Kapitel 7

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Ich bin spät dran! Mein Auto fuhr in aller Ruhe die Straße entlang. „Verdammt, schneller!", ärgerte ich mich. Doch es veränderte sich nichts... „Die erlaubte Geschwindigkeit auf dieser Straße beträgt 50 Stundenkilometer.", antwortete es stattdessen. Verdammt! „Blödes Auto!", ärgerte ich mich. Wir bogen die Straße ein. Wir hielten vor der Schule. Justin saß auf der Mauer und lächelte glücklich. Gestresst stieg ich aus und sah ihn besorgt an: „Es tut mir leid. Ich habe die Zeit vergessen!" „Macht nichts.", er kletterte von der Mauer und kam auf mich zu. „Fahren wir?" Ich nickte seufzend. Mir tat das wirklich leid! Er saß hier eine ganze Stunde alleine. „Morgen wirst du deinen Onkel wieder haben!", erklärte ich ihm wieder im Auto. Justin staunte nicht schlecht: „Wirklich?" „Wirklich!", lächelnd sah ich ihn an. Das Auto fuhr los. „Wegen dir?", wollte er wissen. Ich sah gedankenverloren aus dem Fenster und nickte. Es war ziemlich schwer gewesen den Richter dazu zu überreden! Als ich ihm jedoch erklärte, dass Justin ihn brauchte und er sich um einen 8 jährigen Jungen kümmern muss, gab er langsam nach. Er ließ mit sich reden bis er schließlich Mattheo entließ. Eine Stunde saß ich bei ihm! Wenn ich das schon schaffe, kann ich auch bestimmt eine Minderung der Strafe erreichen... „Kommst du dann trotzdem mal zu Besuch?", riss Justin mich aus den Gedanken. Ich seufzte und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich werde Mattheo helfen bis sich der Fall geklärt hat.", erklärte ich. Er senkte traurig den Blick. „Weil du ein Anwalt bist?", harkte er nach. Ich nickte. Ja, weil ich ein Anwalt bin! So war es doch immer. Man wurde bezahlt dafür und sobald das aufhörte verschwand man. Man wurde einfach nicht mehr gebraucht... „Also ist Chloe auch ein Anwalt.", murmelte Justin Ich schnaubte amüsiert. „Ist sie nicht.", versicherte ich ihm. Er drehte sich zu mir sah mich prüfend an. „Ich habe heute in der Schule etwas über Anwalt erfahren!", gab er zu. Das heißt Anwälte... „Sie bekommen Geld dafür, dass sie da sind und kommen.", erinnerte sich Justin „Also bist du wie Chloe! Mattheo gibt ihr Geld, genau wie dir. Wenn er ihr keins gibt, kommt sie nicht..." Verdammt der Junge war so naiv! „Sie ist eine Prostituierte!", grummelte ich. Er weitete die Augen: „Was ist eine Prostituierte?" Ich schluckte. „Nichts für dich!", winkte ich ab. „Und frag ja deine Lehrerin nicht danach!" „Und du bist keine?", Justin zog eine Schnute. Ich sah ihn fassungslos an: „Nein!" „Was ist so schlimm daran eine Prostituierte zu sein?", will er wissen. Wie soll ich ihm das erklären? „Es gehört sich nicht.", wich ich seiner Frage aus. „Und sag es nicht andauernd!" „Okay.", Justin sah aus dem Fenster. „Ich werde Onkel Mattheo mal fragen..." In mir stieg Panik empor. Wenn er erfährt, dass ich ihm das gesteckt habe, wird er wieder wütend! Wenn er dann auf freiem Fuß ist, bringt er mich wohl möglich um. „Du darfst ihm davon nichts erzählen!", flehte ich ihn an. Justin wirkte irritiert: „Warum?" „Weil... weil... ?" Ich suchte nach den richtigen Worten. „Weil er sonst mit mir schimpft!" „Und warum das?", harkte er verwundert nach. Ich seufzte. Warum fragen Kinder nur immer so viel? Mittlerweile waren wir da! Egal was ich sage, es wird falsch sein... in was habe ich mich da nur hinein geritten? Plötzlich kam mir eine Idee! „Weißt du... Chloe ist ein super geheimer Superagent!", log ich. Justin weitete überrascht die Augen. „Nur Mattheo und ich weiß davon!", flunkerte ich weiter. „Davon darf niemand etwas sagen, sonst wird dein Onkel furchtbar wütend! Oder willst du, dass Chloe auffliegt?" Sofort schüttelte er heftig den Kopf. „Also... du darfst auch niemals das Wort sagen, weil jeder dann weiß, dass es um Chloe geht!", versicherte ich ihm. „Verstanden?" Justin nickte: „Verstanden." Stolz stieg ich aus. Perfekt! Jetzt wird er Mattheo bestimmt nichts davon erzählen. Er kletterte aus meinem Wagen und folgte mir nach drinnen. „Darf ich später auch mal eine Prostituierte werde?", fragte er neugierig. Ich weitete sprachlos die Augen. „Nein!", murmelte ich. „Das kannst du nicht werden!" Er sah mich traurig an: „Warum n...?" „Jetzt ist Schluss!", entfährt es mir. Mattheo wird mich umbringen...


„Was machst du da?", Justin stand vor meinem Schreibtisch. Neugierig sah er über die ganzen Unterlagen: „Hast du auch Hausaufgaben auf?" Ich nickte erschöpft. „Um was geht es? Mathe?", er stellte sich auf die Zehenspitzen und sah sich ein Blatt genauer an. „Soll ich dir helfen?" Ich musste lächelnd. Er war wirklich süß! „Nein, danke.", lehnte ich ab. „Mattheo...", las er. Ich bedeckte das Blatt mit einer geschlossenen Akte. „Geht es um meinen Onkel?", will Justin wissen. Ich seufzte und fasste mir an die Stirn. „Weißt du noch, wie ich dir gesagt habe, dass ich als Anwalt alles über ihn wissen muss?", fragte ich neugierig. Er nickte. „Da steht alles drin!", erklärte ich ihm. „Alles was dein lieber Onkel angestellt hat!" „Dann muss es viel sein...", erkannte er betrübt. Ich nickte. Schweigend stand er da und sah mir zu. Ich rückte meine Lesebrille zurecht und las weiter. Wie angewurzelt stand Justin da und sah vor sich. „Bekommt er großen Ärger?", er klang so furchtbar besorgt und ängstlich. Ich legte meine Lesebrille ab und sah ihn lächelnd an: „Nein, ich werde ihm helfen!" Mit den Tränen in den Augen sah er mich an: „Indianerehrenwort?" Ich stutze. Lustig, was sich die Kinder alles so einfallen lassen... „Indianerehrenwort!", versicherte ich ihm. Dankbar lächelte er: „Gute Nacht, Jane!" „Gute Nacht!", wünschte ich Justin Glücklich stiefelte er davon. Seufzend sah ich ihm hinterher.

„Körperverletzung...", las ich. „Diebstahl..." Gefrustet lehnte ich mich in meinem Sessel nach hinten. Meine Uhr zeigte zwei Uhr in der Frühe an. Als ich meine Lesebrille ablegte, gähnte ich. Anstrengend! Aber es wird sich lohnen... meine Beförderung ist mir sicher... schließlich gewinne ich jeden Fall...

Ich kam, sah & liebteWhere stories live. Discover now