Langsam ging ich in Richtung des Baumes. Gefühlt lief die Zeit rückwärts, so langsam muss ich mich bewegt haben.
Dann stand ich direkt vor ihm und sagte kein Wort. Ich musterte den Mann, der vor mir stand.
Er war deutlich größer als ich. Durch den Kapuzenpulli, welchen er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, wirkte er recht breit gebaut. Meine Augen hatten sich noch nicht komplett an die Dunkelheit gewöhnt, doch meine ich eine dunkle Haarsträhne erkennen zu können.
,, Hallo MC", sagte er. Seine Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.
,, JJJJ... Jake?", stotterte ich. ,, Bist du es wirklich?"
Er nickte.
,, Oh mein Gott", schoss es aus mir heraus. ,, Was machst du hier? Wo warst du? Woher wusstest du..."
Er unterbrach mich, streckte plötzlich seinen Arm aus, packte mich an meiner Taille und zog mich an sich heran. Jake drückte mich fest an sich.
Und so standen wir da. Minute für Minute. Wir sagten kein Wort mehr. Die Zeit blieb in diesem Moment stehen.
- Wielange habe ich auf diesen Moment gewartet? Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig -
Nach einigen Minuten löste Jake die Umarmung.
,,Wollen wir ein Stück gehen?", fragte er mich. Noch immer seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
- Meine Eltern müssen mich für verrückt halten, wenn sie dies wüssten. -
Von jetzt auf gleich war ich ein seelisches Wrack und nur ein Schatten meines Selbst.
In einer Nacht- und Nebelaktion brach ich in eine "fremde" Stadt auf.
Und jetzt? Jetzt treffe ich mich mitten in der Nacht mit einem Mann auf einem Parkplatz. Mit einem Mann, den ich vorher weder gesehen noch jemals sprechen, hab hören...naja zumindest ohne Stimmenverzerrer...- Was die Sache nicht unbedingt besser machte, dachte ich und ein kurzes Schmunzeln entglitt mir. -
Ich weiß nicht, wie lange wir schon still nebeneinander hergegangen sind. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren und mein Handy in der Aufregung doch glatt auf dem Bett liegen lassen.
Erst als Jake plötzlich stehen blieb und auf eine Bank zeigte, kam ich zurück aus meinen Gedanken.
Die Bank war zwischen Büschen und ein paar Bäumen versteckt. Ein paar Meter vor dieser floss ein kleiner Bach. Nur der Mond am klaren Himmel schenkte uns ein wenig Licht.
,, MC, es tut mir leid, was du durchmachen musstest. Aber ich konnte mich nicht eher melden. Es war zu gefährlich für mich", sprach er leise.
Ich nickte verständnisvoll und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. Ich bin sonst nicht gerade auf den Mund gefallen, aber jetzt gerade war ich froh, dass ich erstmal nur zuhören musste.
,, Nachdem ich in der Miene deine Nachricht bezüglich des FBI's erhalten hatte, habe mich, so schnell es ging, auf den Weg gemacht einen Ausweg zu finden.
Auf dem Weg bemerkte ich den Rauch. Ich versuchte mich so schnell es ging von diesem zu entfernen... als ich plötzlich Richy sah. Erst wollte ich weiter gehen und hoffte, dass die Feuerwehr ihn noch rechtzeitig rettet... aber ich konnte nicht.
Also lief ich zurück und hiefte ihn hoch. Er war nicht mehr bei Bewusstsein, aber seinen Puls konnte ich noch fühlen.
So schnell es ging, lief ich mit ihm Richtung Ausgang.
Ich hoffte ihn am Ausgang ablegen zu können und dann unbemerkt fliehen zu können.Zumindest hatte der Brand in der Miene dann doch etwas Gutes. Es war das reinste Chaos vor Ort. Sanitäter, Feuerwehr und Polizei liefen wild durcheinander.
So schaffte ich es doch tatsächlich, mich davonzuschleichen. Dann hieß es erstmal untertauchen.Ich ging in mein Motelzimmer und packte meine Sachen. Da ich wusste, dass du kommen wirst, hinterließ ich eine Nachricht und habe gebetet, dass du sie findest.
Ich musste nur dafür sorgen, dass du auch das entsprechende Zimmer bekommst, da ich wusste, dass du dieses Motel wählen würdest.Seine Stimme klang sanft und ich nahm seine Hand in meine. Sie war groß und fühlte sich weich an. Weicher als ich erwartet hatte.
- Naja ein weltweit gesuchter Hacker, wird wohl schlecht nebenberuflich auf dem Bau arbeiten, dachte ich und musste kurz über mich selbst innerlich lachen -
,, Aber wieso bist du jetzt hier, Jake? ", brach es aus mir heraus. ,, Es ist viel zu gefährlich für dich!"
,, Naja", antwortete Jake. ,,Als ich deine Nachricht mit dem Smiley sah, wusste ich... meine Vermutung hat sich bestätigt. Du bist in Duskwood. Und dies würde bedeuten...".
Er unterbrach und ich merkte, dass er nach dachte.
,, Dies bedeutet, Jake?", fragte ich ihn mit nervöser Stimme.
Er schwieg für einen Moment und fuhr dann fort.
,, Das bedeutet... du würdest früher oder später auch Phil treffen..."
In diesem Moment veränderte sich seine Tonlage. Sie war nicht mehr sanft und ruhig, sondern sie strotzte nur so vor Verachtung.
,, Du...Du...Du.. bist also nur hier, weil du eifersüchtig bist?", fragte ich ihn völlig verdutzt. Mein Blick entgleiste vollkommen.
Ich lies seine Hand los und wollte aufstehen.,,MC, sagte er und griff nach meinem Arm. ,,Versteh doch bitte. Es ist gefährlich für mich. Und damit auch gefährlich für dich. Ich wollte nie hier herkommen. Mit dem Zettel wollte ich dir eigentlich nur ein Lebenszeichen geben, damit du dir keine Sorgen machen musst. Aber als ich dich dann mit Phil sah. Wie er seinen Arm um dich legte... dich anstarrte als wärst du Freiwild... ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich musste dich sehen."
,,Woher wusstest du, dass...", unterbrach ich ihn.
,,MC, dachtest du wirklich, dass ich dich auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen würde? Ich wusste immer, wo du bist. Ich wusste, wann du zu Hause losfuhrst... ich wusste, wann du hier angekommen bist.... und ich wusste, wann du in die Aurora gehen würdest..."
Inzwischen standen wir. Wir standen uns gegenüber und ich spürte seinen Blick. Seinen Blick auf mir. Ich versuchte unter der dunklen Kapuze etwas zu erkennen, doch ich erkannte nichts.
-Wann nimmt er endlich dieses blöde Ding ab, dachte ich.-
Plötzlich fühlte ich etwas. Ich fühlte seine Arme an meiner Taille. Er zog mich näher zu sich heran und flüsterte: ,,Ich hab dir noch etwas versprochen."
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Duskwood - Code zu meinem Herzen
FanficKurze Duskwood Mobile Game Story - Achtung Spoiler! Hannah ist seit 3 Tagen verschwunden und ihr Freund Thomas bekam plötzlich von ihrem Handy eine Nachricht mit deiner Handynummer. Keiner weiß wie es dazu kam, aber aus einem bisher unbekannten Grun...