Grausame Drohungen

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POV Dennis

Am Flughafen in Salzburg angekommen war Jüri auf einmal wieder wie letzte Woche vor dem Silverstone Wochenende...und schlimmer. Panisch griff er nach meiner Hand, atmete total schnell und unregelmäßig. 

Da ich ihn ein wenig von der Öffentlichkeit abschirmen wollte, zog ich ihn mit zur Toilette, setzte ihn da auf eine geschlossene Toilette. „Ich bekomme keine Luft, ich bekomme keine Luft!" rief er panisch, hyperventilierte fast schon. Mit ruhigen Worten sprach ich auf ihn ein, beruhigte ihn, holte ihn zurück ins hier und jetzt.

Diese Panikattacke war deutlich heftiger, als die vor einer Woche. Nach einer Zeit begann Jüri zu Husten, dann zu würgen. „Musst du spucken?" hektisch nickte er, kniete sich vor die Toilettenschüssel und erbrach. Beruhigend streichelte ich seinen Rücken, redete langsam auf ihn ein. 

Verhindern wollte und konnte ich es eh nicht, weshalb ich es einfach zuließ. Jüri hatte die letzten 1,5 Wochen laut ihm einen sehr nervösen Magen, übergab sich auffällig häufig. Man sah auch deutlich, dass er dünner als normalerweise war.

Zum Glück war auf der Toilette kaum etwas los und es war uns nur Oliver, Jüris Teamchef gefolgt. „Kann ich ihm was gutes tun?" wollte dieser besorgt wissen.

"Ja, hol ihm was zuckerhaltiges. Eine Cola oder so. Er wird es danach brauchen, so eine Attacke kostet eine Menge Kraft" was die Panikattacke ausgelöst hatte war mir gerade noch nicht klar, aber als sie abklang war Jüri richtig fertig. Jetzt war es erstmal wichtig, dass er sich in Ruhe ausruhen konnte.

Heute waren zum Glück noch keine Termine. Zuerst wollte sich Oliver am Hotel um ihn kümmern, was ich ihm aber ausredete. Erst als ich ihm erzählte, dass ich mit Jüri zusammen war gab er nach, war dann aber sehr verständnisvoll.

Jüri ließ ich das nicht mitbekommen, der würde sofort die nächste Attacke bekommen, wenn er wüsste, dass ich es Oliver in der Not erzählt hatte....wobei der ja bei Marcus und Liam auch sehr offen und verständnisvoll war.

"Ich würde auch gerne das Wochenende über mit ihm das Zimmer teilen, ist mir gerade bei den Grand Prixs irgendwie wichtig, ihn etwas im Auge zu behalten..." das klärte Jüris Teamchef mit Rene ab. Prema war im Hotel die Straße runter, aber es war okay, dass ich bei Jüri blieb. Liam durfte immerhin ja eigentlich auch immer bei Marcus schlafen.

"Warum fühl ich mich so schwach?" murmelte Jüri leise, als er mit seinem Kopf auf meiner Brust lag. Behutsam streichelte ich meinem süßen Esten durch die Haare, erklärte ihm, dass der Körper während einer Panikattacke extrem viel Energie verbrauchte und er zusätzlich von gestern auf heute nicht viel geschlafen hatte. "Ich bin bei dir, ich bleibe bei dir. Es wird alles gut" beruhigte ich ihn liebevoll, verteilte mehrere Küsse auf seine Haare.

Innerlich ratterte es die ganze Zeit in mir, ich wollte herausfinden, was die Attacke ausgelöst hatte um es in Zukunft zu unterbinden...aber dazu musste Jüri erstmal einschlafen, dass ich sein Handy durchsuchen konnte. Es war nicht böse gemeint, dass ich das vorhatte, aber ich musste wissen was ich in Zukunft ändern konnte.

"Schlaf etwas, Schatz. Wird dir gut tun. Ich wecke dich zum Abendessen" zustimmend nickte mein Liebling, ließ sich von mir brav in den Schlaf knuddeln. Als er schlief ging ich an sein Handy. Wir hatten ausgemacht keine Geheimnisse voreinander zu haben. Er hatte meinen Sperrcode, ich seinen.

Schnell fand ich heraus, dass seine letzte geöffnete App Instagram war, durchsuchte da seinen Suchverlauf, da war nichts auffälliges. In den DMs wurde ich fündig. Es war eine ziemlich ekelhafte Nachricht...doch die nächste war noch schlimmer.

'Du ehrenloses Stück ***** bist eine Schade für Estland. Lässt dich doch selbst von Lawson in den A**** ficken. Bitte bring dich einfach um, damit würdest du allen Menschen etwas gutes tun. Jemand wie du hat es nicht verdient zu leben.'

'Vips du dreckiger Hund. Zum Glück ist deine Karriere endlich gelaufen. Bald kannst du als Billigkraft im Supermarkt arbeiten. Hoffentlich hast du einen tödlichen Crash'

und viele andere Nachrichten dieser Art...teils waren diese wirklich schwer zu ertragen. Oh man, da mussten wir echt was dran machen. In den Einstellungen stellte ich ein, dass man ihm keine DMs mehr schicken konnte, löschte die jetzigen.

Da ich ihm gerade einfach nah sein wollte, kuschelte ich mich zu ihm ins Hotelbett, schlief scheinbar auch sehr schnell ein. Bei Jüri fühlte ich mich so geborgen, dass ich mir ziemlich leicht tat schnell einzuschlafen. Geweckt wurde ich durch ein Klopfen an der Tür. 

Es war Marcus, der mich besorgt ansah, erzählte dass Olli ihn schickte um nach Jüri zu sehen. "Er schläft. Komm rein aber sei leise" zustimmend nickte Marcus, setzte sich mit mir an den Schreibtisch, an dem ich ihm die gescreenshoteten Nachrichten zeigte.

"Boah krass...okay das geht eindeutig zu weit." auch er war absolut dabei, dass wir da eine Lösung brauchten. Jüri hatte es verdient sein normales Leben zurück zu bekommen.

"Ich bin so froh, dass er dich hat, Dennis. Danke, dass du so auf ihn aufpasst." na klar passte ich auf ihn auf. Jüri hatte mir mein Herz geklaut und ich seins. Wir waren ein Paar, da unterstützte man den Partner auch wenn es gerade schlecht lief.

„Euch zwei hat es voll erwischt hm?" zustimmend nickte ich, sah mit einem liebevollen Lächeln in Richtung Jüri. Alleine ihn zu sehen ließ mein Herz schneller schlagen, löste ein unglaubliches Glücksgefühl in mir aus. 

„Ich glaube ihr kommt klar oder? Dann geh ich noch eine Runde ins Gym. Bis später" ich verabschiedete mich mit einer kurzen Umarmung von ihm, spielte dann etwas am Handy.

Wie gerne ich gerade ein Bild von Jüri und mir posten würde, damit seinen „Skandal" etwas in den Hintergrund drücken wollte, aber wer weiß ob das nicht alles schlimmer machen würde. 

„Denk nicht so viel nach, gibt Falten" murmelte Jüri neben mir, worauf ich sofort das Handy weglegte, mich erkundigte wie es ihm ging. „Du bist bei mir, da kann es mir nur besser gehen."

Er wusste ganz genau, wie er mir eine Gänsehaut verpassen konnte. „Warum hast du gestern Nacht geweint?" er hatte es mitbekommen? Ich war mir sicher gewesen, er hätte schon geschlafen. 

„Es tut weh, dass ich meinen Eltern nicht von meinem Glück erzählen kann. Ich hab an die Zeit vor meinem Outing gedacht und es tut weh sich daran zu erinnern, dass es so nie wieder werden wird"

Er strich mir sanft über die Wange, küsste mich zärtlich. „Warum redest du nicht mit mir darüber, was dich belastet, Honey?" schulterzuckend gestand ich, dass ich ihn nicht noch mehr belasten wollte. Er hatte genug woran er zu knabbern hatte.

„Och Babe, du kannst mir immer alles sagen. Ich bin immer für dich da. Und selbst wenn ich schlafe und du bist traurig, weck mich bitte" er war so ein unglaublich toller Mensch, von dem ich immer noch nicht wusste wie ich ihn verdient hatte. Wir taten uns einfach gegenseitig unglaublich gut.

The Pink GateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt