18. Dezember 19.03 Uhr

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"Ich bin Sofie."
Sie steckte ihm die Hand entgehenden.
"Ethan," stellte sich Ethan schnell vor, etwas überfordert von der Hand zwischen ihnen.
"Oh, entschuldige! Macht der Gewohnheit."
Die Hand machte Anstalten sich zurückzuziehen, wurde allerdings von Ethans Hand aufgehalten, welche einen Händedruck forderte. Warum er das tat wusste er, wie bei vielen seiner Handlungen, auch nicht genau. Vielleicht war es ein menschlicher Reflex, welcher gerade einsetzte. Die Angst vor Neuem überwog nicht mehr der Angst vor Einsamkeit gegenüber. Das könnte der Grund sein.
Ihre Hand war wärmer als er erwartet hatte. Auch etwas schwitzig, nicht unangenehm, nur so, dass es ihm auffiel. Ihre Hand hielt seine leicht aber sicher, als sei seine ein kleines Vögelchen, von welchem man noch nicht genau sagen konnte, ob es bleiben oder fliegen wollte.
Der Händedruck ließ ihn allerdings etwas zusammenfahren. Kontrolle eines Teils seines Körpers abgeben klang wie Qual für ihn. Nach einer Schrecksekunde, die mehr von Ethans Panik, als von eigentlichen Geschehnissen herbeigeführt worden war, ließ sie seine Hand los.
Sanft und sachte.
Schnell zog er seine Hand zurück und begann aus Reflex an der Haut seiner Fingernägel herumzuspielen. Eine lästige Angewohnheit seinerseits, aber eine wirkungsvolle Stressbewältigung, um ehrlich zu eher Ablenkung als Bewältigung. Der Stressfaktor blieb, Ethans Gehirn bekam nur kurzzeitig Ruhe von ihm.
"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich sehr gerne etwas über Tom hören. Bitte alles. Bis ins kleinste Detail. Ich vertrage das schon."
Ethan stimmte zu, obgleich er insgeheim dachte, keiner vertrage irgendetwas an dieser Geschichte.
Der Junge begann also auszupacken. Über den paranoiden Tom, die Freundschaft zu Li und das tötende Etwas in Toms Körper.
Eine lange Stille trat ein. Keine schöne, eher eine angespannte Stille, mit zu vielen unausgesprochenen Worten. Im Geiste verdrehte Ethan die Augen. Der Junge hatte gehofft unangenehme Stille hinter sich lassen zu können. Scheinbar kam sie aber öfter vor, als ihm bewusst gewesen war.
"Danke! Es ist sicher nicht leicht für dich."
Sofie sagte nicht zu viel, sondern eine genaue Anzahl an Buchstaben, die gerade so für ein sehr sympathisches und stimmiges Gesamtbild reichten.
Müde grinste Ethan.
"Glaub mir, ich erzähle das heute nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal."
Wann war er bitte so ein entspannter Typ geworden? Anscheinend gar nicht, denn seine rechte Hand gab sich immer noch größte Mühe die Haut von seinen Nagelbetten zu entfernen.
"Es ist mutig und richtig, dass du das tust."
Sofie sah so stark aus. Unverletzlich und unnahbar. Der Schein trog, natürlich trog er, wie Ethan mit seiner nächsten Frage herausfand.
"Wie denkst du jetzt über Tom?"
Ihre Unterlippe fing an zu beben und seine von Zähnen durchkaut zu werden.
"Natürlich musst du nicht antworten," fügte er, wie ihm auffiel, viel zu spät hinzu.
Sie winkte ab.
"Doch, doch. Das ist nur fair. Und es ist ja auch interessant." Ein kurzes freudloses Lachen. Ihre Nasenflügel bebten als sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu kriegen. Sofia war zwar nicht unverletzlich, aber stark war sie allemal. Sie stand kurz vor dem Zusammenbruch aber wehrte sich mit aller Standhaftigkeit dagegen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 04, 2022 ⏰

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