𝐵𝑒𝒻𝑜𝓇𝑒 𝓎𝑜𝓊 𝓈𝒶𝓎 𝐼 𝒹𝑜...

30.

„Gut aber nur eine Minute." Lässt Ava sich zu meiner Erleichterung überzeugen und ich atme hörbar aus. Eine Chance, sie gibt mir eine Chance. Die Anspannung weicht gerade einfach nur aus meinem Körper und ich muss mir ein glückliches Grinsen verkneifen. Aber ich möchte mein Glück nicht überstrapazieren. Ihr lästiges Anhängsel sieht zwar nicht erfreut über ihre Entscheidung aus aber sie nickt ihm zu und bedeutet ihm, schon in den Wagen zu steigen, ehe sie an meiner Seite schweigend wieder zurückgeht.

Als wir durch das Eisentor kommen halte ich sie jedoch am Ellenbogen zurück.
Sie fixiert mich mit ihren schönen Augen und mir werden die Knie weich.
„Lass das, Arlo. Wir haben bereits alles gesagt." , kommt es leise aus ihrem Mund. Ihre Stimme hört sich dabei schwach und zerbrechlich an. Es schmerzt mich, dass ich der Grund dafür bin. Aus einem Impuls heraus möchte ich nach ihrer Hand greifen, doch sie entzieht sie mir sofort und sieht sich hektisch um.

„Sag mal bist du irre? Was soll das? Siehst du nicht, dass wir von Vogue-Mitarbeitern umzingelt sind?"
Ava verzieht wütend das Gesicht und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Sie ist die schönste Frau die es gibt und auch ich liebe ihr Feuer.
Sie sieht mich immer noch wütend an, während ich einfach den Kopf schüttle.

„Nein. Ich sehe nur dich." Nun schnaubt sie während sie angewidert das Gesicht verzieht.
Das sollte eigentlich romantisch klingen aber selbst ich merke, dass ich mich wie ein verdammter Stalker anhöre.
„Sorry, das sollte eigentlich anders klingen...", entschuldige ich mich und Ava seufzt tief, während sie sich erneut umsieht.
Sie dreht ihren Kopf zu mir und blickt mich zum ersten Mal anders an als nur genervt.
„Wieso machst du es mir so schwer? Ich werde meine Meinung nicht ändern. Außerdem habe ich Brian."
Ich lächle sie an und schüttle den Kopf, was sie erneut wütend macht.
„Du glaubst mir also nicht? Brian und ich sind zusa-ammen..." stottert sie, blickt dabei auf den Boden und ich grinse noch breiter. „Oja und wir sind verliebt, so sehr verll.."
Schnell lehne mich zu ihr nach vorne und sie verstummt sofort. Ich blicke ihr tief in die Augen und sehe wie sie panisch wird.

„Lügnerin...", raune ich ihr zu und ihre Pupillen weiten sich. Sie bringt keinen Ton heraus sondern starrt mich bloß an.
In diesem Moment weiß ich es mit tausend prozentiger Sicherheit. Ava liebt mich ebenfalls.
„Oooh! Gut, dass Mister äh, Munro Sie noch erwischt hat.", unterbricht die Stimme der Reporterin unser Blickduell und unsere beiden Köpfe zucken zu ihr.
„Unser Fotograf benötigt Sie beide, um das Licht für das Foto unter dem Baum für die Hochzeit zu testen. Da Ms. Baker verhindert ist haben Sie doch nichts dagegen?!"

Ava sieht sie erschrocken an.
„Also ähm, nein das geht nicht...", stottert sie und sieht mich kurz von der Seite an. „Können Sie das nicht erledigen Mrs. Welch? Ich hatte einen langen Tag und muss zurück in die Stadt..."
Die Reporterin winkt ab.
„Nein, das geht nicht leider. Ich bin zu klein und Modelmaße habe ich auch keine mehr... Ich würde das Kleid sprengen.", witzelt sie und lacht.
Ava sieht noch schockierter aus als vorher.
„Das Kleid? Welches Kleid?!", kommt es stotternd aus ihrem Mund und Mrs. Welch winkt einen Mann zu uns, ehe sie sich wieder uns widmet.
„Für solche Dinge haben wir immer ein weißes Kleid dabei. Der Fotograf muss testen wie das Licht darauf reagiert. Keine Angst, es ist aus der letzten Saison also müssen Sie nicht vorsichtig sein.", sagt sie und schiebt Ava mit dem Mann, der einen schwarzen Kleiderbeutel trägt, davon.
Selbst ich bin von dieser Wendung etwas überrumpelt. Unsicher was ich tun oder wie ich darauf reagieren soll, sehe ich die Reporterin lächelnd an. Diese hat einen undefinierbaren Blick aufgesetzt und starrt mich einfach nur an. Unruhig trete ich von einem Bein zum anderen.
„Sie kennen Ms. Wallace gut oder?", fragt sie gerade heraus und ich reiße meinen Kopf zu ihr hoch.
Daraufhin setze ich mein Anwalts-Pokerface auf und lächle sie an.
„Nunja, sie ist unsere Hochzeitsplanerin. In den letzten Wochen haben wir sehr eng mit ihr zusammengearbeitet. Aber gut, wäre übertrieben."
Eine unverfängliche Antwort und die Tatsache, dass ich nicht von mir, sondern von uns gesprochen habe, unterstreicht diese Aussage noch mehr.
Doch die Reporterin lächelt amüsiert und ich erkenne, dass sie mir das leider nicht abgekauft hat.
„Sie sind gut in Ihrem Job, Mr. Munro aber das bin ich auch. Wissen Sie, ich habe neben meinem Studium in Journalistik auch einen Abschluss in Verhaltenswissenschaften. Die Körpersprache eines Menschen, sagt viel über seine Gefühle aus."
Damit hat sie mich kalt erwischt, doch ich versuche mir das nicht anmerken zu lassen. Ich gebe ein amüsiertes Lachen von mir und trete einen Schritt an sie heran.
„Sie arbeiten bei einem Modemagazin, warum also sollten Sie dann am Verhalten der Menschen interessiert sein, die Sie dafür interviewen?", kontere ich und die Blondine zuckt nur mit den Schultern.
„Nennen Sie es Neugierde oder Faszination aber ich mache meinen Job gerne gründlich."
Erneut lache ich und verschränke die Arme vor der Brust.
„Tun Sie das Mrs. Welch, doch lassen Sie mich Sie daran erinnern, dass meine Verlobte den Vertrag mit Ihnen abgeschlossen hat. Ich selbst oder Ms. Wallace sind nicht Teil davon. Es wäre mir wirklich unangenehm, wenn ich rechtliche Schritte gegen Sie und ihr Magazin einleiten müsste."
Meine Worte haben ihre Wirkung nicht verfehlt, jedoch ist diese anders als gedacht.
Mrs. Welch grinst und hebt die Hände.
„Immer mit der Ruhe. Ihr Anwälte seid wirklich ein empfindliches Völkchen. Aber ich muss zugeben, dass Ihre Reaktion schon verwunderlich ist, in Anbetracht der Tatsache, dass ich Ihnen bloß eine einfache Frage gestellt habe. "
Ich seufze tief und sehe die Reporterin direkt an.
„Das kommt daher, dass ich gerne zurückgezogen und privat lebe. Ich halte nichts davon, etwas zur Schau zu stellen."
Mrs. Welch legt den Kopf etwas schief und denkt kurz über meine Worte nach, dann lacht sie auf und schüttelt den Kopf.
„Das ist allerdings wirklich komisch, denn Sie feiern eine sehr große und mediale Hochzeit mit einem Model. Wie passt das zu Ihrer Vorstellung von Privat?", kommt es schlicht aus ihrem Mund und trifft damit den Nagel auf den Kopf.