Kapitel 11: Ein Angriff und neue Fähigkeiten

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"Okay, du sagst also, Liz ist einfach umgekippt?", fragte Cayt, als wir im alten Baumhaus von Blade und ihr saßen. Zu mir konnten wir nicht gehen, mein Vater war heute Zuhause und würde zu viele Fragen stellen. 

"Ja. Also zuerst hat sie irgendein Mädchen gesehen, dann mit ihr gesprochen und dann ist sie umgekippt", antwortete Blade. Ich rieb mir mit den Händen über die Arme. Mir war kalt und ich wurde das schreckliche Gefühl nicht los, immer noch im Säureregen zu stehen. 

"Wie sah das Mädchen aus?", fragte Cayt. Blade legte mir seine Jeansjacke um meine Schultern, wofür ich dankbar war. 

"Keine Ahnung, um die zwölf-dreizehn Jahre, braune Haare, braune Augen, staubige Kleidung und sie hatte ein Tuch über Mund und Nase gebunden", versuchte ich das Mädchen so gut es ging zu beschreiben. "Sie hatte ein Armband aus einer alten Schnur mit so Anhängern, die für Familienmitglieder und Freunde standen, die sie verloren hatte." 

"Woher weißt du das?", fragte jetzt auch Blade. Ich spielte mit den Knöpfen der Jacke und sah auf den Boden. 

"Ich kann's nicht genau beschreiben." Ich zögerte für einen Moment, denn was ich jetzt sagen würde, hörte sich mehr als verrückt an. Andererseits war alles, was in den letzten Tagen geschehen war, verrückt. "Es hat sich angefühlt, als wäre ich selber das Mädchen. Ich wusste, dass der Regen kommen würde oder wohin ich rennen musste. Ich wusste, wer zu meiner Familie gehört hat. Ich wusste, wie sich die Säure anfühlen würde, noch bevor der erste Tropfen mich traf." Cayt und Blade sahen sich an. 

"Ich habe noch nie von sowas gehört. Also, ich habe schon gehört, dass es möglich sei, in der Zeit zu reisen, aber selber Teil dieser Zeit zu werden...", sagte Cayt schließlich nachdenklich. 

"Andererseits haben wir auch noch nie von einer Göttin mit einem Diamantendiadem gehört", warf Blade ein und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. "Unsere Lizzy hier ist echt besonders." Es sollte mir nichts ausmachen, vor allem, so kurz nachdem ich quasi gestorben bin. Aber ich spürte, wie ich rot wurde. 

"Hattest du die narbe schon vorher?", fragte Cayt plötzlich und deutete auf mein Handgelenk. 

"Nope. Ich weiß selber nicht, wie es sein kann... Aber ich habe sie erst seit der letzten... Vision." Ich strich über den blassen Fleck. "Und ich habe noch etwas..." Ich nahm die Kette ab, die ich unter meinem T-Shirt versteckt hatte. Seltsamerweise lag sie kalt in meiner Hand.

"Hey, ich dachte schon, ich hätte sie verloren!", rief Blade und nahm mir die Kette ab. "Aber woher zum Teufel hast du sie?" 

"Habe sie gefunden. Als ihr irgendwie nicht existiert habt. Vor –oder während– meiner ersten Vision." Blade spielte mit dem kleinen Rubin, der an der Kette hängte. 

"Ich verstehe gerade absolut gar nichts." Da sprach er uns allen aus der Seele. 

"Was machen wir denn jetzt?", fragte ich. "Auch wenn wir nichts verstehen, wir müssen immer noch die Welt retten." Es sollte wie ein Scherz klingen, doch das war es leider nicht. 

In diesem Moment klingelten die Handys von Blade und Cayt leise. 

"Shit", fluchte Blade, als er auf das Display sah. 

"Dieser verdammte Bastard hat und gefunden", kam nun auch von Cayt. Ich sah die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Hades ist auf dem Weg hierher. Unsere Sicherheitskameras haben ihn gesehen", erklärte Blade kurz. In seinen Augen konnte ich Entschlossenheit, Wut und irgendetwas anderes erkennen. War es Sorge? 

"Liz, du tust so, als wärst du ein normaler Mensch. Keine Göttin, einfach eine Schulfreundin von uns. Vielleicht weiß Hades noch nichts von dir. Für den Fall, dass er es doch tut –was leider sehr wahrscheinlich ist– bleibst du hinter Cayt und mir, verstanden?", sagte Blade und auch ohne Krone und Schwert war er mehr Kriegsgott als Mensch. 

Aeternitas - Prophezeiung der GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt