt zu.


Gragas schien hochmotoviert und lächelte seinem gegenüber zu.

„Dann wollen wir mal kleiner", sagte er zwinkernd.

Sein Gegner nickte schüchtern. Er griff unter sein Hemd und kramte etwas daraus hervor.

Ein Inhalator, wie in Asthmatiker benutzen. Er setzte ihn an den Mund und nahm zwei tiefe Züge. 

Gragas hob fragend eine Augenbraue. Der Junge atmete schneller und begann zu zittern.

„Hey, mach dir keinen Stress", sagte Gragas mitfühlend. „Das hier ist nur ne Übung".

Der Junge schlug seine Hände vor die Brust, als hätte er starke Schmerzen und stieß ein langegezogenes Heulen aus.

„Das klingt gar nicht gut", piepste Twitch ängstlich.


Die Kleidung des Jungen riss plötzlich an vielen Stellen ein, während sein Körper anschwoll. Dichtes braunes Fell überwucherte seinen Körper und sein Kopf nahm ein wölfisches Aussehen an. Seine Hände wurden zu Pranken, gekrönt von silbernen Klauen. Er stieß ein weiteres, markerschütterndes Heulen aus und blickte Gragas mit seinen Wolfsaugen an. Dabei fletschte er die Zähne und Sabber tropfte ihm aus dem Mundwinkel. 

„Sitz!", befahl Gragas barsch. Swain huschte ein fieses Grinsen über sein Gesicht, als er den Befehl gab:"Fangt an!".


Mit einem Satz stürzte sich der Wolf auf Gragas, aber anstatt auszuweichen hieß er ihn mit seiner rechten Faust Willkommen. Sie donnerte gegen die Wolfsnase und warf ihn zurück. Doch der Wolf war schnell wieder auf den Beinen. Er rannte leicht gebückt auf Gragas zu und knurrte dabei bösartig. 

Gragas zog mit der linken Hand eine Dose aus seiner Tasche, während er die Rechte zum Schlag zusammenballte.

Ein Hagel von Klauenhieben ging auf Gragas nieder und zerfurchte seinen Bauch.


„Es geht doch nichts über ein dickes Fell", dachte Gragas bei sich und ließ seine Rechte nach vorne schnellen. Er rammte seine Faust in die haarige Brust seines Gegners, doch dieser schien unbeeindruckt. Dann packte er ihn am Hals und hob ihn hoch. Der Wolf ruderte mit den Beinen und seine Krallen fuhren durch Gragas Arm. Der biss die Zähne zusammen und hämmerte mit der Dose in seiner Hand auf den Wolf ein. „Wusstest du schon", zischte er „,das Alkohol betäubt?".

Er rammte ihm die Dose genau zwischen die Zähne und warf ihn mit einer schwungvollen Drehung einige Meter zurück. Der Wolf landete auf den Füßen und wollte gerade wieder auf Gragas losstürmen als die Dose in einer Wolke aus Bier und Aluminiumsplittern explodierte.

„Prost!", rief Gragas schadenfroh.Der Wolf torkelte auf Gragas zu. Gragas hatte einige üble Schnitte abbekommen und sein Blut tropfte an ihm herunter. „Na warte", zischte er leise.


Er rannte dem Wolf entgegen und rammte ihn mit dem Kopf in den Bauch. Der Wolf stieß ein winseln aus, das direkt in ein röcheln überging.

Gragas packte ihn mit beiden Händen und stieg auf eine Bank. Er hob den Wolf waagerecht über seinen Kopf und ließ sich nach vorne fallen. Sie schlugen auf den Boden auf, wobei Gragas recht weich landete. Während sein Gegner am Bode lag stand Gragas auf und warf sich erneut auf seinen am Boden liegenden Gegner, mit dem Ellbogen voran. Ein knackendes Geräusch durchbrach die Stille des Innenhofes. Der Wolf lag regungslos am Boden.


„Weißt du", keuchte Gragas während er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.

„Bei uns zu Hause sind die Hunde so große wie Pferde. Da werde ich doch mit so einer Promenadenmischung wie dir...". Dann sackte Gragas in sich zusammen. Der Blutverlust war hoch gewesen. Swain und die anderen rannten zu ihnen um ihnen schnell die Heiltränke einzuflößen. 


Nasus war sprachlos vor Staunen. Dieser Gragas hatte mehr Wucht hinter seien Schlägen als man ihm ansehen konnte. Doch er war auch ein wenig zu sorglos gewesen.

Nachdem beider verarztet waren und der Junge sich wieder zurückverwandelt hatte, saßen sie sich gegenüber. „Du bist ziemlich stark, und auch sehr zäh", sagte dieser.

„Den Trick mit dem Inhalator musst du mir mal verraten", schnaufte Gragas.

„Alchemie Leistungskurs", entgegnete der Junge erschöpft und rang sich ein Lächeln ab.

„Ich bin übrigens Gragas", sagt Gragas und streckte ihm die Hand hin.

„Warwick", antwortete der Junge und schüttelte Gragas die Hand.


„Kommt her zu mir, alle!", befahl Swain. Sie versammelten sich im Halbkreis vor Professor Swain. 

„Nachdem ich nun einen Vorgeschmack auf eure Fähigkeiten bekommen habe, denke ich doch, dass noch nicht alles verloren ist", sagte er erleichtert.

„Jetzt solltet ihr erst mal ein kräftiges Frühstück zu euch nehmen und vielleicht noch eine heiße Dusche. Wir treffen uns dann heute Nachmittag um 15 Uhr wieder hier".

Dann wandte er sich um und humpelte durch den Torbogen in die Akademie.

Die Adepten folgten ihm zögernd.

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