Richy

451 19 0
                                    

Mein Handy klingelte und ich wurde aus meiner Tagträumerei gerissen.

Jessy war dran.

,, Hey MC. Wo bist du? Ich warte unten."

,,Hey Jessy, tut mir leid. Ich komme sofort!", antwortete ich ihr.

Ich hatte doch glatt die Zeit vergessen.

So schnell ich konnte, schnappte ich mir meinen kleinen Rucksack und zog meine Schuhe an.
Mit einer Handtasche konnte ich nicht viel anfangen. Sie waren meist einfach nur nervig und störten, wenn sie ständig von der Schulter rutschten.

Ich lief die Treppen runter und ging nach draußen.

Sie wartete bereits mit einem Strahlen auf mich, dessen Leuchten vermutlich jede Art von schlechter Laune aufbrechen konnte.
Hätte ich wegen des gestrigen Ereignisses nicht schon bessere Laune, dann hätte ich sie spätestens jetzt.

Sie sah genauso aus  wie auf den zahlreichen Fotos in ihrem Account.

Sie war nicht viel größer als ich. Rot gefärbte Haare und auf den ersten Blick der lebensfroheste Mensch, den ich kannte.

Ich war noch ganz in meiner Gedanken, da kam sie bereits auf mich zugestürmt und sprang mir in die Arme.

,,Oh MC. Ich bin so froh, dass du da bist. Lass dich anschauen. Ich kann es gar nicht fassen", sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Ich war ein wenig überfordert mit soviel positiver Energie, erwiderte aber ihre Umarmung und sagte: ,, Ich bin auch, froh hier zu sein. Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Mir ging es nicht so gut und ich brauchte etwas Zeit für mich."

Gemeinsam stiegen wir in ihr Auto und fuhren zum Café Regenbogen. Erst wollte Jessy mit mir in die Aurora, aber ich wollte erstmal alleine mit ihr sprechen. Sie war von Beginn an immer auf meiner Seite und in der Sache mit Hannah, nach Jake natürlich, meine wichtigste Bezugsperson.

Im Auto konnte ich mir das allererste Mal einen realen Eindruck von Duskwood verschaffen. Es war genauso uhrig und niedlich wie auf den zahlreichen Fotos und dem Videodate mit Jessy. Alles wirkte lediglich etwas kleiner. Naja immerhin ist Duskwood nur eine Kleinstadt in Deutschland.

Im Café Regenbogen angekommen musterte Jessy mich. Sie wartete nicht mal bis unsere bestellten Getränke an den Tisch gebracht wurden.

,,So MC... jetzt raus mit der Sprache! Was war und ist los?"

Ich erstarrte kurz... ich konnte ihr eh nichts vormachen. Ich vertraute ihr, also entschied ich mich dazu, ihr die Wahrheit zu erzählen.

Nachdem ich ihr von der letzten Woche, nach dem Brand, erzählte, musterte sie mich und sprach:

,, Oh MC. Wenn ich doch nur gewusst hätte, wo du wohnst. Ich wäre sofort vorbeigekommen. Ich wäre doch für dich da gewesen."

,, Allerdings...", sprach sie weiter. ,, Gibt es etwas, was du daher vermutlich nicht weißt..."

Verdattert sah ich sie an.
- Was gibt es denn da noch groß zu wissen?
Richy ist tod, verbrannt in der Miene und Jake ist weg. Scheinbar nicht Tod... noch nicht, aber weg.-, dachte ich.

,,Nun. Richy... Richy lebt", sagte sie.
,, Er hat es aus der Mine geschafft. Keiner weiß wie, aber Hannah hat ihn gesehen. Rettungsanitäter brachten ihn zum Krankenwagen. Er sah schlecht aus, aber er lebt."

Duskwood - Code zu meinem HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt