Ein zitternder Schatten

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Kapitel 30

Nun war auch in den Zimmern 7 und 8 Ruhe eingekehrt. Alle schliefen tief und fest. Gragas schmatzte im Schlaf und schnarchte leise vor sich hin.
Nasus schlief fest wie ein Stein. Nur seine Ohren zuckten hin und wieder, so als lauschten sie in die Nacht hinein. Shaco wälzte sich hin und her, denn selbst in seinen Träumen war er immer in Bewegung. Twitch lag lang ausgestreckt auf dem Rücken.
Er träumte von der Zeit, als er in den Kanälen unter Zhaun herumwanderte. Die Kanäle von Zhaun waren sehr weiträumig. Sie umspannten ein Netzwerk von Mannshohen Tunneln und Röhren. Grünliches Brackwasser plätscherte dort seinem ungewissen Ziel entgegen und Schwärme von Ratten und Ungeziefer fristeten dort ihr Dasein. Twitch schlenderte durch die Dunkelheit und er spürte die wohlige Berührung weichen Flaums an seinen Füßen. Ein beinahe unendlicher Teppich aus weichem Moos und Schimmel erstreckte sich unter seinen Füßen, eine grüne Straße der Freiheit welche überall hin führte und doch nirgendwohin.
Es tropfte und plätscherte an allen Ecken und Enden. Verrostete Gitter versperrten vergessene Zugänge in die Finsternis, die schon vor langer Zeit vergessen worden waren. Der Duft von Gift und Krankheiten zog durch seine Nase und ließ seine Schnurrhaare vor Freude erzittern.

Ein leises Röcheln hallte durch die Tunnel. Twitch spitzte die Ohren. Er spürte plötzlich eine Kälte, die er kannte und fürchtete. „Nein, nicht dieses Mal", dachte Twitch bei sich. Er versteckte sich in einer Nische und atmete tief durch. Er zog seine Armbrust und entsicherte sie. „Komm nur her", grinste Twitch. Seltsam.
Er hatte gar keine Angst. Er spürte die Wolke näher kommen.
Er verließ sein Versteck und stellte sich mitten in den Gang. Am Ende des Tunnels sah er die weiße Wolke, wie sie lautlos über den Boden kroch. Twitch kniff die Augen zusammen.
„Hast du auf mich gewartet, Ratte?", keuchte die Stimme. „Ja", entgegnete Twitch kühl. „Schon viel zu lange".

Im inneren der Wolke war ein paar Augen zu sehen, die schwärzer waren als die finsterste Nacht.
Twitch hob seine Armbrust und zielte genau zwischen die Augen. „Letzte Chance abzuhauen", zischte Twitch. Ein blubberndes Lachen war die einzige Reaktion.
Er feuerte eine Salve Bolzen direkt ins Zentrum der Wolke. Sie zuckte kurz zusammen, dann kroch sie weiter vorwärts. Twitch biss die Zähne zusammen, so als würde er sich sehr anstrengen. Ein Schwall aus Schimmelsporen stob aus dem inneren der Wolke und färbte sie Grün. Sie wurde langsamer und gab ein Husten von sich.
„Das hier ist mein Reich", kreischte Twitch. „Jeder Schritt hier durchtränkt deinen Körper mit Krankheiten, giftigen Überresten und magischen Rückständen. Er steckte die Armbrust weg und hob eine lange Glasscherbe auf, welche auf dem Boden lag. Er tauchte sie in eine blubbernde, grünlich leuchtende Pfütze. Er grinste breit. „Ein 68er Sporengift.", sinnierte er und hielt die Scherbe ins Licht. „Angereichert mit Phosphor und Rattenexkrementen. Gereift auf dem Südhang der Kanäle von Zhaun.". „Viele Attentäter und Alchemisten würden einiges dafür geben", stellte er fest.

Die Wolke war nun beinahe bei ihm angekommen. Sie war inzwischen dunkelgrün und Schwärme von fliegen schwirrten um sie herum. Eine nebelhafte Klaue griff nach ihm. Er tauchte darunter hinweg und stieß die Scherbe mitten in die Wolke hinein. Sie begann zu zischen und zu brodeln.
„Unmöglich", keuchte die Stimme verunsichert. Die Wolke begann plötzlich von innen heraus zu glühen. Auch Twitch glühte, was ihn allerdings verwunderte.
Ein Licht leuchtete unter seinem Wams. Er warf einen Blick unter sein Hemd. Dort hing, an einer Schnur aus geflochtenem, silbernem Haar, eine Kristallene Träne.
Sie glühte und hüllte Twitch in ein warmes Licht.
„Soraka", schniefte Twitch.
Er schnellte vor und griff nach der Wolke und es gelang ihm sogar, sie fest zu halten.
Die Wolke griff mit eiskalten Klauen nach ihm und ihre Krallen bohrten sich in sein Fell.
Die Träne erstrahlte jetzt in hellem Licht und für eine Sekunde war Twitch geblendet.

Als er wieder sehen konnte, lag er auf seinem Bett. Aber er war nicht alleine.
An der Decke des Zimmers schwebte ein schwarzer Schatten. Eine alptraumhafte Kreatur mit sensenartigen Fängen. Schwarzer Nebel waberte um sie herum und sickerte zu Boden.
Twitch pfiff durch die Zähne und griff nach seiner Armbrust. Shaco sprang mit einem Salto aus dem Bett. Er zog seine Messer und kicherte gehässig.
„Da ist ja unser Untermieter". Der Schatten schoss auf Twitch zu, welcher jedoch mit einer Rolle zur Seite ausweichen konnte. Wo er schon mal dabei war, schickte ihm Twitch noch einige Bolzen hinüber. Der Schatten hieb mit beiden Klauen auf Twitch ein. Er war schneller als Twitch gedacht hatte, aber offenbar nicht schnell genug.

Shaco bohrte ihm ein Messer in den linken Arm und hieb ihm mit dem anderen Messer zwei Finger der rechten Klaue ab. Der Schatten zitterte.
Man konnte ihm ansehen, dass er verunsichert war.
„Du stehst auf Angst, nicht wahr?", fragte Shaco kichernd und warf ihm eine Hand voll Springteufel entgegen. Ein wahres Gewitter von Säurespucke hagelte auf den Schatten ein und er zuckte hin und her. Das Lachen der Springteufel ließ die Wände erzittern. Wie ein grauenvolles Crescendo aus irrem Gelächter. Mit einem Ruck flog die Tür auf. Nasus und Gragas standen in der Tür und staunten nicht schlecht. Der Schatten versuchte zu flüchten, doch Nasus schmetterte ihm seinen Stab in den Nacken. Gragas packte ihn und hielt ihn fest. „Hi, ich bin Gragas", stellte er sich vor.
Er untermauerte dies mit einem kraftvollen Faustschlag in den Magen. Ein gurgelndes Geräusch von sich gebend, krümmte sich der Schatten zusammen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 08, 2017 ⏰

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