Kapitel 8: We're falling like the stars

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Blade und Cayt wechselten einen besorgten Blick. 

"Lizzy...", setzte Cayt an. "Du bist wahrscheinlich total müde und das alles hat dich überfordert... Vielleicht sollten wir alle Gespräche auf morgen verlegen und jetzt schlafen gehen?" 

"Ich bin nicht müde." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. 

"Liz, komm schon, wir können doch morgen weiter reden? Von mir aus bleiben wir auch zuhause", versuchte nun auch Blade mich zu überreden. 

"Nein", sagte ich bestimmt. "Ich will es jetzt wissen." Ich atmete tief durch. "Leute, ich glaube es gibt nicht mehr viel, mit dem ihr mich überraschen oder verwirren könnt. Ich habe schließlich innerhalb von was? Einer Viertelstunde? Erfahren, dass nicht nur ihr beide Götter seid, sondern auch ich eine Göttin bin. Also? Was ist jetzt so schlimm an dieser Prophezeiung?" 

"Du brauchst nichts von der Prophezeiung zu wissen. Es wird dir rein gar nichts bringen außer Stress, glaub mir." Langsam wurde ich wirklich wütend. Warum versuchten beide, aber vor allem Cayt, so krampfhaft, mir den Inhalt dieser mysteriösen Prophezeiung, die nicht einmal wirklich eine ist, zu verheimlichen? 

"Sagt. Es. Mir. Einfach.", betonte ich jedes Wort. Langsam war ich echt genervt. Anscheinend merkte Blade das.

"Okay, versprich mir, dass du nicht ausflippst und komplett Panik schiebst?", fragte er mich. Seine Hände verkrampften sich um die Flasche in seiner Hand.

"Ich verspreche es dir", versprach ich, ohne mir wirklich sicher zu sein. Wenn Blade so Ernst war, war es für gewöhnlich kein besonders gutes Zeichen. Sowas wusste ich schon nach den wenigen Tagen, in denen wir uns kannten. 

"Lizzy, du musst drei griechische Götter, möglicherweise noch mehr, einige Dämonen, diese verfluchten Schattenbiester und vermutlich noch andere Wesen, von denen wir keine Ahnung haben, besiegen. Und wenn du dabei stirbst, sterben alle. Alle Menschen, alle Götter, alle anderen Wesen. Wenn du es nicht versuchst, sterben wir trotzdem alle am Tag der Wintersonnenwende. Wie gesagt, du hältst quasi das Leben aller Lebewesen dieser Erde in der Hand", sagte Blade und versuchte dabei ruhig zu klingen, doch ich hörte die Sorge und die Angst in seiner Stimme. 

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah die Decke an. War es wirklich erst vor weniger als einer Woche, dass ich in meinem alten Zimmer zur Decke geschaut und geweint habe? Krass, wie sehr das Zeitgefühl verloren gehen kann, wenn man so viele Sachen auf einmal erfährt.

"Liz?", fragte Cayt vorsichtig. Sie zögerte, bevor sie schließlich die Hand auf meine Schulter legte, während Blade mich besorgt ansah. "Alles in Ordnung?"

"Yep", antwortete ich und sah erst Blade, dann Cayt an. "Wirklich. Entweder juckt es mich nicht, dass die ganze Welt stirbt wenn ich sterben sollte oder nicht versuche sie zu retten oder mein Gehirn hat das Ganze noch nicht realisiert. Es ist manchmal ein wenig langsam." Blade und Cayt wechselten einen besorgten Blick. 

"Also hast du nicht vor, durchzudrehen oder Panik zu schieben?"

"Nein, Blade." Ich lächelte. "Mir geht es gut, keine Nervenzusammenbrüche oder Ähnliches. Jedenfalls gerade."

"Versprich mir, dass du mit mir redest, wenn dir alles zu viel wird?" Cayt sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Oder mit Cayt", fügte Blade hastig hinzu. Entweder bildete sich mein armes, überfordertes Gehirn es nur ein, oder seine Wangen färbten sich wirklich kaum merklich rosa. 

"Ich verspreche es", versicherte ich und gähnte. 

"Ich würde sagen, wir gehen jetzt schlafen. Wir haben morgen Schule und es ist schon... nach ein Uhr nachts???" Irgendwie lustig, dass weniger als sechs Stunden Zeit zum Schlafen zu haben für so eine Panik in Cayts Augen sorgen konnte. 

"Schlafen ist eine gute Idee", stimmte ich ihr zu und auch Blade nickte. Noch bevor ich mich überhaupt bewegen konnte war Cayt aufgesprungen und ins Bad gerannt. Ich gähnte und lies mich zurückfallen. Wie von selber schlossen sich meine Augen und ich überlegte, ob ich nicht einfach in Jeans schlafen sollte... 

Plötzlich lies sich jemand auf mein Bett fallen. Jemand relativ schweres. 

Ich öffnete ein Auge und sah Blade, der mich angrinste. 

"Hey", sagte er. 

"Hey", antwortete ich, öffnete auch das andere Auge und drehte meinen Kopf zu ihm. Holy shit waren unsere Gesichter nah. 

"Geht es dir wirklich gut? Ich meine, du hast heute verdammt viel über dich selber erfahren." Er grinste weiterhin, doch in seinen grünen Augen lag eine tiefe Besorgnis. Ich sah wieder die Decke an.

"Momentan ja", antwortete ich nach einer kleinen Pause. "Aber ich weiß nicht, wie es morgen sein wird, wenn ich das alles realisiert habe." Ich spürte, wie er meine Hand nahm und sie sanf drückte. Anscheinend war das seine Art mich daran zu erinnern, dass sie da waren und ich nicht alleine da war. 

Eine Weile lagen wir nur schweigend nebeneinander und ich fragte mich schon, wie lange Cayt brauchte um sich Bettfertig zu machen. 

"Lizzy?", fragte Blade plötzlich. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn fragend an. "Warum sind deine ganzen Kartons eigentlich mit "Z" und nicht mit "L" beschriftet?" Ich lächelte. Blade blieb einfach Blade, Kriegsgott hin oder her. 

"Mein Bruder hat sich beschwert, dass sein "J" meinem "L" zu ähnlich sieht... ich hatte eher wenig Lust auf unnötige Diskussionen und habe meine Kartons dann einfach mit "Z" beschriftet." 

Auf einmal trafen sich unsere Blick. Ich wusste nicht, was genau da gerade passierte, aber ich konnte meinen Blick nicht von seinem lösen, genauso wie ich nicht die Luft für eine lange Zeit anhalten konnte. Ich konnte nun verstehen, was in "The Fault in our Stars" mit "It occured to me why they call it eye contact" gemeint war.  

Es war Blade, der den Blickkontakt unterbrach, als er seinen Blick über mein Gesicht wandern lies. Schließlich blieb er an meinen Lippen hängen. Er löste seine Hand von meiner, nur um mir eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen.

"Lizzy", flüsterte er.  

Ich erwiderte nichts. Wie sollte ich auch, wenn die Weise, wie er meinen Namen aussprach ein wohliges Kribbeln in meinem Inneren auslöste? Wie sollte ich da irgendwas sagen, was dieses Gefühl beschrieb? Wie sollte ich irgendwas sagen, ohne ihm zu verraten, was er mit mir machte? 

"Das Bad ist frei", unterbrach Cayt den Moment. Nun war es Blade, der aufsprang und ins Bad eilte. 

Ich blieb alleine auf dem Bett zurück und starrte die Decke an. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber in diesen paar Tagen habe ich irgendwie angefangen, Gefühle für Blade zu entwickeln. 

Es gefiel mir nicht, dass mir sofort die Zeile "We're falling like the stars, falling in love" aus dem Song "Falling Like The Stars" von James Arthur in den Sinn kam. 

Aeternitas - Prophezeiung der GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt