Kapitel 14

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Die restlichen Tage bis Sylvains Ankunft verbrachte ich hauptsächlich alleine auf meinem Zimmer, um nachzudenken, oder mit meinen Eltern, die mich natürlich wieder ihren reichen Kunden und alten Bekannten vorstellen wollten. Natürlich dachte ich über Timothée nach. Über wen auch sonst? Ich wusste nicht was ich tun sollte, aber ich wusste was ich tun wollte : Ich wollte ihm sagen was ich für ihn empfand und danach glücklich mit ihm sein. Dieser Traum war weit von der Realität entfernt, denn in dieser war das nicht so einfach.

Meine Eltern hatten mir kurzfristig mitgeteilt, dass sie für die paar Tage, in denen Sylvain mich besuchen würde, zu meinen Großeltern nach Paris fahren würden, sodass ich nun noch mehr Zeit mit meinem unfreiwilligen Liebhaber verbringen musste wie sonst schon. Konnte das noch besser werden?

Die Türklingel schallte durch das große Haus und ich wusste was das bedeutete : Sylvain war angekommen. Mit schlurfenden Schritten ging ich die Treppenstufen nach unten und fasste an die Klinke der Haustür, doch ich atmete tief ein, bis ich sie runterdrückte und die schwere Tür aufzog. Mit einem Lächeln stand mir Sylvain gegenüber, der mich ohne ein Wort in seine starken Arme zog.

"Hey.", begrüßte ich ihn und erwiderte die unerwartet innige Umarmung. "Ça va (Wie geht es dir)?", fragte er mich daraufhin hin und musterte mich von oben bis unten. "Ça va bien. Et toi (Mir geht es gut. Und dir)?" "Mir geht es auch gut.", antwortete er und trug seine Koffer in den langen Flur. Ich half ihm dabei sie nach oben auf sein Zimmer zu bringen und ein paar wichtige Dinge auszuräumen, bis er mich erneut aufmerksam betrachtete.

"Dir geht es nicht gut, oder?", hakte er besorgt nach. Mein kurzes Zögern verriet mich, ehe ich das Gegenteil behaupten konnte. "Sag mir bitte was los ist. Es geht dir bestimmt besser wenn du jemandem davon erzählst." Sylvain wusste, dass ich meinen Eltern nichts über mein privates Leben erzählte, sowie über meinen seelischen Zustand und bei ihm war es im Grunde genauso.

"Glaub mir, da gibt es nichts.", erwiderte ich dennoch. "Ich glaube dir aber nicht." Sylvain blieb hartnäckig und ich seufzte. "Es geht um einen Jungen, nicht wahr?" "Na gut : Ja es geht um einen Jungen. Zufrieden?" "Keines Weges.", antwortete er und schmunzelte leicht. "Er mag mich auch.", brachte ich schließlich hervor. "Oh okay, verstehe." "Nein, tust du nicht.", sagte ich schnippisch. "Ich weiß wie kompliziert das enden kann, Chloé. Und du weißt das auch, oder nicht? Deswegen musst du einfach dagegen ankämpfen." "Ich weiß, Sylvain. Leichter gesagt als getan.", antwortete ich niedergeschlagen.

"Es ist dieser Timothée, oder?", fragte er vorsichtig und sah mir in meine Augen. "Was?! Woher weißt du das?!", fragte ich alamiert. "Ich habe euch beide gesehen, als ich und meine Eltern an einer Tankstelle nicht weit von hier gehalten haben. Ihr habt ausgesehen wie ein Pärchen." Entgeistert sah ich ihn an, denn an diesen Tag konnte ich mich noch all zu gut erinnern :

Timmy und ich wollten mit ein paar von unseren damaligen Freunden Alkohol von einer kleinen Tankstelle klauen, um unser Treffen ein wenig spannender zu machen. Timmy und ich hatten Schmiere gestanden und dabei musste Sylvain uns gesehen haben.

Oh wow. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass er so nett und fürsorglich blieb und meinen Eltern nichts davon erzählte, sonst würde ich diesen Sommer garantiert nicht überleben. "Du musst das für dich behalten, verstanden?", befahl ich ihm in strengem Tonfall. "Was denkst du nur von mir? Natürlich sage ich niemandem etwas davon." Sylvain klang glaubwürdig, deswegen belies ich es dabei und räumte weiter seine Koffer aus.

Ich musste mich nun auf den Typen verlassen, den ich eigentlich nie gemocht hatte, doch nun wurde er mir immer sympathischer. Sollte ich mich dagegen wehren? Sollte mich das beängstigen? Ich hatte keine Ahnung.

C'est la vie : Personne n'a dit que c'était facileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt