The Midnight Caller - Gefährliche Liebe

Kapitel 1 - Nikolai

Mein Blick schweift durch den Raum. Ich steuere auf das schwarze Sofa hinter dem Vorhang zu und setze mich neben Kyrell.
"Schon was gefunden?", frage ich ihn. "Sie besorgt mir gerade einen Drink", erwidert er und blickt zur Bar.
Ich beobachte die Rothaarige Frau, für die er sich entschieden hat.
"Du lässt sie den Drink holen?", frage ich irritiert. "Sie wird mir heute Nacht noch genug Dienste erweisen, darauf kann sie sich schon mal einstellen", scherzt er und zwinkert mir amüsiert zu.
Um ehrlich zu sein ist Kyrell ein richtiges Arschloch, aber er ist auch mein Cousin und drei Jahre älter als ich, was ihn zum Nachfolger macht.
Er hat einen höheren Status als ich, weshalb ich ihm unterliege. Ich weiß selbst nicht, wie ich das aushalte.
"Was ist mit dir, Nik? Schon eine gefunden?", fragt er. Die Rothaarige kommt an unseren Tisch und Kyrell zieht sie auf seinen Schoß, um dann ihren Hals zu küssen, woraufhin sie anfängt zu kichern.
"Nein, noch nicht", antworte ich ernst und lehne mich vor, um die Frauen in diesem Club besser beobachten zu können, was nicht schwer ist, weil sie alle in unsere Richtung gucken. Sie wissen, wer wir sind.
Was mir ebenfalls auffällt: Diese Frauen würden alles dafür tun, um mit uns ins Bett zu gehen, was ich nicht gerade attraktiv finde.
Das nimmt den Reiz weg. Kyrell stört es nicht, dass die ganze Frauenwelt auf seinen Schwanz aus ist.
"Wie wäre es mit der Blonden da?", fragt er leise und zeigt auf eine Frau, die an der Bar sitzt und an ihrem Drink nippt.
Mit nur einem Blick kann ich erahnen, was für ein Mensch sie ist: Tief im Inneren sensibel und verletzlich, gibt sich Mühe, nach außen hin tough zu wirken, war Cheerleader Captain an der Highschool und sucht jetzt nach weiteren Abenteuern.
Ich mustere ihre langen nackten Beine.
"Nicht schlecht", sage ich.
"Worauf wartest du dann noch?"
Am liebsten würde ich einfach gehen, ohne eine Frau anzusprechen. Heute ist mir nicht danach, wofür Kyrell aber kein Verständnis haben würde. Er wird mich nicht in Ruhe lassen, ehe ich eine Frau anspreche.

Ich erhebe mich und laufe selbstbewusst durch den Club zu ihr. An der Bar bleibe ich stehen und werfe einen Blick auf ihren halbleeren Drink. Ein Martini.
Dann winke ich den Barkeeper heran.
"Ein Martini für die Dame und einen Johnnie Walker für mich!"
Er nickt und stellt uns kurz daraufhin die Drinks auf den Tresen. Die Blondine mustert mich interessiert.
"Guten Abend, ich bin Nik."
Sie grinst. "Ich bin Emely."
"Freut mich, Emely. Ich war so frei, dir noch einen Drink zu bestellen."
"Das ist sehr lieb von dir, danke."
Ich setze mich neben sie und stelle die üblichen Fragen. Es stellt sich heraus, dass sie aus Arizona kommt, was ihre braune Haut erklärt und nach Ellesmere gezogen ist, um zu studieren.
Trotzdem passt sie voll ins Bild der naiven Studentin. Mein Interesse ist weg, als sie anfängt von ihren "lustigen" Kommilitonen zu erzählen.
Leider merkt sie nicht einmal, dass meine Aufmerksamkeit nicht mehr ihr gilt. Ich schaue hinter mich zu Kyrell. Die Rothaarige sitzt mittlerweile rittlings auf ihm und sie machen heftig miteinander rum.
Länger halte ich das hier nicht aus. Ich muss sie zum schweigen bringen.
"Emely, wie wäre es, wenn wir uns von hier verziehen?", frage ich leise und lächle sie neckisch an. Das zieht immer.
"Wohin?", fragt sie etwas verwirrt. Innerlich verdrehe ich die Augen und schreie nach Hilfe.
"Nach oben in mein Zimmer."
"Du wohnst hier?! Abgefahren!"
"Also, wie wäre es?"
Sie nickt eifrig und steht von ihrem Hocker auf. Ich lege meine Hand an ihren Rücken, um sie zum versteckten Treppenhaus zu führen.
Auf dem Weg dahin merke ich, dass Kyrell mich beobachtet. Sein Blick sagt: Gut gemacht.