Liebeshauben

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Kapitel 23


Nasus biss ein großes Stück von seinem Sandwich ab und Gragas nutze diese kurze Ruhephase.

„Hat er dich unterrichtet?", fragte er. Nasus ließ noch einige Momente verstreichen bevor er antwortete:"Ich reiste ein Stück meines Weges mit den beiden zusammen.
Der Stiermensch - Alistar hieß er - brachte mir einige interessante Dinge bei.
Er und sein Partner Twisted Fate trieben eine Herde wilder Gnoks nach Nordosten."
„Haben sie denn auch etwas von dir lernen können?", fragte Shaco neugierig.
„Ich hoffe es doch", antwortete Nasus. „Zumindest konnte ich ihnen von der Akademie der Liga erzählen und sie schienen ziemlich interessiert zu sein".
Twitch runzelte nachdenklich die Stirn. „Solche seltsamen Typen müssten mir doch aufgefallen sein", sagte er schließlich.

Eine kleine, vermummte Gestalt in einem blauen Kapuzenumhang trat an Nasus heran und zupfte an seiner Hose. Nasus wandte sich dem Vasallen zu. „Hier bitte der Herr", quiekte er und überreichte Nasus einige Bücher. „Ich danke dir, kleiner", sagte Nasus freundlich.
Auf dem obersten Buch stand ein Notizzettel:

Bitte verteilen an die Anwärter der Zimmer 7 und 8. Gezeichnet Doran.

Shaco nahm sich eines der Bücher. „Thaumaturgie für Anfänger & Fortgeschrittene", las er vor.
„Was ist das?", fragte Twitch verwirrt. Gragas blätterte ein wenig in seinem Buch herum.
„Sieht aus wie eine Art alchemistisches Kompendium arkaner Gegenstände und deren Herstellung", sagte er unsicher. Nasus nickte. „Die sind dann wohl für morgen", riet er ins Blaue.

Nachdem sie sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, begann Nasus das Buch zu lesen.
Gragas blätterte wild darin herum und schien etwas zu suchen.

„Bücher, Kristalle, Schwerter...", murmelte er vor sich hin. „Aha! Becher & Trinkgefäße", jubelte er.
Nasus empfand das Buch als recht kompliziert. Im Grunde war es eine Bauanleitung für jene Gegenstände, welche die Champions später auf den Richtfeldern benutzen würden.
Dort stand auch, wie sie gebaut und ausgebaut werden. Manche dieser Rezepte lasen sich eher wie ein Rezept für eine Speise oder einen Kuchen. Aus dem Zimmer gegenüber war deutliches Kichern zu hören. Anscheinend waren Shaco und Twitch anderweitig beschäftigt.

Als die Dunkelheit über die Akademie herein brach und die Flure immer leerer wurden herrschte Ruhe in den Zimmern. Die meisten Anwärter schleifen bereits und die Turmuhr der Akademie verkündete, dass es kurz vor Mitternacht war.

Draußen zog Nebel auf. Wie eine unheilvolle Wesenheit kroch er aus dem Boden bedeckte alles wie ein trüber Schleier. Die Sterne standen am Himmel aber sie glitzerten nur sachte, so als hätten sie Angst, ihren vollen Glanz zu entfesseln. Die Krähen auf den Dächern hüpften unruhig umher und flatterten auf und ab. Twitch wälzte sich unruhig hin und her. Er schnüffelte und sein Atem pfiff leise durch seine Zähne. Kaum hörbare Schritte näherten sich dem Zimmer Nummer 8.
Leise öffnete sich die Tür und ein Schatten huschte hinein. Er trat an Shacos Bett und blickte sich verstohlen um.
„Netter Versuch", zischte Shaco. Der Schatten erstarrte. „Um diese Zeit kommst du also Heim und du denkst wirklich, du könntest mich überraschen?". Shaco entzündete seine Nachtleuchte und dann sah er ihn. Sein Klon stand überrascht vor seinem Bett. Er war über und über mit Lippenstift übersät, der offensichtlich nicht seiner war. „Ich hätte dich heute brauchen können", brummelte Shaco missmutig. Sein Klon schaute verlegen auf seine Füße. „Hast du denn wenigstens daran gedacht, dich zu schützen?", fragte Shaco obwohl er die Antwort eigentlich nicht wissen wollte.
Der Klon zeigte ihm seine frisch geschärften, polierten Messer. „Das meinte ich nicht", zischte Shaco genervt. Der Klon überlegte kurz, dann griff er in seine Tasche und hielt Shaco ein kleines Päckchen vor die Nase.

„Rabaddons Liebeshauben, 5er Pack", stand darauf geschrieben.

„Dann ist ja gut", murmelte Shaco und drehte sich auf die andere Seite. Der Klon löste sich in Nebel auf. Twitch plagten finstere Träume. Wie immer, wenn er sich im Traum erschreckte oder fürchtete wurde er instinktiv unsichtbar. Er spürte dass etwas da draußen war. Lauernd, wartend, beobachtend. Eine Wolke aus weißem Nebel schwebte geräuschlos durch die Flure der Akademie.
Zwei Augen ohne Form musterten die Umgebung. Was suchte sie hier?


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