25 | Butterfly Effect

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Jungkook Pov

Meine Augen sind immer noch geschlossen und es fühlt sich so an, als wäre ich überall und nirgends. Das Einzige, was mich davon abhält, wegzudriften, ist die Wärme, die meine Hand umschließt. Diese wie mein Anker an die Wirklichkeit ist und so lange mich diese nicht verlässt, werde ich zurückkommen.

Aber genau das passiert auf einmal. Der Druck um meine Hand lässt nach und ich spüre, wie die Wärme langsam aus mir weicht. Deshalb greife ich panisch fester. Erleichterung durchströmt mich, als ich wieder die angenehme Wärme spüre. Sie durchflutet mich aufs neue und weckt meine zuvor steifen, kalten Glieder aus ihrem Schlaf.

Plötzlich schwebe ich nicht mehr, sondern befinde mich auf einem Bett mit einer für meinen Geschmack etwas zu harten Matratze wieder. Ich bewege meine Zehen und Finger. Zu meinem Glück kann ich sie alle noch spüren und bewegen.

Krampfhaft versuche ich, meine Augen zu öffnen, was nach mehreren Fehlversuchen auch gelingt. Meine Wimpern sind etwas verklebt und meine Sicht ist zunächst unklar. Vorsichtig will ich meinen rechten Arm heben, um mir die Augen zu reiben. Aber etwas hält mich zurück.

Verwirrt drehe ich den Kopf im Schneckentempo und erblicke durch eine neblige Sicht eine Person. Eine Person, die ich sogar blind erkennen würde.

"Jimin", sage ich, aber kein Ton kommt über meine Lippen.

Vorsichtig streiche ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, was ihn mit kaum merklicher Erleichterung aufatmen lässt. Mit der anderen Hand reibe ich mir die Augen und sofort wird meine Sicht klarer. Doch allein diese kleine Aktion kostet mich viel Kraft. Meine Glieder fühlen sich dabei an wie Blei.

Jetzt kann ich genau sehen, in welchem Zustand Jimin ist. Sein Gesicht zieren dunkle Ringe unter den Augen, die von einer langen Nacht zeugen, und er sabbert leicht auf die Bettdecke, was einfach nur niedlich ist. Aber sonst scheint mit ihm alles in Ordnung zu sein.

Ich schlucke schwer, in der Hoffnung, den Frosch in meiner Kehle zu entfernen. Wieder fange ich an, seinen Namen zu sagen, und wieder passiert nichts. Genervt räuspere ich mich, was Jimin jetzt anscheinend gemerkt hat. Denn sein ruhiger Gesichtsausdruck verändert sich. Er zieht die Augenbrauen zusammen und knurrt, bevor er sein Gesicht in unseren verschränkten Händen vergräbt. Seine Reaktion bringt mich zum Kichern, aber ein kratzendes Geräusch entweicht meinem Mund. Das ist weit entfernt von meinem normal klingenden Kichern.

Genervt von meiner Unfähigkeit versuche ich, unsere verschränkten Hände zu heben. In Zeitlupe und mit großer Anstrengung bringe ich sie schließlich in die Nähe meines Gesichts. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und hauche einen sanften Kuss auf Jimins Handrücken. Dann lasse ich unsere Hände auf meine Brust fallen. Gott, wie kann ein Schlangenbiss so etwas mit mir machen?

Die federleichte Berührung meiner rauen Lippen auf seiner Haut scheint Jimin nun aus dem Schlaf zu wecken. Seine Augenlider flattern auf und er schaut sich verwirrt im Raum um. Bis sein Blick auf mich fällt. Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen und ich sehe, wie er mehrmals ungläubig blinzelt.

"Jungkook...", haucht er leise, was mir ein liebevolles Lächeln auf die Lippen zaubert. Im nächsten Moment steht er mit einem Ruck auf und springt halb auf mich drauf. Ich schnappe nach Luft und lege einen Arm um ihn. Im Hintergrund höre ich das dumpfe Aufprallen des Stuhls. Aber die warme Flüssigkeit, die meine nackte Haut berührt, lenkt mich davon ab.

Einen Moment lang versuche ich, ihn so gut es geht in den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Immer wieder spreche ich zu ihm und mit jedem Wort wird meine Stimme klarer.

"Du Idiot! Warum beschützt du mich auch?", schreit er und schlägt mir gegen die Brust. Ich beiße mir auf die Lippen und verhindere ein schmerzhaftes Zischen.

𝐖𝐢𝐥𝐝𝐞𝐬𝐭 𝐃𝐫𝐞𝐚𝐦𝐬 [𝐊𝐨𝐨𝐤𝐦𝐢𝐧] (𝐎𝐧 𝐆𝐨𝐢𝐧𝐠)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt