,,Heute ist Freitag!", rufe ich und springe mit großen Augen und Freude aus dem Bett. Ich habe Hunger und mache mir ganze drei Mini-Toasts zum Frühstück. Danach sind die Zähne mit dem Putzen dran, anziehen und Tasche packen. Moment, holt Tyler mich heute eigentlich ab? Schnell hole ich mein Handy aus meinem Zimmer, in die Küche. Und gerade als ich eine neue SMS verfassen will, bekomme ich eine von Tyler: "Guten Morgen! Soll ich dich heute wieder abholen oder möchtest du selber fahren? Ich bringe dich gern, meld dich einfach vor Schulbeginn. Tyler." Darauf antworte ich hastig und mit schwitzigen Händen: "Guten Morgen zurück! Ja, kannst du gerne machen. Bin um zwanzig vor fertig. Warte draußen auf dich, Jess" Als ich mit meinem morgendlichen Ritual fertig bin, ist es halb acht und ich setze mich wie gesagt in die Küche. Ich schreibe Tyler, dass ich schon fertig bin und er antwortet nur: "Okay" Hmm. Ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen soll. Also beschließe ich mich einfach vors Fenster zu setzen und die zehn Minuten dort auf ihj zu warten, bis ich pünktlich um zwanzig vor auf der Verander stehe. Eine Minute später, kommt auch Tyler aus dem Haus und fährt mit seinem tollen Audi vor. Er winkt mich herein und ich steige ein. Mit einem einfachen ,,Hallo." werde ich das zweite mal an diesem Morgen nett begrüßt. Ich lächele und nicke und er fährt los.
Um unseren 'frühen' Morgen etwas aufzufrischen, beginne ich zu Abwechslung mal unser Gespräch mit einer völlig überflüssigen, dennoch spannend genügender Frage, aber ich will ja auch nur bewirken, dass wir reden und nicht stumm nebeneinander sitzen, als würden wir uns nicht ausstehen können und jeder würde bloß darauf warten, dass wir endlich da sind. Das ist bei uns, zumindest bei mir, so gar nicht der Fall. Ich könnte Stunden im Auto, oder wo auch immer verbringen, wenn Tyler dabei ist. ,,Also, morgen um halb drei bei dir, stimmt's?" ,,Stimmt genau, aber du müsstest noch etwas mitbringen...", sagt er und sieht mich kurz an, ehe er wieder auf die Landstraße blickt. ,,Ähm, okay. Was denn?",frage ich aufmerksam. ,,Super gute Laune, ein bisschen Verständnis für meine 'wie-ein-Wasserfall-redende-Mutter und Zeit, ist das möglich?" Er lacht und wirft den Kopf in den Nacken. Ich lache auch, aber nicht wirklich wegen des Witzes, sondern hauptsächlich, weil ich ihn umwerfend finde und ich mich schon riesig auf morgen freue. ,,Ja klar, das ist drin!" ,,Dann ist ja alles geregelt. Okidoki." Das sagt er wirklich süß und er betont das 'okidoki' noch extra so, dass es noch niedlicher klingt. Und ich glaube, er weiß, dass ich so empfinde, denn er strahlt mich mit seinem tollen Lächeln an. Ich finde einfach alles total süß an ihm, egal was er tut. Ganz egal was, es fasziniert mich. Kann ein Mensch denn wirklich so komplett, so perfekt sein?Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich mit jeder Sekunde, die ich mit Tyler verbringe, ich mich mehr in ihn verliebe. Und genau das tue ich ja bisher täglich, ob es wohl wo weiter geht? Täglich für manchmal 5 und manchmal 8 Stunden. Dieses mal sehe ich ihn ja sogar noch Samstag, also außerhalb der Schulzeiten... Und die letzten Tage haben wir ja auch nachmittags etwas gemacht. Noch mehr Zeit miteinander. Passt doch super. Ich verlirbr mich in einen anscheinend perfekten Menschen, der jede haben könnte, übermenschlich gut aussieht, bis jetzt einen sehr angenehmen Charakter besitzt und der es wohl darauf anlegt, mit mir - Jessica Black - befreundet zu sein. Und ich entspreche so gar nicht diesen Kriterien. Na ja, mein Charakter ist, finde ich nicht schlecht, aber alles andere trifft nicht auf mich zu. Schon komisch. Er kannte mich nicht und hat mich einfach angesprochen. Gut, dass ist jetzt nicht so außergewöhnlich, aber danach führt sein Weg immer wieder zu mir. Merkwürdig. Zufall? Vielleicht soll das ja alles so sein. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber ich glaube ans Schicksal. Und vielleicht ist das gerade mein Fall. Wer weiß? Zum Beispiel werden zwei Menschen geboren, die für einander bestimmt sind, und nur deswegen gibt es sie. Und sie werden zusammen kommen. Irgendwann. Irgendwie. Egal was zwischen ihnen einmal oder auch keinmal war, es wird immer so sein, dass sie zusammen kommen. Sie müssen diesen einen, ganz besonderen Menschen finden.
Ihn kennen zu lernen. Ihn lieben zu lernen. Sich zu streiten. Und sich wieder zu versöhnen. Und den Rest seines Lebens mit ihm zu verbringen. Glücklich - bis ans Lebensende. Der Traum jeder Beziehung. Der Traum jedes Mädchen. Und ich weiß es nicht genau, aber womöglich auch der Traum jedes Jungen. Glück - das habe ich wohl auch gerade an meiner Seite. Ich habe nie direkt an Glück geglaubt und gehabt erst recht nicht. Schon gar nicht in der Liebe. Aber jetzt? Vielleicht hat es jetzt endlich den Weg zu mir gefunden. Vielleicht möchte es auch mal mir helfen, glücklich zu werden. Vielleicht im Sinne von Tyler? So jedenfalls hoffe ich. Ich träume die ganze Zeit und er stört mich nicht dabei, bis wir da sind. ,,Wir sind da, Jess!" Und wir sind an dem Schulparkplatz angekommen. ,,Oh ja, okay. Ich komme." Er parkt richtig ein, lässt den Motor ausgehen und rennt zu meiner Autoseite. Ich frage mich, was er nun schon wieder vorhat. Plötzlich öffnet er so sanft die Tür und bittet mich hinaus und ich tue es natürlich. Nicht ganz nur, weil er mir zum zweiten Mal die Tür aufhält, sondern ja auch weil wir zum Unterricht müssen. Aber wenn ich so recht darüber nach denke, was er alles für mich tut, ist das doch nicht ganz so normal für 'gute' Freunde, oder? Denkt er, er muss das tun, um mich zu beeindrucken und mir zu gefallen? Zwar sehr süß, aber leicht übertrieben, ich meine, ich mag ihn doch auch so schon sehr. Und ich dachte eigentlich, dass er das weiß...Ich will es ihm eigentlich sagen. Diesen Aufwand kann er ruhig lassen, es ist ja nicht so als wäre ich eine Prinzessin oder sowas... Und so sage ich ihm es auch Wort für Wort, aber versuche dabei sanft zu klingen, ich will ja nicht, dass er sich angegriffen fühlt: ,,Hey Tyler? Ähm, das... also das mit dem Tür-aufhalten und so...-" Er unterbricht mich, bevor ich weitersprechen kann. ,,Es gefällt dir nicht?!" Ich fahre fort. ,,Nein, nein. Also... das trifft es nicht ganz. Ich wollte einfach nur sagen, dass das nicht nötig ist, wenn du meinst, dass du mich damit beeindrucken musste oder so, also... ich mag dich auch so gerne...",gebe ich zu und schaue weg. ,,Ich meine, ich wollte es dir bloß sagen, ich bin ja keine Prinzessin oder so..." Er murmelt was vor sich hin, was sich vage nach ,,Wer weiß..." anhört. Damit lässt er es gut sein und läuft mit mir im Schlepptau ins Gebäude. Ich begreife nicht, warum er das gesagt, oder eher geflüstert hat, aber auch egal, werde ich schon irgendwann herausfinden. Irgendwann kommt alles raus. Aber jetzt geht Unterricht erstmal vor. Nach 2 1/2 Stunden Unterricht ist erstmal Pause angesagt. Wir treffen uns wie jeden Tag mit den anderen in der Mensa. Tyler setzt sich überraschender Weise, als wäre es stinknormal und Routine, bei uns hin und beißt genüsslich in seinen roten Apfel. Er zeigt weder Emotionen noch Verwunderung darüber, dass ihn so gut wie alle anstarren. Er sitzt einfach nur da, wie ein ganz normaler Seniorschüler.Ich setze mich lieber zu ihnen, bevor ihnen allen noch die Augen aus den Höhlen fallen, also sage ich: ,,Er beißt nicht..." Ich nicke als zusätzliche Bestätigung. Ich sage das trocken und die Situation etwas aufzulockern, doch es gelingt mir nicht ganz. Es sollte doch eher lustig und nicht abschreckend wirken, aber das kommt wohl nicht so an. Ich lache nervös vor mich hin. Obgleich ich eigentlich nicht dazu beitragen muss, dass Tyler integriert wird, doch fühle ich mich irgendwie ein bisschen verantwortlich für ihn. Ich verwickele die anderen schließlich in ein Gespräch und lasse Tyler und die anderen essen, bis sich alle soweit beruhigt haben. Danach rede ich noch kurz mit ihm und schon ist die Pause vorbei. Die Mensa leert sich langsam, und auch wir trotten zur nächsten Stunde. Den restlichen Schultag verbringen wir getrennt, weil er und ich in verschiedenen Kursen sind. Wenigstens bin ich in jedem Kurs entweder mit Am oder Alice zusammen, hatte also immer eine Partnerin, für was auch immer. Im diesem Kurs bin ich gerade mit Am, und ich lache mal wieder über sie und mit ihr. Sie ahmt den Lehrer nach und so bekommen wir zwar ein wenig Ärger, was uns aber herzlich wenig stört. Auf dem Parkplatz wartet Tyler schon sehnsüchtig auf mich, wie es aussieht. Er lächelt sofort, sowie ich aus dem Gebäude heraus komme. Mit dem üblichen 'Küsschen' verabschiede ich mich von Am und Alice und gehe zu seinem Auto. Er steigt ein. Ohne mir die Tür zu öffnen. Ein Fortschritt!Stolz setze ich mich neben ihn. Zur Vorsicht frage ich ihn lieber nochmal: ,,Ist alles okay? Und du bist auch nicht sauer... deswegen? Es sollte nicht so wirken als, na ja, du weißt schon. Als würde ich mich damit geehrt fühlen. Aber das tue ich natürlich. Du verstehst mich doch, oder?" Ich schaue erst ihn an und fummele dann nervös an meinem Jackenärmel, weil er nicht so schnell antwortet. Er zögert und schiebt seine Antwort heraus, aber sagt dann schließlich: ,,Ja, alles gut, ich weiß wie du das meinst und nein, ich bin überhaupt nicht sauer, eher im Gegenteil. Jetzt weiß ich ja, dass es dir nicht ganz so gefällt, wie erhofft. Und ich blamier' dich nicht mehr also beruhig' dich." Er lächelt und hat es wohl nur der Anspannung wegen hinausgezogen. Sanft legt er seine Hand auf meinen Oberschenkel und deutet mir damit erneut, dass alles okay mit uns sei. ,,Tyler, hör zu. Du blamierst mich in keinem Fall. Du ehrst mich. Und falls du denkst, du wärst peinlich, tja da irrst du dich. Wenn du so denkst, ist das ganz falsch. Sehr falsch sogar. Mir gefällt es ja, aber du brauchst das nicht zu tun, wirklich nicht, okay? Wenn du das unbedingt willst, dann mach es, ja? Ich meine das echt nicht böse, Tyler!" Ich hoffe nun, dass ich ihm klargemacht habe, was ich wirklich meine. ,,Okay, ich, ich habs ja verstanden. Alles 'okidoki'!",lächelt er. Ich muss ihn einfach umarmen. Er fühlt sich einfach alles so toll an. Jetzt fährt er los, wo alles geklärt ist.
Wir machen es uns bequem, soweit es eben in einem Auto geht. Ich denke nochmal darüber nach, was ich eben zu ihm gesagt habe und bin damit zufrieden, wie ich es dargestellt habe. Ich denke, er ist klug genug, und weiß jetzt ganz klar was Sache ist. Und so reden wir ausgiebig die ganze Rückfahrt lang, bis er mich fröhlich vor meinem Haus absetzt. Er hatte vorhin 'rein aus Interesse' gefragt, was ich heute noch so vorhabe und ich antwortete mit: ,,Weiß ich noch nicht genau, mal sehen, was sich so ergibt. Ich habe mir letztens so einen neuen Film gekauft, vielleicht gucke ich mir den heute an..." Danach fragte ich ihn. Er hat noch zutun. Die letzten Möbel kommen ins Haus und den ganzen Kram irgendwie im Haus unterbringen, bekam ich also Antwort. ,,Bis morgen, wenn die Gäste kommen, weißt du?" Ich nickte und steige damit aus. ,,Ja, weiß ich. Das was man halt bei einem Umzug macht." Alle Sachen und Möbel von A nach B schleppen, das so anstrengend ist und vor allem, wenn man dann in der neuen Wohnung ist und man nicht weiß wohin mit den schweren Kartons. Und dann steht es entweder blöd in der Ecke oder mitten im Weg. Er nickt ebenfalls und schließt sein Auto mit dem mir bekannten "Beep - Beep" ab. Die Lichter leuchten kurz auf und er kommt mir näher. ,,Dann denk an morgen." Er lächelt, zieht eine Augenbraue hoch und schaut mich gespannt an. Oh und ob ich an Morgen denke. Ich kann fast an gar nichts anderes denken.
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the neighbor
Teen FictionJess ist soweit glücklich mit ihrem Leben, sie ist 17 Jahre alt, als sie auf den "Neuen" trifft. Tyler. Kurzerhand zieht er erstaunlicherweise genau neben ihr ein und sie lernen sich kennen. Die Romanze beginnt, doch irgendwas ist merkwürdig an Tyl...