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(Pov. GermanLetsPlay/Manuel)

Schreie. Blut. Angst. Dunkelheit. Hass. Boshaftigkeit. Alle laufen. Wir laufen, selbst wenn unsere Beine uns weh tun. Wir spüren den gewaltigen Schmerz schon kaum noch.
„Akira, pass auf!", schrie ich. Akira war schon seit vielen Jahren meine beste Freundin. Dabei waren wir doch erst 7 Jahre alt. Sekunden später fiel ein brennender Ast auf uns herunter, doch ich konnte Akira und mich retten. Das Böse wollte uns in die Knie zwingen.
Das Böse war der Name für einen riesigen, mächtigen Mann. Keiner kannte seinen echten Namen, daher galt er nur als ›Das Böse‹. Tausende Menschen starben. Es herrschte eine Art Krieg.
Wir liefen immer weiter, bis wir die Stadtgrenze erreichten.
„Es geht nicht mehr weiter", bemerkte Akira schweratmend. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, sie bekam kaum noch Luft. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich dann aussah.
„Wir müssen weiter!", rief ich und wollte ihren Arm schnappen, doch plötzlich ertönte hinter uns eine Stimme.
„Und wenn du denkst, du hast gewonnen, schleiche ich mich von hinten an dein Ohr und flüster' ›Game Over‹", lachte eine Stimme boshaft. Langsam drehten wir uns um. Das Böse stand vor uns. „Jetzt geht's nicht mehr weiter, was?", sagte er. Im nächsten Moment hielt er Akira gefesselt vor sich. Wie hatte er das so schnell geschafft?
„Akira!", schluchzte ich und wollte auf sie zu rennen, doch das Böse bäumte sich vor mir auf.
„Lass uns einen Deal machen", schlug er dann vor. „Ihr werdet Geschöpfe der Nacht, dafür lasse ich euch am Leben." Akira schüttelte stürmisch den Kopf und rief: „Niemals werde ich einen deiner dreckigen Deale eingehen! Lieber sterbe ich!" Das Böse umklammerte Akira fester. Sie hechelte, da sie schon fast keine Luft mehr bekam.
„Wir gehen den Deal ein", widersprach ich. Aus der Luft setzten sich kleine Partikel zu einem Vertrag zusammen. Ich musste nur noch unterschreiben. Leben als Geschöpf der Nacht oder Tod? Ich hatte die Wahl. Ich nahm den Stift, der sich ebenfalls aus Luftpartikeln zusammengesetzt hatte und unterschrieb widerwillig.
„Manuel...", schrie Akira, den Rest verstand ich nicht, da das Böse sie mit seiner lauten Stimme übertönte.
„Ich werde euch die Kräfte zusenden. Eines Tages werdet ihr spüren, dass der Deal in Kraft tritt!" Das Böse verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war und Akira landete unsanft auf dem Boden.
„Du hast das doch nicht ernsthaft unterschrieben oder?", wimmerte sie. Ich kniete mich neben sie.
„Ich hatte doch keine andere Wahl." Ich half ihr hoch. „Wir können erstens froh sein, dass wir noch leben und zweitens, dass wir so einen guten Deal erwischt haben. Stell dir vor, du hättest mit ihm Sachen machen müssen", versuchte ich die Stimmung zu verbessern. Sie lächelte zaghaft. Nachdem wir uns geeinigt hatten, gingen wir in den Wald. Wir suchten Holz zusammen und bauten eine kleine Hütte und ein Feuer. Wir würden nicht sterben, weil das Böse einen Deal mit uns ausgemacht hatte und uns jetzt in Ruhe lassen würde.
„Was ist ein Geschöpf der Nacht?", fragte Akira vorsichtshalber nach.
„Ein Vampir", flüsterte ich und schaute wie in Trance ins Feuer.

-------Zeitsprung: 15 Jahre später-------

„Mhh Hey zusammen!", begrüßte ich meine Zuschauer zum gefühlten hundertsten Mal. Schon seit ein paar Jahren machte ich Let's Plays auf Youtube. „Willkommen zu einer neuen Runde Happy Wheels!", redete ich weiter und klickte auf irgendein Level. Ich erzählte einfach irgendetwas und tat meinen Job wie immer zuvor. Heute war aber alles anders. Normalerweise hatte ich immer Lust aufs Zocken, aber meine Demotivation überzeugte mich, sodass ich genau das Gegenteil davon hatte - Langeweile. Ich spielte einfach 5 Level, die ich durch Zufall auswählte und beendete dann den Part. Es war gegen 9 Uhr abends, ich hatte eben schon mal vorproduziert. Akira würde bald vorbeikommen. Sie war so ziemlich die einzige außerhalb meiner Familie, die wusste, wie ich aussehe. Auf Youtube zeigte ich mein Gesicht nämlich nicht, da ich, wenn ich mal draußen unterwegs war, nicht sofort erkannt werden wollte. Einige Minuten nachdem ich die Aufnahme beendet hatte, klingelte es an der Tür. Ich ließ Akira herein und umarmte sie.
„Hey du", begrüßte sie mich lächelnd.
„Na", begrüßte ich sie und lächelte ebenfalls.
„Hast du schon aufgenommen?", fragte sie. Ich nickte. „Was wollen wir machen?", erkundigte Akira sich.
„Wir könnten spazieren gehen oder einen Film schauen", schlug ich vor.
„Lass uns spazieren gehen." Ich zog mir meine Jacke und meine Schuhe an, nahm einen Schlüssel und ging mit Akira nach draußen.
Ich wohnte jetzt auch in Köln. Doch außer Akira und meiner Familie wusste das niemand. Ich wohnte also nicht mehr dort, wo ich früher gewohnt hatte. Dieser Ort hatte meine Kindheit so zerstört. Das Böse wurde übrigens nach ein paar Jahren besiegt, so munkelt man. Doch ob das wirklich stimmt, weiß niemand. Ich vermutete ja, dass er noch lebte und nur ruhte. Den Deal mit ihm hatten Akira und ich auch immer noch im Gewissen. Er war immer noch nicht eingetreten, sodass ich mich eigentlich schon fragte, ob er sich überhaupt noch zutragen wird.
Akira und ich liefen schon eine Weile durch Köln, als es immer dunkler wurde. „Lass uns zurückgehen", bat sie mich. Sie hatte, so wie ich (allerdings mehr), Angst vor der Dunkelheit. Und das alles nur wegen dieser verdammten Kindheit. Wir waren zwei der wenigen, die überlebt hatten. Ich sollte jetzt aufhören, darüber nachzudenken.

„Willst du bei mir schlafen? Dann musst du nicht in der Dunkelheit zurück", schlug ich ihr vor, als wir meine Wohnung betraten.
„Gerne", willigte sie ein. „Hast du denn Schlafsachen für mich?"
„Nichts hat sich in meinem Badezimmer verändert, seitdem du das letzte Mal da warst", lächelte ich und nahm ihr ihre Jacke ab. Das stimmte. Es war zwar schon etwas länger her, dass sie da war, doch ich war immer zu faul gewesen, etwas umzuräumen. Sie lachte und zog ihre Schuhe aus. Sie würde, freundschaftsgemäß, mit mir in einem Bett schlafen. Das hatten wir schon immer so gemacht, da es weder für sie, noch für mich, mehr Bedeutung als Freundschaft hatte.

Wir redeten noch bis tief in die Nacht hinein, doch irgendwann war sie so müde, dass ihre Augen einfach zu fielen.
Ein paar Minuten später geschah mit mir das Gleiche.

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