12. Kapitel

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POV Iwaizumi

Ich drehte den Kopf und sah direkt in Oikawa's haselnussbraune Augen. Er starrte mich an und begann dann zu lächeln. Es war ein falsches Lächeln. Eines von denen, wo nur ich erkennen konnte, dass es unehrlich war.
Es verletzte mich, ihn so zu sehen. Der echte Tōru Oikawa war doch viel schöner.
Aber noch mehr verletzte es mich, dass er mir dieses Lächeln schenkte.

Ich versuchte das Stechen in meiner Brust zu ignorieren und nickte dem braunhaarigen zur Begrüßung zu. Ich hatte mir vorgenommen etwas Abstand zu ihm zu halten, und wollte diesen Plan auch durchziehen.

Oikawa versuchte über den Tag mehrmals ein Gespräch mit mir anzufangen, doch ich schaffte es jedesmal ihn irgendwie abzuwimmeln.

Der Unterricht und die Pausen vergingen quälend langsam und ich war erleichtert als zum Ende der letzten Stunde endlich die Schulglocke läutete.

Ohne auf Oikawa zu warten, lief ich zu den Umkleiden, zog mich fürs Training um, und wartete vor der Turnhalle.

Als Oikawa und ein paar andere Teammitglieder kamen und anfingen aufzubauen, setzte ich mich auf die Bank und legte mir meine Kniebandagen an.

Gerade als ich mein linkes Knie bandagiert(?) hatte, traten ein paar schwarze Sportschuhe in mein Blickfeld. Ich wusste wem diese Schuhe gehörten. Ich sah auf. Oikawa schaute ernst von oben auf mich hinab.
„Ich muss dich mal was fragen." Seine Stimme war kalt und bescherte mir eine Gänsehaut.
„Was gibt's?", fragte ich und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
Etwas angespannt rutschte ich auf der Bank hin und her. Was ist denn los mit mir?
Ich bin doch normalerweise nicht so.

„Ignorierst du mich?" Unberührt sah der Zuspieler mich an. „Wie kommst du darauf?", fragte und richtete mich etwas schwerfällig auf.
Nun standen wir uns direkt gegenüber.
Er war zwar größer als ich, aber trotzdem konnte ich sehen, dass er allein durch meine Aura ein wenig einknickte. Seine Augen huschten etwas nervös über mein Gesicht.
Sein Blick brannte auf meiner Haut und löste eine leichte röte auf meinen Wangen aus, weshalb ich den Kopf leicht senkte. Das zerstörte natürlich auch meine Aura.

„Du-", begann er, wurde aber von Matsukawa unterbrochen. „Hey ihr zwei, wir sind fertig mit Aufwärmen und wollen jetzt anfangen!"

Oikawa hielt inne. Kurz schloss er gereizt die Augen und atmete laut aus.
„Ja, wir kommen sofort!", brachte mein Gegenüber zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann wandte er sich wieder zu mir.
Bevor er aber weiterreden konnte, unterbrach ich ihn. „Mach dir wegen mir keine Umstände. Ich möchte jetzt auch mit dem Training anfangen.", sagte ich und ging an ihm vorbei zu den anderen, die schon am Netz versammelt waren. Dabei streiften sich unsere Schulter leicht und die Stelle begann zu prickeln.
Das war knapp.

Auch das restliche Training ging ich Oikawa aus dem Weg, auch wenn er mir ungewöhnlich oft zuspielte. Geradeso als wolle er mir damit unauffällige Signale senden und so meine Aufmerksamkeit erregen.

Mir entgingen auch nicht die Blicke von Shouta, welcher mir jedesmal einen ekelhaft perverses Grinsen zuwarf, wenn sich unsere Blicke trafen. Es machte mich wütend, dass ich mich am Sonntag auf ihn eingelassen hatte. Fast eingelassen hatte?

Nach dem Training verließ ich so schnell wie möglich die Halle, zog mich um und eilte aus den Umkleiden. Ich verließ geradezu fluchtartig das Schulgelände, was mich selbst etwas stutzig machte, weil mich die ganze Situation so aus der Fassung brachte.

Ich wollte nicht das Oikawa mich einholte um mit mir zu reden, weswegen ich den gesamten Weg nach Hause joggte. Zum Glück kam ich ohne Umständen an.

Zu meiner Überraschung waren meine Eltern da. Ich hörte sie in der Küche erhitzt miteinander reden. Es war nichts Neues, also ging ich einfach in mein Zimmer und versuchte meine Hausaufgaben zu machen, was nicht wirklich gut funktionierte, da meine Gedanken ganz woanders waren.

Inzwischen war aus der Diskussion meiner Eltern ein lautes Schreien und Fluchen geworden. Wie mich das nervte.
Ich nahm mein Handy und lenkte mich ein bisschen ab, bis ich hörte wie die Haustür laut zugeschlagen wurde.

Wenn es meinem Vater zu viel wurde, verschwand er einfach nach draußen und kam erst spät abends wieder, wenn meine Mutter schon schlief. Es war ein Wunder, dass sie sich immer noch ein Bett teilten.

Als ich gerade durch meine Kontakte scrollte, bekam ich eine Nachricht. Shouta war unserem Team-Chat beigetreten.

Meine Gedanken wanderten zurück zum vergangenen Sonntag. Wie weit wäre er wohl gegangen? Ich hatte seinen lustvollen Atem auf meinem Gesicht gespürt. Hatte er es wirklich ernst gemeint? Und vor allem, hätte ich es...gewollt? Nein!

Ich schlug mir mit beiden Händen gegen die Wangen und hinterließ rote Handabdrücke. Was denke ich da? Raus aus meinem Kopf!
Ich wollte nicht an Shouta oder unseren Kuss denken. Ich wollte an nichts denken. Das würde meine Laune nur noch verschlechtern, wenn das überhaupt möglich war.

Um mich abzulenken, sah ich mich in meinem Zimmer um. Ich hatte alle Fotos von Oikawa und mir aus meinem Zimmer und meinem Handy entfernt. Trotzdem musste ich bei allem was ich tat an ihm denken, sogar in der Nacht. Ich fuhr meist mit schnell gehendem Atem und Tränen in den Augen aus dem Schlaf hoch. Manchmal hatte ich auch einen Streifen, auch wenn ich das nur ungern zugab. Das ging schon mehrere Nächte so, also hatte ich gestern Abend beschlossen, nicht mehr zu schlafen.
Es war einfach nur unerträglich ihn in meinen Träumen sehen zu müssen.

Ich setzte mich auf mein Bett und gab die Englischhausaufgaben endgültig auf. Wie sollte ich bei diesen ganzen Gedanken einen ordentlichen Satz formulieren?

Ich saß gefühlt die Hälfte der Nacht auf meinem Bett und schaute auf die leere Wand.
Nach einiger Zeit scrollte ich durch die Chats von Oikawa und mir. Es machte mich traurig und irgendwie wünschte ich mir, mich nie in ihn verliebt zu haben.

Ich hätte mich doch einfach in ein süßes Mädchen aus unserem Jahrgang verknallen können. Es war nicht so, dass ich in Oikawa's Schatten keine Verehrerinnen hatte. Ich hatte auch schon Liebes-Briefe und -Geständnisse bekommen, aber verliebt hatte ich mich nie.
Und jetzt... jetzt musste es ausgerechnet mein bester Freund sein. Tōru Oikawa. Frauenheld. Bester Zuspieler der Präfektur und anscheinend auch ein kaltblütiger Play Boy.

Er hatte sie geküsst. Und was weiß ich noch alles. Mein Herz war in dieser Nacht zerbrochen und ich wusste nicht wer oder was es wieder zusammenbringen könnte.

Müde blickte ich auf die Uhr. 04:07 Uhr.
In ungefähr 3 Stunden würde mein Wecker klingeln. Mit einem Seufzen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Meine Augenlider waren schwer und meine Augen brannten. Doch ich wollte nicht schlafen.
Natürlich hatte ich nicht genug Durchsetzungskraft um es meinem Körper klar zu machen.
Langsam wurde mein Blick leer und ich starrte einfach an die nicht sonderlich interessante Zimmerdecke.

Schlaf jetzt nicht ein, war mein letzter Gedanke bevor mich die Müdigkeit übermannte und ich in ein dunkles Traumland, voller verwirrten Gedanken und Fragen abdriftete.

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Ich probiere die Kapitel länger zu machen aber manchmal gibt es echt gute Cuts. Sry (*'∇`*)

P.S.
Ich bin sehr dankbar für die ganzen Reads! Es macht mich echt glücklich das Leute meine Geschichte mögen.
Danke ♥️

(W: 1191)

Iwaizumi x Oikawa | Haikyuu IwaOiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt