Am Abend entschied ich mich dazu Timothée eine Nachricht zu schreiben, denn es beschäftigte mich, dass ich nicht hatte mit der Situation umgehen können, als er mir seine Liebe gestanden hatte.
"Hey.", schrieb ich. Sofort antwortete er :"Hey, Chloé." "Ich will nicht, dass die Freundschaft zwischen uns kaputt geht.", rückte ich raus. "Ich auch nicht.", war seine Antwort. "Ich wusste einfach nicht wie ich damit umgehen sollte, als du es mir gesagt hast." "Ja, das hab ich gemerkt. Ich kann verstehen warum du so reagiert hast.", schrieb er.
Er konnte es nicht verstehen. Niemals. Nun wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte, also schrieb ich einfach :"Lass uns einfach weiterhin Freunde sein, in Ordnung?" "Für immer." Seine Antwort erfreute mich auf der einen Seite, doch sie war auch eine Bestätigung, dass aus uns beiden nie mehr als Freunde werden würden. So war das dennoch besser für alle Beteiligten und vorallem für mein Verhältnis zu meinen Eltern, das sowieso schon angespannt war.
Den restlichen Abend verbrachte ich mit Sylvain auf der Couch mit einer Tüte Chips und einem Film. Es war schon spät und bisher hatten wir nur still nebeneinander gesessen und den Film angesehen, doch nun rückte ich ein Stückchen näher an ihn heran. Warum ich das tat? Keine Ahnung. Es war als hätte ich das tun müssen, als hätte mich ein unsichtbares Seil zu ihm gezogen.
Meine Augenlider wurden von Minute zu Minute schwerer und ich spürte allmählich wie mich die wachsende Müdigkeit übermannte und somit ließ ich meinen Kopf auf Sylvains breite Schulter sinken. Jetzt gerade war es ein echt tolles Gefühl ihm nahe zu sein, denn im Moment war er die einzige Person, die mich wenigstens ein bisschen verstand und die für mich da war. Für einen kurzen Augenblick spannte sich sein Körper an, doch dann ließ auch er seinen Kopf sinken. Und so saßen wir da : mein Kopf auf seiner Schulter und sein Kopf auf meinem. Wieso nur fühlte sich das so verdammt gut an?
Nun tat ich genau das was meine Eltern schon jahrelang von mir verlangten : mit Sylvain auszukommen, ihm Nahe zu sein und ihn zu akzeptieren. Es war einfacher als ich gedacht hatte, aber ich konnte trotzdem nicht verstehen warum mir sogar ein wenig warm ums Herz wurde. Vermutlich war ich einfach nur müde und froh, dass ich nicht, wie so oft, alleine zu Hause bleiben musste.
Und schon bald konnte ich meine Augenlider nicht mehr offen halten und ich versuchte auch nicht mehr meinen Körper wach zu halten. Ich ließ mich einfach fallen und so schlief ich auf Sylvains Schulter ein, die sich auf einmal anfühlte wie das weicheste Kissen.
"Chloé..." Jemand rüttelte an meiner Schulter. "Wach auf...", flüsterte eine Person, die eindeutig Sylvain war. Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich kurz um, denn ich lag aufeinmal in meinem Bett. Sylvain musste mich nach oben in mein Zimmer getragen haben und hier lag ich nun, in meine Laken eingebettet und ausgeschlafen.
Dieser Gedanke machte mich auf eine Weise glücklich, die mir nicht Recht war, obwohl meine und Sylvains Eltern mich vermutlich dafür feiern würden. Was war bloß los mit mir?
Ab diesem Augenblick öffnete ich mich ihm von Tag zu Tag immer ein wenig mehr. Ich entwickelte eine Art Softspot für den Sylvain, den ich immer gehasst hatte. Unsere Gespräche wurden immer länger und ich fühlte mich immer wohler und das beste war : Timothée rückte immer weiter in den Hintergrund meines Kopfes. Hoffentlich würde das auch so bleiben, wenn Sylvain in wenigen Tagen abreiste, denn das war das beste für mich und meine Zukunft, die für Sylvain bestimmt war.
Zum ersten Mal hatte ich mich nicht selbst belügen müssen, wenn Sylvain in meiner Nähe war, zum ersten Mal waren diese Nähe und die Zuneigung echt gewesen. Was hatte das zu bedeuten?
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C'est la vie : Personne n'a dit que c'était facile
FanfictionDie 16 Jährige Chloé lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Frankreich. Wegen dem gesellschaftlichen Stand ihrer Familie soll sie, gegen ihren Willen, mit dem 17 Jährigen Sylvain zusammen sein, obwohl sie den ebenfalls 17 Jahre alten Timothé...