Aurora

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Die Tage vergingen.
Ich bin jetzt seit einer Woche in Duskwood.

Außer zu gelegentlichen Treffen mit Jessy, habe ich mein Hotelzimmer kaum verlassen. Ich wollte hier sein, falls Jake auftaucht. Aber bis jetzt habe ich weder einen weiteren Zettel, noch eine Nachricht von ihm erhalten. Eine Woche habe ich, in jeder freien Minute, das Motelzimmer mehrmals auf den Kopf gestellt. Vielleicht war ja noch irgendwo ein Hinweis auf seinen Verbleib versteckt.

Aber nichts. Rein gar nichts.

Langsam machte sich die depressive Stimmung wieder breit, doch Jessy konnte mich davon abhalten dort zu landen, wo ich noch vor 2 Wochen war.

Ein seelisches Wrack.
Ausgebrannt. Verzweifelt. Leer. Mutlos. Innerlich Tod.

Ich hatte Jessy versprochen, mich heute mit ihr und den Anderen in der Aurora zu treffen.

,,Die werden Augen machen!", strahlte sie mich an. ,, Jeden Tag fragen sie mich, ob ich etwas von dir gehört habe. So langsam kann ich es nicht mehr verbergen."

Während ich mich fertig für den Abend machte, dachte ich wie so oft an Jake.

- Er wäre sicher nicht begeistert. Heute würde ich auf Phil treffen. -

Phil ist der gutaussehende Bruder von Jessy.
Er wusste, dass er gut aussieht. Daraus macht er keinen Hehl. Obwohl er mich nie gesehen hatte, flirtete er offensichtlich mit mir. Ich hatte ihm damals versprochen, ihn in der Aurora zu besuchen.

So, here we are...

Ich werde also heute die Anderen zum ersten Mal live sehen. Ich wurde nervös.
Die anderen wussten noch nicht, dass ich heute mitkomme. Jessy hielt es für eine gute Idee, die anderen zu überraschen.

Um 19 Uhr war Jessy da und holte mich ab.
Wir mussten ca. 30 Minuten mit dem Auto fahren.

Als wir in der Aurora eintrafen, versuchte ich mich hinter Jessy zu verstecken. Dies gelang mir eher mäßig. Ich sah Cleo, Dan und Lilly an einem Tisch in der hinteren rechten Ecke sitzen.

Es war gemütlich hier. Der typische Kneipencharme stilvoll kombiniert mit modernen Elementen.

Lilly war die Erste, die Jessy bemerkte. Sie winkte sie mit einem Lächeln zu sich rüber. Plötzlich fiel ihr Blick auf mich. Ich sah, wie ihr Blick erstarrte. Trotz der Musik könnte ich ihr Gehirn bis hier hin rattern hören. Sie überlegte... vermutlich war sie sich nicht sicher... doch dann sprang sie plötzlich mit einem Satz auf, sodass sie beinahe den Stuhl umgekippt hätte.

,, Das ist ja unglaublich. Cleo! Dan! Schaut mal, wer da ist", rief sie und kam mir direkt entgegengelaufen. Sie umarmte mich und war sichtlich glücklich, mich hier zu sehen. Kaum zu glauben, nachdem was alles zwischen uns passiert ist. Doch durch Jake, sind wir nun auch so etwas wie Freundinnen geworden. Jake ist Lillys Halbbruder, dies hat sie auch erst vor kurzem erfahren. Bisher hat Jake sich ihr auch noch nicht gezeigt.

Nun schauten die anderen auf.

,, Hey Kleines. Es freut mich, dich zu sehen", sagte er und rollte auf mich zu. Er gab mir einen Handkuss und musterte mich von unten nach oben.

,, Hey Jack Daniels", erwiderte ich.

Dan wird vermutlich, nach seinem Autounfall, noch etwas länger auf den Rollstuhl angewiesen sein. Jessy erzählte mir jedoch, dass die Chancen mit Zeit und Physiotherapie sehr gut stehen würden, dass er bald wieder laufen könnte.

,, Hallo Cleo", sagte ich mit Blick auf Cleo. Cleo lächelte verhalten und reichte mir die Hand.

Die Beziehung zu Cleo war verhalten. Ich konnte sie ganz gut leiden, aber wirklich warm geworden sind wir nicht miteinander. - Vielleicht ändert sich das ja mit der Zeit, dachte ich mir.-

Jessy und ich setzten uns zu den Anderen an den runden Tisch. Jessy organisierte noch fix einen extra Stuhl. Neugierig, für wen dieser wohl ist, kam Phil mit dem Extra Stuhl an unseren Tisch.

Ich erkannte ihn sofort. Mit seinen schwarzen langen Haaren und seinen vielen Tattoos war er definitiv eine Augenweide. Cool, lässig und definitiv ein typischer Barkeeper.

Er kam auf mich zu, stellte den Stuhl hin und nahm mich direkt fest in den Arm.

,, MC. Du hast dein Versprechen gehalten. Du bist noch schöner als ich es mir nur erträumt hatte."

,, Danke Phil", sagte ich und versuchte mich aus der etwas zu festen Umarmung zu lösen.

Phil konnte es sich nicht nehmen lassen, schnappte sich einen freien Stuhl vom Nachbartisch und setzte sich mit der Lehne nach vorne direkt neben mich. Immer wieder bemerkte ich seine Blicke. Er musterte mich genau. Ein bisschen wie ein Raubtier, dass gerade auf Jagd war.

Ich fühlte mich geschmeichelt und gleichzeitig war es mir etwas unangenehm. Ich war soviel Beachtung einfach nicht gewohnt.

Phil rief eine seine Mitarbeiterinnen zu sich und bestellte erstmal eine Runde Cocktails für uns. Aurora Spezial für alle entschied er. ,, Auf dich MC! Schön, dass du da bist.", sprach er und legte seinen Arm um meine Schulter.

Unauffällig versuchte ich mich ein wenig von ihm zu entfernen. Letztendlich kannte ich ihn kaum und soviel Nähe war mir dann doch etwas unangenehm. Phil bemerkte dies, lächelte mich an und nahm seinen Arm von meiner Schulter und legte ihn auf meiner Stuhllehne ab.

Den restlichen Abend unterhielten wir uns. Tranken einen Cocktail nach dem anderen und genossen es uns besser kennenzulernen. Selbst Cleo taute nach und nach auf. Thomas war bei Hannah. Sie brauchte noch Ruhe und geht daher aktuell selten raus.

- Vielleicht lerne ich sie später noch kennen, dachte ich, -

Wie erwartet, habe ich mich mit Lilly und Dan am besten verstanden.

Der Abend war wirklich schön und gegen Mitternacht verließen wir die Bar.
Es fühlte sich gut an, mal unter Leute zu kommen und meine Internetfreunde endlich mal live zu sehen. Ich fühlte mich sehr wohl.

Wir umarmten uns zum Abschied und verabredeten uns für ein weiteres Treffen in den nächsten Tagen.

Am Hotel angekommen, ging ich hoch auf mein Zimmer. Ich schloss die Türe auf und schmiss meinen Rucksack auf das Bett und entledigte mich meiner Schuhe. Dabei fiel mein Blick auf die Tür.

Und was ich da entdeckte, verschaffte mir Gänsehaut...

Duskwood - Code zu meinem HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt