Kapitel 13

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In meiner Decke eingemurmelt lag ich auf dem Bett. Ich fühle mich schrecklich und leer! Mattheo hatte mich nach Hause gebracht. Meine Augen brennen und ich sehe alles nur noch verschwommen. Es klingelte. Ich wollte kein Besuch! Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und schloss wieder die Augen. Sofort sah ich die Bilder vor mir. Panisch riss ich die Augen auf. Wenn das so weiter geht, werde ich gar nicht mehr schlafen! Albträume werden mich plagen. Ich hatte ja jetzt schon furchtbare Augenringe. Erneut klingelte es. „Verschwinde endlich...", murmelte ich und drehte mich auf den Bauch. Gefrustet haute ich mein Gesicht ins Kissen. Hoffentlich schlafe ich bald ein...

Schweißgebadet schrecke ich auf. Ein Schrei entfährt mir und ich ziehe die Beine an. Ich habe furchtbar kalt und zittere am ganzen Körper. Warum ich? Wie soll das nur weitergehen? Ich bin ein Monster! Die Uhr zeigte 6:00 an. Zu früh! Wenigstens konnte ich etwas schlafen. Langsam kletterte ich aus dem Bett, zog meine Wolldecke hinter mir her und ging ins Wohnzimmer. Vielleicht konnte mir Gräber ja helfen! Aber der schläft bestimmt noch... „Ich kann nicht mehr.", murmelte ich.


„Jane!", es hämmerte an der Tür. „Ich bin es! Mattheo." Ich drückte auf den Knopf. Justin kam sofort um die Ecke gerannt, direkt auf mich zu. Er schlang seine kleine Arme und Hände um mich. Kurze Zeit später stand Mattheo in der Tür. „Geht es dir besser?", will er wissen. Ich nickte auch, wenn es gelogen war! Skeptisch musterte er mich, als wüsste er, dass ich nicht ehrlich bin. „Möchtest du etwas trinken?", ich nahm Justin auf den Arm. Begeistert sah er mich an: „Orangensaft aus der Theke!" Lächelnd ging ich mit ihm in die Küche. Er war ganz fasziniert von meiner Küchenzeile, weil da das Wasser im Glas aus dem Schrank kam. Ich setzte Justin auf den Hocker und tippte auf dem kleinen Bildschirm herum. Sofort öffnete sich ein kleines Loch und ein Glas mit Orangensaft fuhr heraus. Begeistert beugte sich der Kleine zu dem Glas und strich mit dem Finger über den Boden. „Wow...", murmelte er. Ich bin froh, dass er hier ist! Justin lenkte mich ab. Glücklich strich ich ihm durchs Haar. Gierig trank er den Saft. Gedankenverloren beobachtete ich ihn dabei. „Justin, gehst du ins Wohnzimmer?", Mattheos Stimme klang sanft. Ich wusste, dass er mit mir darüber reden wollte. Aus irgendeinem Grund machte er sich Sorgen! Als Justin aus dem Zimmer verschwand seufzte Mattheo. „Jane...", seine Stimme war voller Sorge. Ich drehte mich von ihm weg, denn die Tränen überkamen mich wieder. Das sollte er nicht sehen! „Jane!", ich spürte wieder, wie er mich von hinten umarmte. Wieder überkam mich dieses warme Gefühl. Ich kämpfte gegen meine Tränen. „Es ist doch alles gut gegangen!", erinnerte mich Mattheo. Darum ging es gar nicht! Ich senkte den Blick. „Jane!", er lehnte seinen Kopf an meinen. Eigentlich wollte ich mich wehren! Aber ich konnte nicht. Mein Körper war wie gelähmt. Ich atmtete tief durch und seufzte. „Mach dir keine Vorwürfe!", verlangte er. Es tat gut, einfach mal in den Arm genommen zu werden. Dennis habe ich nicht reingelassen seitdem. Mit ihm hätte ich darüber sicherlich nicht reden können! Er wäre geschockt und entsetzt gewesen. Das kann ich generell niemandem erzählen... „Siehst du?", flüsterte er mir besorgt zu. „Du hättest warten sollen!" Mattheo hatte Recht... aber das konnte ich einfach nicht! „Ich kann ihn noch nicht einmal verklagen.", erkannte ich traurig. „Weil ich auf ihn geschossen habe... ich würde meine Lizenz verlieren." „Jane, bitte.", Mattheo seufzte. „Beruhig dich endlich." Wieso verstand er mich nicht? Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch Mattheo drückte mich nur noch fester an sich. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals. Die Röte schoss mir in die Wange. Plötzlich war mir die Umarmung unangenehm, seine Nähe, seine Sorge in seinen Worten! Egal, was gerade passierte, es durfte nicht passieren... „Jane?", flüsterte Mattheo. „Ist jetzt alles wieder gut?" Ich nickte, in der Hoffnung er lasst mich los. „Lügner!", erkannte er schnaubend. Seine Arme um mich lösten sich. Erleichtert atmete ich auf. Mein Herz raste. Ich konnte mich nicht zu ihm herumdrehen und ihn ansehen! „Doch, mir geht es gut.", winkte ich ab. Mattheo lachte leise: „Ja, klar." Es war ein trauriges fast schon enttäuschtes Lachen. Erstaunt über diese Reaktion drehte ich mich doch zu ihm um, doch er hatte sich schon weggedreht und ging aus dem Zimmer. „Justin, wir gehen!", rief Mattheo. Sofort kam der Kleine angerannt: „Stimmt etwas nicht?" Er schüttelte nur den Kopf: „Komm schon!" Erstaunt über den Tonfall seines Onkels weitete er die Augen und folgte ihm schweigend. Ich seufzte, als ich hörte, dass die Tür ins Schloss fiel. Irgendetwas stimmt nicht mit mir...


Ich saß im Büro der Kanzlei. „Wir hätten einen neuen Fall.", mein Chef legte mir die Akte auf den Tisch. Genervt blätterte ich sie durch: „Tut mir leid..." Er weitete erstaunt die Augen. „Na gut.", murmelte er und nahm die Akte wieder mit. Ich sah aus dem Fenster. Der Himmel war blau und wolkenlos. Seufzend schloss ich die Augen und genoss die Ruhe. „He, Sie können hier nicht rein!", hörte ich Dennis sagen. „Verschwinden Sie!" Ich wurde hellhörig. Was ging den da vor sich? „Gehen Sie mir aus dem Weg!", ertönte Mattheos Stimme. Erstaunt öffnete ich die Augen und in dem Moment öffnete sich auch schon die Tür. Grob schlug er die Tür wieder hinter sich zu. Ich musterte ihn. Er hatte ein blaues Auge und seine Nase hatte vor nicht allzu langer Zeit geblutet. „Du darfst heute nicht nach Hause!", verlangte Mattheo. Ich hob fragend eine Augenbraue. „Was ist denn mit dir passiert?", fragte ich stattdessen. Er wirkte fassungslos. „Hast du mir überhaupt zugehört?", will er wissen. Natürlich habe ich das! Genervt verschränkte ich die Arme. „Ja, habe ich.", antwortete ich eingeschnappt. „Also, was ist passiert? Habe ich dir nicht gesagt, dass du dieses Jahr keinen Ärger machen sollst?" „Ja, ich weiß.", gab Mattheo zu. „Aber das ist nicht meine Schuld!" „Ist es nie!", grummelte ich. „Es war also alles umsonst?" „Darum geht es nicht!", entfährt es ihm. Ich schluckte. „Verdammt, Jane, hör mir bitte zu!", verlangte er jetzt ganz ruhig. „Das alles hat vielleicht zwei Wochen nach dem Gerichtstermin angefangen! Ich weiß nicht, was das für Kerle sind!" Überrascht sah ich ihn an. „Sie meinten, dass Sie wissen, wo du wohnst!", erzählte er mir. „Du darfst heute nicht nach Hause!" Ich schluckte. „Das ist doch nur ein Bluff!", winkte ich ab. So etwas kann man doch nicht ernst nehmen! „Das sind keine Anzugträger oder Sesselpupser, die ihre Worte nicht in die Tat umsetzen!", versicherte er mir. „Jane, bitte!" „Wo soll ich denn hingehen?", harkte ich nach. Mattheo zuckte ratlos mit der Schulter: „Überall, nur nicht nach Hause!" „Du spinnst doch!", ich seufzte. „Die tun mir schon nichts!" „Jane!", entfährt es Mattheo. „Wenn dir was passiert!" Was hatte er nur? „Beruhig dich, ja?", ich legte meine Lesebrille bei Seite. „Woher wollen die das wissen? Tu mir nur einen Gefallen, gib Justin nicht wieder in die Hände dieses Flittchens!" Sein gesamter Körper spannte sich an. „Lass das meine Sorge sein!", schrie er. „Es geht hier um dich!" Die Tür ging auf und Dennis kam herein: „Jetzt reicht es!" „Verschwinden Sie!", Mattheo verdrehte die Augen. „Sie haben doch gar keine Ahnung!" „Herum geschrieen wird hier trotzdem nicht!", grummelte er nur. Ich seufzte und fasste mir an die Stirn. „Es reicht.", verlangte ich. „Dennis, du kannst gehen... ich habe die Situation unter Kontrolle." Nur widerwillig verließ er mein Büro. „Mattheo, brüll hier nicht so herum.", bat ich ihn. Genervt verschränkte er die Arme. Sein ganzer Körper war angespannt. Irgendetwas stimmte nicht! „Mach bitte einfach keinen Ärger!", flehte ich ihn an. Mattheo lehnte sich an einen Schrank. „Du willst es nicht verstehen, was?", erkannte er. Jetzt fängt er schon wieder damit an! „Übertreib nicht.", winkte ich ab. Er senkte den Blick und sah vor sich. Irgendwie wirkte er traurig. Ich stand auf. „Es wird mir schon nichts passieren.", versicherte ich ihm. Mattheo sah mich besorgt an: „Du musst mir glauben!" „Tu ich doch.", ich nickte. Er schnaubte amüsiert: „Lüg mich nicht an!" Woher wusste er das nur immer? „Du bist mein Anwalt!", erinnerte sich Mattheo. „Wenn dir etwas passiert, könnte ich mir das nie verzeihen." Überrascht weitete ich die Augen und wurde rot. „Ist ja gut.", stammelte ich. „Ich werde heute abend ausgehen und erst morgen wieder nach Hause gehen, besser?" Er grinste nur. „Ausgehen?", wiederholte er amüsiert. „Willst du etwa heute abend einen richtig drauf machen gehen?" Ich dachte einen Moment darüber nach. Das war gar nicht mal so eine dumme Idee! „Ja.", nickend sah ich ihn an. „Wieso nicht? Ich frag Dennis, ob er mitkommt." „Den Staatsanwalt?", harkte Mattheo. „Ich dachte, du wollst einen draufmachen gehen!" „Kann ich doch.", murmelte ich. Als könnte Dennis nicht feiern! Idiot... „Na dann!", er verließ mein Büro. Amüsiert sah ich ihm hinterher. „Man sieht sich.", verabschiedete ich mich von ihm. Mattheo verschwand.


Ich kam, sah & liebteWhere stories live. Discover now