Kapitel 4

30 4 0
                                    

(Jessica)

Am frühen Abend kamen wir bei mir an. „Willkommen in meinem bescheidenen Heim." Judy grinste nur frech und meinte. „Für uns zwei wird es schon reichen." Nachdem wir uns noch etwas zu essen gemacht hatten, machten wir es uns gemütlich. „Bist du immer so verschmust?" „Daran musst du dich wohl gewöhnen. Ich will dich einfach immer ganz nah bei mir haben." meinte ich nur mit einem Schmunzeln. Dann küsste ich Judy. Sie schien sich viele Gedanken wegen morgen zu machen. Wir wollten uns morgen mit ihren Großeltern und meiner Tante treffen und ihnen sagen, dass wir ein Paar sind. Ihre Oma konnte nicht wirklich nachvollziehen, was Judy an Frauen so toll fand und auch meine Tante verstand nicht, warum ich mich für ein Leben als Frau entschieden hatte. Es gab sogar Tage, an denen sie mich noch mit meinem alten Namen rief, ich schaltete dann immer auf Durchzug. Mir war es egal, was andere über mich oder über uns dachten, denn ich war glücklich und nur das zählte. „Jess, ich glaube, ich habe da eine Idee." Sie holte eine ihrer alten Kameras aus ihrem Van und meinte dann, nachdem sie wieder ins Bett gekommen war und sich zu mir gelegt hatte. „Und jetzt einmal Cheese sagen." Danach drückte sie auf den Auslöser der Kamera und zeigte mir später das Bild. Sie wollte daraus etwas Besonderes zaubern, verriet mir aber nicht was. Lange lagen wir noch Arm in Arm und genossen einfach nur den Moment, bevor wir schließlich müde einschliefen.

Am nächsten Tag:

(Judy)

Während wir darauf warteten, dass meine Oma nach Hause kam, sah ich mir das Foto von gestern an, das ich von uns gemacht hatte. Während ich mir das Bild so ansah, merkte ich noch mehr, wie sehr ich mit Jessica an meiner Seite angekommen war. Ich hatte zwar schon Angst vor der Reaktion meiner Oma, aber ich wusste, was auch passiert, ich und Jessica würden zusammenhalten. Dann fuhr der Wagen meiner Oma die Auffahrt hoch und ich nahm die Hand von Jessica, während wir zu meiner Oma rübergingen. Irgendwie komisch, denn damals, bei Maiko, hätte ich das nie einfach so getan, ihre Hand zu nehmen. Sie hatte immer nur ihre Karriere im Blick und ich ließ mich eine Zeit lang von ihren falschen Versprechungen blenden. „Quem é? ai é o que eu penso. Criança, há tantos homens legais, é melhor você procurar um, essa fase não vai durar para sempre e depois você vai se arrepender." (Wer ist das? Wehe, es ist das, was ich denke. Kindchen, es gibt doch so viele nette Männer. Such dir doch lieber so einen, diese Phase wird nicht ewig anhalten und dann wirst du es später bereuen.) hörte ich meine Oma in unserer Muttersprache sagen, ohne dass ich vorher irgendwas sagen konnte. „Antes de julgar Judy, posso me apresentar? Meu nome é Jessica e eu sou a namorada de Judy. Eu a amo muito e não há razão para julgar Judy por isso. Eu costumava ser um homem até que percebi que não poderia ser feliz assim, então decidi me tornar uma mulher. Então você vê, não importa o que você é ou quem você ama, é tudo uma questão de caráter." (Dürfte ich mich erstmal vorstellen, bevor sie Judy verurteilen? Mein Name ist Jessica und ich bin die feste Freundin von Judy. Ich liebe sie sehr und es gibt keinen Grund, Judy dafür zu verurteilen. Ich selbst war mal ein Mann, bis ich merkte, dass ich so nicht glücklich werden konnte, also entschied ich mich, eine Frau zu werden. Sie sehen also, es ist egal, was man ist oder wen man liebt, es kommt auf den Charakter an.) Ich stand mit offenem Mund da und sah meine Freundin an. „Woher sprichst du portugiesisch?" „Meine Tante wollte, dass ich mehr als nur eine Sprache sprechen kann. Ich spreche fließend Englisch, Portugiesisch und Italienisch." Im nächsten Moment hörten wir eine sehr laute Frauenstimme sagen. „Jeffrey Andrew Holmes, was soll das?" Es schien die Tante von Jessica zu sein. „Erst mal, wie oft noch, ich heiße nicht mehr so! Mein Name ist Jessica und es wird langsam mal Zeit, dass du das akzeptierst." „Da kannst du dich auf den Kopf stellen und mit dem Arsch fliegen fangen. Ich werde es nie akzeptieren, dass du dich im Suff eben mal dafür entschieden hast, auf einmal eine Frau sein zu wollen. Als wäre das nicht das schlimmste, jetzt willst du auch noch eine Lesbe sein. Das werde ich nicht hinnehmen." Ich fing an, innerlich zu kochen. Meine Oma ok, aber was sich die Tante von Jessica hier erlaubte, ging definitiv zu weit. „Acho que está enlouquecendo o cachorro na panela! Quem lhe deu autoridade para decidir sobre nossas vidas? Eu amo Jessica e eu a amaria também se ela fosse um homem. Você parece não entender. Não importa o gênero que você é ou quem você ama. Depende do interior da pessoa que você ama!" (Ich glaube, es wird der Hund in der Pfanne verrückt! Wer gab euch die Vollmacht, über unser Leben zu entscheiden? Ich liebe Jessica und ich würde sie auch lieben, wenn sie ein Mann wäre. Ihr versteht es scheinbar nicht. Es ist egal, welches Geschlecht man hat, oder wen man liebt. Es kommt auf das Innere des Menschen an, den man liebt!) Fluchte ich. „Wenn ihr nichts Sinnvolles mehr zu sagen hab, dann verschwinden wir jetzt, diese Gesellschaft können wir uns sparen." meinte Jessica nur, bevor sie mich küsste und wir Hand in Hand wieder zu Jessica rübergingen...

(Jessica)

„Alles in Ordnung bei dir, Süße?" Ich sah meine Freundin an, die auf dem Weg zu mir sehr nachdenklich wirkte. „Ja, das wird nur toll, wenn wir denen ständig über den Weg laufen zu müssen. Von meiner Oma kenne ich es ja nicht anders, aber deiner Tante..." „Sie ist eine sehr freundliche Person, ich weiß." Wir beide mussten lachen und schon waren die Worte der beiden von vorhin vergessen. Es zählte nur, was wir wollten und das war nun mal den anderen. „Willst du immer noch woanders hinziehen?", fragte ich Judy. „Es wäre das Beste, dann muss ich mir nicht ständig das Gleiche anhören, aber ich will auch, dass du bei mir bist..." „Dann suchen wir uns einfach gemeinsam eine neue Wohnung. Was hältst du davon?" Judy sah mich mit großen Augen an. „Dein ernst?" „Ja Judy, ich bin sehr glücklich, seit du in mein Leben getreten bist und es wäre ein Fehler, nicht alles erdenklich dafür zu tun, dass es so bleibt." Ich merkte, dass Judy doch sehr überrascht war. „Hey, ich liebe dich und wir sind ein Team. Vergiss das nicht." Wir hatten uns mittlerweile wieder ins Bett verkrümelt, das war einfach unser Lieblingsort. Ich zog Judy zu mir und sah sie einfach nur an. „Ist jetzt wieder alles gut bei dir, Judy?" „Ja, das ist einfach alles neu für mich. Du weißt ja, ich tue mich schwer jemanden gegenüber Gefühle zu zeigen, das ist einfach nicht meine Art, seit der Sache mit Maiko und dann habe ich vorhin einfach deine Hand genommen... Das ist einfach ungewohnt, mehr nicht." „Hey, das ist doch alles kein Problem. Ich bin bei dir und keine Angst, ich gebe dich nicht mehr her." Ich sah, dass es Judy jetzt viel besser ging. Ich küsste sie und schliefen wir Arm in Arm ein...

Nadja-Engel

NadjaEngel

Moonshine-Berry

KathiBiegerl

I found myself in you! (A Cyberpunk 2077 Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt