Kapitel 3

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Ich stieß hoch motiviert die Tür auf. „Sie schon wieder!", stöhnte er. Ich lächelte ihn charmant an. „Natürlich!", versicherte ich ihm. „Sie sind mein Mandant!" Er wirkte genervt. „Was bekommen sie für den Fall?", harkt er nach. „Sie können sagen, was sie wollen, aber irgendetwas muss es doch geben! Geld?" Ich schüttelte den Kopf und saß mich an den kleinen Tisch. „So... erzählen Sie mir alles von sich.", bat ich ihn und nahm einen Block heraus. „Zumindest alles wichtige!" Er beugte sich nach vorne. „Alles wichtige?", harkte er nach. Ich nickte. Er seufzte: „Es gibt nichts wichtiges!" „Haben Sie einen Job?", harkte ich nach. Er kratzte sich am Hinterkopf: „Eine Werkstatt." „Für Autos?", harkte ich nach. Er nickte. „Wieso klauen Sie dann welche? Der Kunde gibt ihnen doch einen Chip, verdammt nochmal!", ich fasste es nicht. Seine Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen: „Das macht doch dann keinen Spaß!" „Das war dumm!", warf ich ihm vor. Er lachte: „Dass sie mich verteidigen wollen? Oh ja." Ich schlug die Beine übereinander. „Wie sie meinen, aber ich werde das durchziehen und wenn sie vor Gericht alles zugeben und beichten um mir nur eine reindrücken zu wollen, dann schwöre ich ihnen, dass sie sich gewünscht hätten, das nicht zu tun!" Das Lachen verstummte, aber das Grinsen blieb. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich schlimmer finde! Machte er sich über mich lustig? Ich fasse es einfach nicht... „Also sie haben eine Werkstatt!", erinnerte ich mich. „Also sind sie ein zuverlässiger professioneller Mechaniker?" „Lass das zuverlässige und professionelle weg.", bat er mich genervt. Ich seufzte. „Wissen Sie, wenn ich dem Richter beibringen kann, dass sie im normalen Leben zuverlässig und darauf bedacht sind, ihren Aufgaben nachzugehen, könnte das Urteil nicht so hart werden!", erklärte ich ihm. Doch er belächelte mich nur... „Wie sie meinen!", Mattheo grinste. Mir platzte fast der Kragen: „Ach seien sie still!"


„Rücklagen?", wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf. „Frau und Kinder?", zog ich in Erwägung. Erneutes Kopfschütteln. „Irgendetwas...", ich versuchte die Verzweiflung meiner Worte zu verbergen. Mattheo seufzte: „Was denn? Ich hab kein Geld, genauso wenig wie irgendwelche Rücklagen, eine Frau oder Kinder..." Hoffnungsloser Fall! Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Ich fasse es nicht! „Sie sind das aller Letzte!", rutschte es mir heraus. Mattheo schnaubte nur: „Sagen Sie!" „Andere denken es, ich sage es!", verteidigte ich mich. Wieder formten sich seine Lippen zu diesem schrecklichen Grinsen. „Sie sind mein Anwalt...", erinnerte er mich. „Gehen Sie mit allen ihren Mandanten so um?" Idiot! „Nein, aber sie haben es verdient!", versicherte ich ihm genervt. „Wie kommen Sie nur auf die Idee ein Auto zu klauen?" „Das geht sie gar nichts an!", meinte er nur. Wieso war er nur so ein Sturkopf? Ich hasse ihn jetzt schon. Aber ich werde nur befördert, wenn ich ihn da raus haue! Wie dumm und naiv ich doch war... „Ich verstehe Sie nicht!", gab ich seufzend zu. Das wird doch ein Ding der Unmöglichkeit! „Ich sie auch nicht!", winkte er ab. Das hilft mir ja jetzt weiter!

„Das macht keinen Sinn!", erkannte ich frustriert. Mattheo schnaubte amüsiert. „Sagen Sie nichts!", grummelte ich nur. „Ich habe keine Nerven für so etwas..." Er schüttelte nur den Kopf. „Und sie haben bisher jeden Fall gewonnen?", harkte er nach. „Schon unvorstellbar!" Erstaunt sah ich ihn an. Wieso? Warum sagt er so etwas? „Ich bezweifele, dass ihre bisherigen Fälle wirklich eine Herausforderung waren. Sicherlich bekamen Sie immer Recht und suchten sich die leichtesten Fälle heraus, die sie ohne große Umstände gewinnen konnten." Ich spürte wie die Wut in mir hoch stieg! Wie konnte Mattheo so etwas sagen? Jemand, der von Arbeit, Professionalität und Zuverlässigkeit keine Ahnung hatte! Ich öffnete den Mund und setzte zur Konter an, doch schloss ihn wieder. Dann drehte ich mich von ihm weg. So etwas musste ich mir nicht anhören! Ich muss zu meinem Chef. Da muss doch irgendetwas möglich sein! Das wird nie etwas werden. Ich habe mich wirklich überschätzt. Das ist mir noch nie passiert! Er muss es stornieren. Der Vertrag ist lächerlich! „Ich hab wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, was?", Mattheo musterte mich amüsiert. Idiot! Ich schnappte meine Unterlagen und stolzierte nach draußen.


„Chef!", ich platzte ins Büro. „Da muss es doch noch eine andere Möglichkeit geben!" Er lachte. „Jetzt schon?", er sah in seinen Kalender. „Zwei Tage?" „Nein!", rutschte es mir heraus. „Ja... ähm... ich weiß es nicht." „So schnell gibst du auf?", er klang amüsiert. „Ich dachte, dass du dich wirklich hinten dran sitzt! Besonders wegen der Beförderung..." Dachte er das? Mattheo hat zu viel Mist gebaut! Da kann man ihn nicht raus hauen. Und jetzt? „Das mit der Beförderung...", harkte ich vorsichtig nach. „... geht das nicht anders?" „Nein!", mein Chef schüttelte entschlossen den Kopf. „Das ist die einzige Möglichkeit!" Ich schluckte. Dann kann ich die Beförderung mir in die Haare schmieren! Ich senkte den Blick. Wieso habe ich auch nicht wirklich darüber nachgedacht? Frustriert nickte ich und verließ sein Büro. Seufzend sah ich auf die Uhr. Es ist schon wieder zu spät! Langsam machte ich mich auf den Heimweg. Ich könnte heulen... „Idiot!", fluchte ich. Mir hat nur dieser eine Fall gefehlt! Bisher habe ich nie versagt! Mattheos Worte schallen in meinem Kopf. Ich zog den Kragen meiner Jacke höher und durchquerte die Straßen. Der kühle Regen prasselt auf mich herab. Ich fühle mich plötzlich so schwer! Morgen ist Sonntag. Ich werde ein letztes Mal zu Mattheo gehen und dieses Mal werde ich ehrlich sein! Ich sage ihm, dass ich ihm nichts versprechen kann, aber ich werde ihn trotzdem verteidigen. Er darf nicht auf Verminderung hoffen. Ich werde einfach im Gericht später nur da stehen und nicken, die Pein über mich ergehen lassen und schauen, dass das alles so schnell wie möglich von statten geht. Ich kramte meinen Schlüssel heraus und sperrte meine Haustür auf. Seufzend lasse ich die Tür hinter mir zufallen. Automatisch geht das Licht an. Ich stelle meine Tasche ab und betrete die Küche. Sofort fährt ein Glas mit Wasser aus der Theke, das ich dankbar annahm und an den Lippen ansetzte. Es ist so kalt, dass es schon wieder unangenehm ist! Ich stelle es wieder hin und es verschwindet in der Theke. Für heute habe ich genug getan! Langsam streifte ich meine Jacke ab und lasse mich in meinem Schlafzimmer in mein Bett fallen. Erschöpft schließe ich die Augen. So etwas passiert mir nie wieder...

Ich kam, sah & liebteWhere stories live. Discover now