𝟙𝟘.

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Forgiveness is a strange thing. It can sometimes be easier to forgive our enemies than our friends. It can be hardest of all to forgive people we love.

Am nächsten Morgen sitze ich gerade im Schneidersitz auf meiner Couch und nippe an meinem Earl Grey Tee, während ich mich durch meine Planungen der beiden Hochzeiten arbeite

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Am nächsten Morgen sitze ich gerade im Schneidersitz auf meiner Couch und nippe an meinem Earl Grey Tee, während ich mich durch meine Planungen der beiden Hochzeiten arbeite. Mein Couchtisch ist mit Bildern, Angeboten und Zetteln übersät. Um den Überblick behalten zu können, habe ich alles was zur Aristokraten-Hochzeit gehört mit einem gelben und Arlo's Hochzeit mit einem grünen Post-it gekennzeichnet. Trotzdem ist es das absolute Chaos. Ich grummle gestresst vor mich hin und raufe mir die Haare. Bei aller Liebe zu meinem Beruf, aber dieser Berg an Aufgaben ist einfach unmöglich zu bewältigen.
Ich greife nach meinem Telefon und tippe auf den Kontakt meines Chefs.
Na dreimaligen Klingeln geht er ran.
„Hi, Ava! Wie geht's, wie steht's?", fragt der Mann gut gelaunt und ich muss mir einen frechen Kommentar verkneifen, als ich meine Augen über das Chaos vor mir wandern lasse.
„Willst du eine ehrliche Antwort? Nicht gut... Richard, ich gebe wirklich mein Bestes und ich würde nicht fragen, wenn mir nicht das Wasser bis zum Hals stehen würde, aber ich brauche Unterstützung. Ganz, ganz dringend...", bettle ich und fahre mir mit der Hand über das Gesicht.
Kurz höre ich nichts weiter, als seine Atmung und befürchte, dass er meiner Bitte nicht nachkommen wird, da mir ja als Lohn schon seine millionenschwere Firma winkt.
„Okay... Ich stelle dir Lielle zur Seite."
Ich runzle kurz die Stirn und überlege. Wer ist jetzt bitte Lielle?
„Ähm, danke Richard aber wer ist sie?", frage ich, während ich im Kopf schnell alle Mitarbeiter durchgehe.
Richard lacht bloß.
„Ach ja, Lielle Schnarr ist unsere Praktikantin aus Deutschland. Fleißiges Mädchen! Voller Tatendrang und wirklich talentiert, du wirst sie mögen.", verkündet Richard und ich atme erleichtert aus. Wenn er das Mädchen lobt und für gut empfindet, dann ist es auch so.
„Ich danke dir, Richard! Wirklich..."
Ich vernehme erneut ein Lachen von meinem Chef.
„Gern geschehen, ich werde Lielle deine Nummer weiterleiten und gebe ihr Bescheid, dass sie sich mit dir in Verbindung setzen soll. Kann ich dir sonst noch irgendwie zur Seite stehen?", erkundigt er sich und ich kichere bloß.
„Nein, danke! Du bist einfach der beste Chef den es gibt."
„Gern geschehen, Kleines!", antwortet er mir und beendet das Gespräch danach.

Nachdem ich das Telefon neben mir auf die Couch gelegt habe, greife ich munter nach den Fragebögen von Viktoria und Arlo. Gestern Abend war ich so ausgelaugt und müde, dass ich keine Lust mehr hatte mich durch ihre Antworten zu kämpfen. Ich lege die beiden Klemmbretter nebeneinander auf meine Oberschenkel und greife nach meiner Teetasse, um mir noch eine Portion Ruhe und Entspannung zu gönnen. Ich habe mich schon darauf vorbereitet, dass mir so manche Antwort auf dem Blatt entweder Magenschmerzen oder Herzschmerz bereiten könnte.
Als ich die Tasse zur Seite gestellt habe, atme ich noch einmal tief durch, versuche mich zu fokussieren und lege los.
1.) Wie haben Sie sich kennengelernt?
Während Viktoria diese Antwort ziemlich ausführlich beantwortet hat und überall kleine Herzen über ihre I-Punkte gemalt hat, fällt Arlo's Antwort um einiges kürzer aus. Auf seinem Bogen steht einfach nur: über einen gemeinsamen Freund.
Ein kleines Kichern kommt über meine Lippen und ich notiere mir die Kennenlernen-Geschichte in kurzen Stichworten auf meiner Liste.
2.) Was lieben Sie aneinander am Meisten?
Normalerweise lese ich immer zuerst die Antworten der Braut, doch in diesem Fall interessiert mich die von Arlo mehr.
Auf seinem Bogen steht ein Satz und dieser lässt mich zum ersten Mal den kleinen Stich verspüren, den ich befürchtet habe: Ihr großes Herz und ihre Gabe, jedem Menschen freundlich entgegenzukommen.
Ich muss zugeben, dass ich immer dachte, ich würde Arlo's Zukünftige schon aus Prinzip nicht mögen, aber Viktoria macht es mir wirklich schwer.
Auf ihrem Bogen stehen viele Vorzüge die ich selbst an meinem Ex immer sehr geschätzt habe. Wie zum Beispiel: seine Liebe zu seinem Beruf, seine Fürsorglichkeit und seinen Charm.
Nach so viel Zucker und Geschmachte brauche ich etwas um meine Nerven zu beruhigen, deshalb suche ich nach einem bestimmten Punkt.
8.) Was mögen Sie an ihrem Partner nicht so gerne?
Die Antwort der Braut, ist ein Klassiker aber einfach nicht realistisch. Dort steht nämlich: Gar nichts!!!
Arlo hat diesen Punkt bei seinem Fragebogen gar nicht ausgefüllt. Kopfschüttelnd gehe ich zu einem anderen Punkt weiter.
11.) Wo bzw. wie stellen Sie sich Ihre Traumhochzeit vor?
Viktoria's Vorstellung von einer perfekten Hochzeit beinhaltet eine große Gesellschaft mit Freunden, Familie und Kollegen. Die Dekorationen und die Location sollen außergewöhnlich und auch gerne prunkvoll sein. Sie liebt weiße Samt-Tischtücher, hohe Blumengestecke und viel Kerzenlicht.
Als ich auf Arlo's Blatt schiele und lese was er geschrieben hat, überkommt mich ein unangenehmer Schauer. Meine Kopfhaut prickelt und das nicht angenehm.
Seine Vorstellung unterscheidet sich total von der von Viktoria. Er schreibt: Die perfekte Hochzeit ist für mich im kleinsten Rahmen. Nur die engsten Familienangehörigen und Freunde. Dezentes Dekor, gutes Essen und kein Schnick-Schnack wie Fotoboxen etc.
Ich lege den Bogen zur Seite und habe das dringende Bedürfnis nach frischer Luft. Die Erkenntnis, dass die Hochzeit die ich damals für uns geplant habe, nicht im Entferntesten seinen Wünschen und Vorstellungen gleicht, macht mir die Knie weich und den Magen flau. Hat er immer schon so darüber gedacht oder erst, als er mich mit unsrer perfekt-geplanten Hochzeit sitzen gelassen hat? War es vielleicht sogar meine Schuld und ich habe ihn mit meinem Perfektionismus vertrieben? Es fühlt sich plötzlich so an, als hätte es fünfzig Grad in meinem Haus. Mein Magen zieht sich unangenehm zusammen und ich habe wirklich alle Mühe damit, mich auf der Couch zu halten. Meine Atmung geht viel zu schnell, es grenzt beinahe an hyperventilieren. Fieberhaft versuche ich mir die Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen und mich an unsere Gespräche über die Hochzeit zu erinnern. Habe ich ihn eigentlich je gefragt, was ihm gefällt? Ich nehme noch einen Schluck aus meiner Tasse um meine Nerven ein wenig zu beruhigen und versuche die Gedanken, die mich wie eine Abwärtsspirale in den Abgrund ziehen, zu verdrängen.
Bleib cool Ava! Konzentriere dich auf deine Arbeit.
Ich nehme Arlo's Fragebogen in die Hand und lese mir nun jeden einzelnen Punkt darauf genau durch. Den von Viktoria lasse ich für den Moment komplett außen vor.
Er hat nicht viel ausgefüllt, viele Punkte sind leer und ich frage mich, ob er nichts dazu zu sagen hat oder es ihm einfach egal ist.
Bei Punkt Nummer vierzehn bekomme ich beinahe eine weitere Panikattacke.
14.) Lieblingsblumen bzw Blumen die Sie nicht mögen oder vielleicht sogar eine Allergie haben?
Darunter stehen zwei Arten von Blumen und mir bricht augenblicklich der kalte Schweiß aus.
Weiße Chrysanthemen und Ranunkeln (Blumen im Beerdigungs- Bouquet meiner Mutter)
Das zu lesen ist beinahe zu viel für mich. Ich schiebe mir die Klemmbretter von den Beinen und laufe zur Terrassentüre, die ich wild aufstoße. Ich brauche frische Luft und das sofort. Alles dreht sich und ich fühle mich hundeelend. Ich schnaufe wie ein Marathonläufer, der gerade den Vienna City Marathon gelaufen ist und lasse mich auf die sandfarbenen Steinplatten sinken, die meine Terrasse zieren.
Wie konnte ich das nicht wissen? Natürlich hat er den Blumenschmuck gehasst. Wieso hat er nie auch nur ein Wort darüber verloren, ich hätte doch...-geht es mir durch den Kopf.
Doch da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, ich hätte nicht... Denn ich habe ihn kein einziges Mal nach seiner Meinung gefragt! Ich zittere am ganzen Leibe als mir klar wird, dass auch wenn ich vielleicht noble Absichten damit hatte ihn mit der Planung zu verschonen, trotzdem bin ich ihn komplett übergangen und habe ihn damit vertreiben. Er hat mich nicht verlassen, ich habe ihn dazu gebracht. Ich schluchze drauf los und vergrabe mein Gesicht in den Händen, während sich mein Körper schüttelt und die Tränen wie Rinnsale über meine Wangen laufen. Nicht er alleine ist hier das Arschloch, sondern auch ich selbst!
Und was fast noch schlimmer ist, seine Verlobte und ich planen gerade die gleiche Hochzeit erneut. Ich wollte ihn anfangs damit strafen, ihn für den ganzen Schmerz den er mir zugefügt hat, büßen lassen. Ich habe es als Wink des Schicksals angesehen, als mieses Karma aber nun...?! Langsam versuche ich mich wieder zu fangen, lege meine Handflächen auf den kühlen Steinboden und regle meine Atmung. Eine Frage geistert mit wie wild durch den Kopf: Ist es nicht meine Pflicht, meine Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen und ihm die Hochzeit zu schenken, die er sich wünscht und die er verdient?!


Wer hasst Arlo noch immer?! 👀😭😬
Jede Geschichte hat immer 2 Seiten

𝐵𝑒𝒻𝑜𝓇𝑒 𝓎𝑜𝓊 𝓈𝒶𝓎 𝐼 𝒹𝑜...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt