Aeternitas - Prophezeiung der Götter

Kapitel 9: Gefühle, Verwirrung und schlechte Zeichen

Sing me to sleep, 
Sing me to sleep,

Irgendwie ironisch, dass in dem Lied, das ich als Weckerton eingestellt hatte, direkt am Anfang zweimal das Wort "sleep" vorkam. 

"Cayt? Blade?", murmelte ich verschlafen und streckte mich gähnend. 

And then leave me alone
Don't try to wake me 
In the morning 'cause I will be gone 

"Ein fröhlicheres Lied konntest du wirklich nicht als Wecker nehmen...", beschwerte sich Blade und gähnte laut. Ich griff nach meinem Handy und schaltete den Alarm aus. 

"Wenn's dir nicht gefällt stell dir 'nen eigenen Wecker", brummte ich. "Weck deine Schwester." Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht und ging ins Bad. Als ich mich mit den Händen auf dem Waschbecken abstützte, sah mir nicht die beste Version meiner selbst entgegen. Unter meinen Augen waren dunkle Ringe zu sehen und meinem Haar sah man deutlich an, dass ich es das letzte Mal vorgestern gewaschen habe... 

Schnell warf ich meine Kleidung auf den Boden und stieg in die Dusche. Während das Wasser warm meinen Rücken runterlief, erinnerte ich mich langsam an gestern. War es wirklich alles so passiert? 

Schnell wusch ich mich und stieg aus der Dusche. Als ich mich in mein Handtuch einwickelte, verfluchte ich mich innerlich dafür, dass ich mir keine Kleidung mitgenommen hatte. Also musste ich entweder nur in Handtuch oder in meinem Pyjama zurück ins Zimmer. Aber weder die Vorstellung, fast nackt in das Zimmer, wo Blade saß, zu treten, noch, wieder meine Schlafsachen anzuziehen gefiel mir... 

"Liz ist es okay, wenn wir schon mal essen gehen?", fragte Cayt plötzlich durch die geschlossene Tür. Ich könnte sie küssen. 

"Klar!", rief ich. "Aber macht die Tür bitte zu!" 

Während ich darauf wartete, dass Blade und Caytlynn gingen, steckte ich meine roten Haare zu einem unordentlichen Dutt hoch. Ich hatte wirklich keine Zeit –und keine Lust– mich wirklich um meine Wellen zu kümmern. 

Endlich hörte ich die Tür zufallen und verließ das Bad. Da es etwas kälter war, zog ich mir eine hellblaue Jeans, ein schwarzes langärmeliges T-Shirt und das erstbeste zu große T-Shirt an. Komisch, dachte ich, als ich mich im Spiegel sah. Seit wann habe ich denn ein helles Metallica T-Shirt? Ich beschloss das Mysterium um das T-Shirt zu ignorieren und mich zu Blade und Cayt zu gesellen. Beide saßen schon fertig angezogen in der Küche und aßen mit Käse belegte Brote. 

"Mein T-Shirt steht dir ausgezeichnet", sagte Blade und grinste. Verdammt. Ich war ganz schön blöd, dass ich nicht auf die Idee kam, dass das T-Shirt nicht mir gehört. 

"Tja, mir steht halt alles", erwiderte ich und setzte mich an den Tisch. Ich hoffte wirklich, dass weder Cayt noch Blade merkten, dass ich rot war. 

"Steht unser Date heute noch?", fragte Blade plötzlich. Ich verschluckte mich an meinem Tee. 

"Unser was?", hustete ich. Blade lächelte unschuldig. 

"Unser Treffen. Ich wollte dir doch gestern noch die Stadt zeigen aber... ja. Wollen wir es heute nachholen?" 

"Klar", sagte ich, während Cayt leise "Ich könnte schwören, du hast was anderes gesagt..." murmelte. "Und übrigens, alles gute zum Geburtstag, Cayt." 

"Danke." Cayt lächelte. "Ich feier übrigens am Wochenende, heute habe ich ein Date..." Ich erinnerte mich daran, was Blade gestern gesagt hatte, über den Freund, der Cayt mag... 

War es wirklich erst gestern? 

"Scheiße, wir müssen los!", rief Cayt auf einmal. Und diesmal übertrieb sie nicht, wir mussten uns wirklich beeilen, um nicht zu spät zu sein. Aber wir schafften das. 

Heute konnte ich mich überraschender Weise tatsächlich auf den Unterricht konzentrieren. Ich war ziemlich stolz auf mich, denn ich habe mich sogar gemeldet. Keine besonders große Leistung, ich weiß, aber ich hasste es, vor der Klasse zu sprechen. 

"Sport fällt heute übrigens aus", sagte Blade am Ende der Stunde, als ich meine Sachen zusammenpackte. "Lust mit mir in mein Lieblingscafé zu gehen?" 

"Äh, klar", antwortete ich und verfluchte mich innerlich. Freunde gehen nunmal auch in Cafés, da ist nichts dran, dass er mich fragt, ob ich mitkomme! Ich brauche nicht so nervös zu sein! 

"Perfekt." Blade schenkte mir ein Lächeln. "Wollen wir dann? Aber ich würde gerne meine Tasche vorher in meinen Spind werfen." 

Wir gingen los und als ich mich zu Cayt umdrehte, schüttelte sie kaum merklich mit dem Kopf. Wollte sie nicht, dass ich Zeit mit ihrem Bruder verbringe? Seltsam... Ich beschloss, später darüber nachzudenken, schließlich musste ich erstmal mein dummes Herz davon überzeugen, dass Freunde auch ins Café gehen und Blade sich nur versehentlich versprochen hat... 

Sekunde, stopp! Warum musste ich mein Herz überhaupt überzeugen? Oh Gott beziehungsweise alle Götter des Olymps, bitte nicht! Bitte lasst mich nicht unnötige Gefühle für Blade aka Ares entwickeln... Bitte... 

"Achtung, Laterne!", riss Blade mich aus den Gedanken und konnte mich gerade rechtzeitig davor bewahren, gegen eine Laterne zu laufen. Beruhig dich Liz, es ist nur ein Arm, der da auf deinen Schultern liegt, hat dein bester Freund früher schließlich auch gemacht, wenn du kurz davor warst, irgendwo gegenzulaufen... 

"Lizzy! Ignorierst du mich?", unterbrach Blade zum zweiten Mal meinen Gedankengang. 

"Hm? Was? Ja, klar, klingt super..." Blades Gesicht nach zu urteilen war das keine gute Antwort. "Es tut mir leid, ich war etwas in Gedanken versunken. Schließlich ist in dieser Woche so viel passiert, da ist es doch klar, dass bei mir totales Gefühlschaos herrscht. Aber es tut mir wirklich leid, dass ich nicht zugehört habe, ich werde mir ab jetzt-" 

"Hey, alles gut. Total verständlich, dass für dich alles etwas zu viel ist. Ich weiß, du kennst mich noch nicht wirklich gut, aber ich bin immer da, falls du wen zum reden brauchst... Da wir momentan unter einem Dach wohnen und viele Stunden zusammen haben, meine ich das mit dem "immer" ziemlich wortwörtlich." Blade hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und es war nicht gerade einfach, sie zu ignorieren und ihm zuzuhören. Ich war fast ein wenig enttäuscht, als er seine Hand wieder in die Tasche seiner Jacke steckte. 

"Danke... Also, was hast du gesagt?" 

"Ich habe gefragt, ob du wirklich ins Café möchtest, oder ob es für dich in Ordnung wäre, wenn wir an meinen Lieblingsplatz gehen? Ich habe nicht viel Lust auf laute Menschen." Ich dachte für einen Moment nach. Eigentlich klang Café und eine kleine Stärkung sehr verlockend, wirklich satt bin ich beim Frühstück nicht geworden... 

"Natürlich könnten wir uns vorher einen kleinen Snack kaufen", fügte Blade hinzu und grinste. Hatte er wieder meine Gedanken gelesen?

"Nope, habe ich nicht, wie auch, bin gerade schließlich ein ganz normaler Mensch. Du hast beim Frühstück kaum gegessen und dein Magen hat gerade eben geknurrt. Und jetzt gerade hat dein Blick dich verraten", antwortete Blade auf meine unausgesprochene Frage. 

"Du kleiner-", ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und brachte es auch nicht übers Herz, ihn zu beleidigen. Was definitiv kein gutes Zeichen war. "Wir können uns einen Snack kaufen und dann zu deinem Lieblingsplatz gehen." 

"Perfekt, dann gehen wir jetzt zur Bäckerei, du musst unbedingt die Laugenbuttercrossaints probieren, und dann gehen wir zum See", sagte Blade und zog mich an der Hand in Richtung Bäckerei. 

Leider fühlte es sich zu gut an, wie seine Finger sich mit meinen verschränkten. Wie unsere Hände perfekt zusammenpassten. Wow, kam dieser kitschige Scheiß gerade von mir? Kein gutes Zeichen, absolut kein gutes Zeichen... Anscheinend ist man nicht mal als griechische Gottheit vor Gefühlen sicher.