Kapitel 19

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Als Timothée am Abend wieder nach Hause ging wollte ich ihm hinterher laufen und ihn wieder in meine Arme ziehen und ihm so nah sein wie ich ihm vorhin gewesen war. Noch nie war ich ihm so nah gewesen, doch mein Körper hatte sich schon immer danach gesehnt.

In meinem Kopf waren so viele Gedanken über Timothée und Sylvain. Natürlich war es realistischer Sylvain zu mögen, doch anderseits wollte ich mich nicht meinen Eltern beugen, indem ich genau das tat was sie von mir verlangten. Was war also der richtige Weg? Keine Ahnung.

Mein Handy klingelte und ich sah 'Sylvain' auf dem Bildschirm leuchten. Mit einem leisen Seufzen hob ich ab und sagte :"Bonsoir, Sylvain." "Bonsoir.", hörte ich Sylvain in seinem perfekt geformten Französisch sagen. "Was gibt's?", fragte ich müde. "Eigentlich nichts, ich wollte dich eben einfach anrufen. Wie war dein Tag?" "Eigentlich gut. Und deiner?" "Meiner war gut. Aber warum sagst du 'eigentlich'?", hakte er nach.

Eine kurze Pause entstand und ich entschied mich mit der Wahrheit rauszurücken :"Du kannst dich sicher noch an Timothée erinnern, oder?" "Ja, aber jetzt sag mir bitte nicht, dass du Scheiße gebaut hast, Chloé." "Naja... Ich hab ihm alles erzählt.", sagte ich und meine Stimme fing unerwartet an zu zittern. "Alles?!", fragte Sylvain empört und ich konnte förmlich das Gesicht sehen das er bei diesen Worten machte.

"Ja, aber da ist noch etwas, dass passiert ist...", fing ich vorsichtig an. "Sag es mir, Chloé.", forderte er mich eher unsanft auf. "Wir haben uns geküsst, nachdem ich ihm meine Liebe gestanden habe." Dieser Satz war wie ein schwerer Stein, der mich bei Sylvains Antwort noch mehr erdrückte. "Bitte was?! Du hast mir versprochen keinen Mist anzustellen." "Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, aber das wird sicher nichts ändern, wenn meine Eltern nicht davon erfahren."

Als nur Stille von Sylvain kam wurde ich allmählich nervös und bettelte :"Bitte erzähl ihnen nichts davon, Sylvain." "Werde ich nicht aber nur, wenn du sowas nie wieder tust.", sagte er und sein Unterton verlieh seinen Worten Nachdruck. "Versprochen. Das wird nie wieder vorkommen." "Na dann wäre das ja geklärt." Mit diesen Worten legte er auf und ließ mich alleine mit meinen Sorgen und Gedanken, die mich die ganze Nacht wach hielten.

Anscheinend war Sylvain sauer auf mich, weil er wusste, dass ich auch etwas für ihn empfand und Timothée trotzdem meine Gefühle gestanden hatte und so rief er mich die nächsten Tage nicht an und schrieb mir keine 'Gute Nacht' Nachrichten mehr. Nun wusste ich auch dass ich Timmys Zuneigung nie hätte erwidern sollen, denn nun war er der Grund dafür, dass mein zukünftiger Ehemann sauer auf mich war und dass sein entgegen gebrachtes Vertrauen fürs erste verloren war.

Zwischen mir und Timothée passierte ebenso wenig, denn er wusste, dass er eigentlich keine Chance darauf hatte mit mir zusammen zu sein. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas verheimlichte, denn er hatte sich die vorherige Woche seltsam mir gegenüber verhalten. Natürlich dachte ich ewig darüber nach was es sein könnte doch mir fiel nichts realistisches ein.

Und so wie ich meine Tage verbrachte, alleine in meinem Zimmer, wurde mir klar wie schrecklich es eigentlich war jemanden zu lieben, oder nicht zu wissen wen man wirklich liebte. Warum nur musste ausgerechnet ich das alles aushalten?

C'est la vie : Personne n'a dit que c'était facileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt