Prolog

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♣Heya♣

Ich stehe im Foyer des Theaters und sehe mich um. Hier hat sich einiges geändert und ich bin stolz darauf. Phe und ich sind uns nicht immer einig, aber in einer Sache schwimmen wir ganz klar auf derselben Welle. Wenn es Sinn macht etwas zu verändern, dann tun wir das. Wenn sich Gelegenheiten bieten und Ideen auftauchen etwas hinzuzufügen oder etwas absolut keinen Sinn mehr macht und weg kann, dann hält uns nichts auf.

Der "Infoschalter" von JJ in einer Ecke hier, ist zu einem festen Programm geworden und er ist der heimliche Renner unter unseren Gästen, obwohl er nur noch an zwei Vormittagen in der Woche geöffnet hat. Jay hat mit Hilfe unserer Theater-Direktorin Nadja eine eigene Show entwickelt die nun an 3 Nachmittagen die Woche läuft und vor allem bei den Kindern Begeisterungsstürme auslöst. Ansonsten ist er mit seiner Ausbildung hier und seiner freiwilligen Arbeit im After School vollauf beschäftigt.

An der gegenüberliegenden Wand hängt ein Bild von Bernard. Ein Weiteres hängt in unserer Hotelbibliothek über dem Regal mit seinen Werken. Es ist jetzt schon ein halbes Jahr her und wir vermissen ihn immer noch. Thomas hatte sich noch fast einen Monat lang zurückgezogen und in dieser Zeit vor allem viel Zeit mit Cameron verbracht, danach stürzte er sich zurück in seine Arbeit in der Küche. Und wer dachte, seine Trauer würde seine Kreativität vielleicht dämpfen, wurde schnell eines Besseren belehrt.

La Cocina del Imp ... Die Küche des Imps ... so nennt er seine neuesten Kreationen in Form von kleinen Pastetchen aus Gemüse, die mit besonderen Kräutern und Gewürzen veredelt sind und denen er "magische Kräfte" nachsagt. Sie sind so heiß begehrt, dass wir sie nicht nur als Vorspeise im Restaurant anbieten. Enrico verkauft diese jetzt im Café neben seinem Kuchen, als herzhafte Alternative. Kinder lieben sie und ihre Eltern freuen sich, wie leicht sie mit ihnen gesundes Gemüse ins Kind bekommen. Wir mussten sogar einen weiteren Koch anstellen, der sich nur darum kümmert, während Thomas an seiner nächsten Kreation feilt oder fürs Restaurant kocht. In seiner Freizeit sieht man ihn oft im Kräutergarten auf einer Bank sitzen, eins von Bernards Büchern neben sich und ein Skizzenblock auf dem Schoß.

Ich mache mich weiter auf meinen Weg durch das Resort und entdecke eine Gruppe Männer, die auf eine sehr interessante Weise miteinander spielen. Auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches, vier Männer spielen Ball. Doch bei genauerem hinsehen ist es kein übliches Ballspiel wo man um den Ball kämpft und auch keins, in dem man sich den Ball gegenseitig zuwirft. Stattdessen wird der Ball weit über den Rasen geworfen und einer der Vier jagt ihm hinterher, sammelt ihn auf und bringt ihn in ebenso rasantem Tempo zurück zu einem der drei anderen, der ihn daraufhin nimmt und abwechselnd einem der kichernden Männer neben sich gibt, der ihn dann erneut wirft.

"Das ist aber mal eine interessante Spielweise", spreche ich Einen an der mich überrascht anstarrt, weil er mich bis dahin wohl nicht bemerkt hat. "Uhm", erwidert er eloquent und schaut sich nach Hilfe um, die auch sofort kommt. "Was ist los, Petey?" Der Ruhigste und Selbstbewussteste unter ihnen kommt zu uns, zieht meinen Gesprächspartner in seine Arme, platziert einen Kuss auf dessen Schläfe und sieht mich dann herausfordernd an. Bevor ich was sagen kann ist der Balljunge wieder da. Er strahlt eine unglaubliche Energie und Lebensfreude aus und bringt zwei der drei Männer bei mir erneut zum Kichern, weil er einmal um uns herum rennt, bevor er stehen bleibt. "Heya!"

Ich lächle und die beiden kichernden Männer entspannen sich sichtlich. "Stimmt, du bist Heya, stimmts?" Peteys Kicherfreund grinst mich breit an. "Stimmt!", erkläre ich schlicht und endlich entspannt sich auch Mister Selbstbewusst. "Es ist toll hier!", erklärt er, aber ich will mehr wissen. Zum Glück sind die Vier sehr offen mir gegenüber und wir sitzen fast eine Stunde zusammen und reden. Danach eile ich zurück zum Hotel und als ich meine Freundin am Empfang entdecke plappere ich sofort drauf los, ohne darauf zu achten was sie da macht und mit wem sie da steht.

"Phe, wir müssen den alten Betonplatz abreißen." Dabei handelt es sich um einen alten und sehr hässlichen Skatepark. Wir haben längst einen neuen gebaut, näher am Sport- und Kinderpark. Phe verdreht die Augen. "Wir haben gesagt wir machen das sobald wir wissen, was wir da sonst hinbauen wollen." Ich nicke als hätte sie mir nicht gerade widersprochen. "Wir brauchen ein Little-House und einen Puppy-Garden!", erkläre ich, als wäre es das Normalste der Welt. Phedokas Augen leuchten auf. "Erzähl mir mehr."

Doch bevor ich loslegen kann werden wir von einem tiefen aber herzlichen Lachen unterbrochen. "Lace!", rufe ich begeistert aus während ich herumwirbele und mich zur Begrüßung in seine Arme werfe. Das mache ich nicht bei jedem, denn ich bin groß und schwer und dadurch echt umwerfend, aber der riesige, muskelbepackte Mann hat keine Probleme mit meiner stürmischen Begrüßung fertig zu werden. "Schön dass du da bist", schnurre ich und drücke ihn nochmal an mich bevor ich ihn freigebe und fragend zwischen ihm, Paul und Phedoka hin und her sehe. "Gibt's ein Problem?"

Mein Lieblingsgast, also zumindest einer von ihnen, zuckt verlegen mit den Schultern. "Wie ich Paul gerade erklärt habe, muss da ein Fehler bei der Buchung passiert sein. Mein Zimmer mit Bad ist, wie soll ich sagen, eine Nummer luxuriöser ausgefallen als bestellt."

"Und wie ich gerade ..." beginnt Phedoka, wird aber von meinem Wortschwall überrollt.

"Papperlapapp! Du bist heute das fünfte Mal hier, damit bist du jetzt offiziell Stammgast und bekommst ein Zimmerupgrade zum selben Preis."

Wieder schaue ich von einem zum andern, die alle die Augen verdrehen. Was hab ich nun wieder angestellt? Egal. Ich greife nach Phedokas Handgelenk und ziehe sie in Richtung unseres Hauses.

"Finde dich damit ab, Lace!", ruft sie über ihre Schulter und das tiefe, fröhliche Lachen des Riesen folgt uns, als wir um die nächste Ecke biegen. "Ich hatte gerade ein erhellendes Gespräch mit einem Daddy, seinem Little und zwei Freunden. Der eine auch ein Little und der andere ein Puppy. Wir müssen da was machen. Die brauchen einen Urlaubsort auch wenn sie alleine sind. Und wusstest du, dass Littles und Puppys gerne miteinander spielen? Wir brauchen eine Außenanlage dafür, die diese Leute vor anderen Blicken schützt und ihnen Raum zum Spielen gibt." Und schon beginnen wir beide, Pläne für eine neue Erweiterung unseres Resorts zu schmieden.

Resort de la Pheya 12 - LaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt