Kapitel 10

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Ich brachte die Tage in denen Sylvain bei mir zu Hause war mit Mühe hinter mich und endlich kam der langersehnte Tag an dem er abreiste. Nachdem er mit mir über seine augenscheinliche Perfektion geredet hatte, hatten wir uns ein wenig besser verstanden, doch ich war immer noch darauf bedacht gewesen mit ihm auf Abstand zu bleiben. Jedoch konnte ich jetzt endlich wieder ein wenig Zeit alleine genießen und mich wieder mit Timothée treffen, denn ich hatte ihn über die 2 Wochen, in denen Sylvain meinen Terminkalender ausgefüllt hatte, sehr vermisst.

"Au revoir, Sylvain.", verabschiedete ich mich während einer Umarmung von ihm. Er erwiderte :"Bis bald, Chloé. Ich werde dir ab und zu schreiben, damit du mich nicht vergisst." Ich musste unwillkürlich schmunzeln, denn Sylvain gab es wohl nie auf trotz allem ein Gentleman zu sein. Ich löste mich aus der ungewollt engen Umarmung, in die er mich gezogen hatte und machte mich daran seine Eltern zu verabschieden, die schon ungeduldig darauf warteten mich halbwegs zu ersticken.

Nachdem sich dann alle voneinander verabschiedet hatten winkten wir Sylvains Familie, die schon abfahrtbereit im Auto saß, noch ein letztes Mal zum endgültigen Abschied. Und dann schlossen meine Eltern die Tür und sämtliche Anspannung wich aus meinem Inneren, der Kloß in meinem Hals löste sich in Luft auf und ich konnte endlich wieder normal durch mein eigenes Haus laufen, ohne auf meine Körperhaltung zu achten. Das erste was ich tat war meine Zeit alleine zu genießen und mich in mein Zimmer zu verkriechen, in dem ich dann für einige Stunden blieb.

Am nächsten Tag hatte ich mich sofort mit Timothée verabredet, um mit ihm zum Strand zu fahren und dort das schöne Wetter zu genießen. Ich hatte schon am Morgen unauffällig alle meine Sachen gepackt und sobald meine Eltern das Haus verlassen hatten war ich mit dem Rad zu Timothée gefahren. Dort angekommen warteten sein Vater, der uns zum Strand fahren würde, und Timothée bereits auf mich. "Hey, Chloé!", rief sein Vater mir schon aus einigen Metern Entfernung zu. "Bonjour!", begrüßte ich ihn zurück und ließ mich aus dem Sattel meines Fahrrads gleiten. Schnell stellte ich es vor Timothées Haus ab und schloss ihn danach in meine Arme, die sich nach ihm gesehnt hatten.

"Schön dich wiederzusehen.", sagte er halb flüsternd. Ich musste lächeln, doch irgendetwas hatte sich an der Art wie er mich in die Arme schloss geändert. Seine Hände drückten mich fest gegen seine definierte Brust und sein Kopf schmiegte sich nah an meine Schulter, sodass seine Locken mich kitzelten, außerdem standen wir näher beieinander als sonst. Bildete ich mir das nur ein? Bestimmt. Nach einigen Augenblicken löste ich mich aus seinen Armen und wir beide stiegen in das Auto, in das auch Timothées Vater schon eingestiegen war.

Die Fahrt zum Strand war beruhigend, denn man konnte mit ansehen wie die ganzen Dörfer vorbeizogen und die kleinen, weißen Wolken über den Himmel wanderten und weil Timothée dabei war, war das alles sogar noch beruhigender. Ich wand meinen Kopf, sodass ich durch die Windschutzscheibe auf die schmale Landstraße sehen konnte und so abschätzen konnte wie lange die Fahrt noch dauern würde. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie Timothée mich von der Seite ansah, oder dachte ich das bloß? Ich drehte den Kopf in seine Richtung und tatsächlich begegneten sich unsere Blicke.

Seine schönen Augen blickten direkt in meine und mir wurde schlagartig heiß, als Timothée mich auch noch sanft anlächelte. Was machte dieser Kerl nur mit mir? Verlegen lächelte ich zurück, doch dann sah ich schnell weg, denn ich wollte nicht riskieren mir etwas darauf einzubilden. Sicherlich mochte Timothée mich wohl eher wie eine Schwester und er wäre sicher geschockt, wenn ich ihm von meinen wahren Gefühlen erzählen würde. Dies würde sowieso nie geschehen, denn meine Familie und Sylvain waren mir ein mächtiger Dorn im Auge.

C'est la vie : Personne n'a dit que c'était facileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt