Lang ist's her!

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Im Auto herrscht eine Eiseskälte... nicht weil es Winter ist, sondern weil die Anspannung das ganze Fahrzeug mit einer unangenehmen Kälte füllte.

Ich versuchte von innen die Tür zu öffnen.
Aus dem fahrenden Auto zu springen erschien mir weniger gefährlich, als weiter mit dieser Person mitzufahren, doch natürlich war die Kindersicherung eingeschaltet. Abgeschlossen. Keine Fluchtmöglichkeit.

,,Hey! Was machen wir hier? Was zum Teufel willst du von mir?!?", fragte ich mit erhobener Stimme.

Wo ich diesen Mut hernahm? Keine Ahnung. Vermutlich haben die letzten Wochen mein Selbstbewusstsein in den Himmel steigen lassen.

,,Ey! Ich rede mit dir. Antworte mir gefälligst!"

- Warum antwortet er mir nicht? Will er etwa nicht erkannt werden? Denkt er, dass ich ihn an seiner Stimme erkennen würde? -

Die Gedanken kreisten. - Er sagte, dass er mich braucht. Er muss sie retten, sagte er?
Wen muss er retten und wozu brauchte er mich? Wer könnte es sein? Ein Mann, dass ist eindeutig, aber wer? Richy? Aber Richy ist im Krankenhaus?!? Ist er geflüchtet? Wen könnte er retten wollen? -

Ich stellte schnell fest, dass es keinen Sinn macht mir weiter darüber Gedanken zu machen. Ich werde wohl abwarten müssen.
Vermutlich haben meine Freunde schon die Polizei informiert. Vielleicht sind sie bereits dabei, mich zu suchen. Ich versuchte einen Blick auf die Uhr im Auto zu erhaschen. Es war 20:18 Uhr. Entweder will er früher da sein oder der Wasserturm und sein Versteck lagen weit außerhalb von Duskwood.

Wir fuhren Feldwege entlang, dann über eine Bundesstraße und wieder fuhren wir einen Feldweg entlang. Vorbei an einem Waldstück und einem Gebäude...es sah aus wie ein Klärwerk.

Plötzlich hielt er an. Weiterhin sprach er kein Wort. Mein Blick fiel erneut auf die Uhr.

20:54 Uhr.

Die Person packt mich am Arm und zog mich aus dem Auto. Er band meine Hände mit Kabelbindern zusammen und wir gingen den vor uns liegenden Hang hinauf. Er ging langsam und sah sich dabei immer wieder um. Ich schaute den Hang hinauf.
Etwa 50 Meter vor uns erkannte ich ein Gebäude.

Vor uns war ein hohes, rundes Steingebäude. Das muss der Wasserturm sein.

,, Ey!", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. ,,Lass Sie gehen. Ich bin da!"

Und als ich die Stimme erkannte, traute ich meinen Ohren nicht.

,,Jake!", schrie ich und versuchte mich loszureißen. Mein Entführer verfestigte seinen Griff. Immer noch sprach er kein Wort.

,,ALAN!", sagte Jake ruhig aber bestimmt.
,, Du sollst sie los lassen habe ich gesagt! Du wolltest mich!"

- Was?!? Alan? Wieso?? Deswegen sagte er kein Wort... er wüsste, ich würde seine Stimme erkennen! -

,,Es tut mir leid, aber ich muss sie retten! Sie wollen dich! Sie geben sie mir nur zurück, wenn ich sie gegen dich eintausche!"

Plötzlich tauchten vier weitere dunkle Gestalten vor uns auf. Mit einer weiteren Geisel im Schlepptau. Ein junges Mädchen, etwa 12 Jahre, schätzte ich.

,,Papa... Papa.. Bitte hilf mir, ich habe Angst." Hörte ich Sie wimmern.

,, Lasst sie gehen. Ich habe getan, was ihr wolltet! Nun lasst sie gehen!", rief Alan völlig verzweifelt.

Ich spürte, dass er zu ihr rennen wollte. Ich spürte seine Zerrissenheit, aber er wollte mich auch nicht loslassen. Zu groß war seine Befürchtung, wir könnten uns einfach aus dem Staub machen.

,,Hallo Jake! Schön, dich wiederzusehen! Lang ist's her", sprach die Gestalt und trat einen Schritt vor.

,,Martin!", sagte Jake und trat ebenfalls einen Schritt näher. ,, Ich bin da! Also lasst sie gehen."

,,Jake, oh Jake. Endlich. Dachtest du, du könntest ewig vor uns fliehen?"

Duskwood - Code zu meinem HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt