18. Dezember 18.45 Uhr

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„Und ja, ich gebe zu, ich habe viel gearbeitet und ja, ich habe Maurizius' Geisteszustand als höchst interessant aufgefasst, aber ich wollte nie, dass er diese Krankheit behält."
„Haben Sie versucht zu helfen?"
„Selbstverständlich, ich habe ihn schon früh aus der Schule genommen, aus Rücksicht auf seine Einschränkung, versteht sich. Magda und ich waren auch stehst bemüht die beste ärztliche Betreuung für Maurizius anzufordern. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie teuer und aufwändig das alles war. Und trotzdem sitze ich nun hier. Alles Geld und alle Zeit der Welt hätten nichts geholfen und du kannst mir glauben, ich habe beides investiert. Und viel arbeiten musste ich natürlich um die Kosten von Maurizius' Aufenthalt hier zu decken. Ich bin an der Universität, an der ich lehre, förmlich eingezogen. Trotzdem ist mein Junge immer noch krank oder?"
Mit jedem Wort, welches Paul Schrödings Mund verließ, wurde der Mann unsympathischer. Ethan bildete sich ein Lügen und Halbwahrheiten von der Zungenspitze seines Gegenübers aufblitzen zu sehen. Maurizius war mehr als nur ein Kranker, der lediglich Zeit und Geld in Anspruch nahm. Wie konnte ein Professor der Psychologie so denken? Sah sich Paul Schröding anderen Menschen überlegen? Er konnte nicht fassen, dass der Herr erst in höchsten Tönen von seinem Sohn sprach und ihn dann nicht mal ehrlich mochte. Keiner konnte ihm erzählen, dass Schröding Maurizius auch ohne Verwandtschaft gemocht hätte. Wie konnte Schröding ernsthaft glauben er liebe seinen Sohn über alles, er kenne sich mit menschlichem Umgang aus und dann aber davon überzeugt sein, Maurizius schulde ihn etwas für das verlorene Geld und die lange Zeit der Behandlung.
"Maurizius schuldet Ihnen nichts."
"Habe ich auch nie behauptet. Du siehst aber auch, dass er mehr... nennen wir es mal Pflege beansprucht als ein normales Kind."
Ethans Blut begann langsam zu brodeln. Ein leichtes Köcheln begann in der Region seines Herzens und breitete sich durch Adern und Venen in seine Fingerspitzen, Fußknöchel und seine Zunge aus, welche sogleich Feuer spuckte.
"Was bilden Sie sich ein! Nur wegen Ihres Titels? Ihres Geldes? Sie haben nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, Sie haben das getan was ein liebender Vater tun sollte. Was jeder liebende Vater getan hätte, mit dem Unterschied, dass Sie Maurizius nicht lieben und deswegen denken Sie hätten ein unbezahlbareres Opfer auf sich genommen. Und ja, garantiert mögen Sie Ihren Sohn, aber nicht so sehr wie Sie versuchen sich und mir einzureden. Sie mögen Ihn, weil er Sie interessant macht. Wenn Leute Sie ansehen, dann sehen sie einen besorgten, aufopfernden Vater, der alles für seinen armen kranken Sohn tun würde. Aber Maurizius ist mehr als Ihr Ansehen, Sie belügen alle um sich herum, sogar Ihre Frau, aber die hat Sie durchschaut, deshalb sind Sie jetzt hier! Sie wollen Bestätigung für Ihr ach so tolles Wesen, Sie brauchen meine Anerkennung, denn das ist alles was Ihren Charakter ausmacht! Aber das können Sie vergessen, Sie Arschloch!"
Einige Wimpernschläge lang sah Schröding verblüfft aus, doch dann verfärbte sich sein Gesicht zu einem hässlichen Rot-ton.

Was darf ich hoffen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt