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,,Was ist denn los, TaeTae?" frage ich ein wenig besorgt und greife nach den beiden Händen meines Bruders. Dabei blicke ich zu ihm besorgt auf. Seine Augen füllen sich rasend schnell mit Tränen und da kann man nur noch abwarten, bis diese ausbrechen. ,,Hmm... Sungie.. Dongsaeng.. es ist alles viel zu anstrengend für mich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man viel zu viel von mir erwartet. Eomma drohte mir, meine Spielkonsole abzunehmen, wenn ich das Zimmer nicht aufräume und den Müll nicht wegbringe. Mein Koreanisch Lehrer möchte, dass ich nachsitze, weil ich im Unterricht viel zu wenig mitmache. Für andere ist es wahrscheinlich kein Problem, doch für mich ist alles definitiv zu viel. Ich habe doch nicht mal die Kraft für das alles!" redet mein Hyung verzweifelt vor sich hin, ehe er in Tränen zusammenbricht. Es tut weh, ihn so zu sehen und deswegen will ich mich wirklich bemühen, für ihn da zu sein.

,,Taesung Hyung... natürlich erwartet man viel zu viel von dir. Du bist durch deine Depressionen stark eingeschränkt und das wird leider von der Gesellschaft nicht anerkannt, weil dies physisch nicht zu erkennen ist. Menschen denken, solange du dir nichts verstaucht hast, bist du funktionstüchtig." Will ich klarmachen und ziehe anschließend meinen Bruder in eine lange Umarmung, weil ich das Beste für ihn will. Und dies vermittele ich physisch und mit meinen Worten.

,,Hör mir zu... ich erwarte auch nicht, dass du das alles alleine machst, aber ich habe einen Vorschlag für dich: Lass uns gemeinsam dein Zimmer aufräumen und ich begleite dich beim Müll rausbringen. Und wenn wir damit fertig sind, dann machen wir bis 17:30 etwas Entspanntes: Wir können ein Videospiel spielen, eine Serie schauen oder einfach nur miteinander Kuscheln. Wie du magst!" schlage ich vor und sehe dabei meinen großen Bruder etwas erfreuter an. Er nickt vorsichtig und kriegt erstmal kein richtiges Wort aus sich, doch dann schleicht sich aus seinem Mund: ,,Danke, Sungie. Du bist der Beste."

Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange, ehe ich ehrlich darauf reagiere: ,,Ehrlich.. kein Grund, sich dafür zu bedanken. Du bist mein Hyung und ich tue alles dafür, um für dich da zu sein." Taesung kichert leise und merkt an: ,,Es fühlt sich komisch an, wenn du mich Hyung nennst, auch wenn ich es bin. So wie du dich um mich kümmerst, fühlt es sich an, als wärst DU mein Hyung, der seinen Dongsaeng von der Außenwelt beschützen will." Ich kann mir selbst das Lachen nicht verkneifen und antworte anschließend darauf: ,,Alter hat nichts damit zu tun, ob man sich um einen kümmert. Dadurch, dass wir jetzt in derselben Jahrgangsstufe sind, befinden wir uns schon auf derselben Ebene. So hatte ich den Eindruck." Ich gebe meinem großen Bruder einen weiteren Kuss auf die Wange, ehe ich nach seinen Händen greife und frage: ,,Na, wollen wir anfangen oder willst du noch etwas tun?" Taesung überlegt ein Stück und wird irgendwann folgendes los: ,,Naja... um ehrlich zu sein würde ich schon gerne noch ein wenig dampfen, ehe wir weitermachen. Diese Überforderung war ehrlich eine emotionale Achterbahn für mich."

,,Das lässt sich einrichten." Werde ich los und so setzen wir uns zusammen auf sein Bett, um zu dampfen. Er holt seine E-Zigarette raus und zieht direkt einmal stark. Ich schaue diese kleine Maschine an und frage Taesung direkt: ,,Ist das eine neue Sorte? Die Hülle hat eine andere Farbe." ,,Ja, die Sorte nennt sich ,Strawberry Ice' und ich glaube, dass es bis jetzt meine Lieblingssorte ist bis jetzt. Das hole ich mir definitiv öfters." antwortet er direkt, ehe er mich probieren lässt. Ich ziehe dreimal und der Geschmack gefällt mir ebenso sehr. Ich kann jetzt den Namen der Geschmacksrichtung nachvollziehen – jeder Zug fühlt sich erfrischend an. ,,Das ist sogar eine Sorte, die ich regelmäßig rauchen würde. Wo kann man sich das holen?" frage ich interessiert, doch plötzlich holt Taesung einen zweiten aus der Schublade und drückt mir diesen an die Hand. ,,Also ich stifte ganz ungern andere dazu an, aber wenn dir dieser gefällt? Kannst du ihn dir gerne nehmen. Ich bin sowieso schon vorgesorgt." erklärt er und schenkt mir dabei ein sanftes Lächeln, ehe er wieder an seinem anderen zieht.

,,Danke, schätze ich?" werde ich los und sehe mir diese Einweg E-Zigarette an. ,,Bis zu 600 Züge hat sie. Einige brauchen das schon nach einem Tag auf, allerdings brauche ich eine nach 2-3 Wochen auf, je nachdem, wie gestresst ich bin." erzählt mir Taesung und eine Weile dampfen wir noch zusammen, bis wir uns dazu aufraffen, bei ihm aufzuräumen.

Überall liegt Kleidung und Müll bei ihm rum. Ich habe mir einen kleinen Müllsack geschnappt, um den Müll aufzusammeln. In der Zwischenzeit entsorgt Taesung all die getragene Kleidung im Wäschekorb, wodurch das Zimmer viel sauberer später aussieht. Wir entscheiden uns noch dazu, an den Regalen ein wenig Ordnung zu bringen, die Möbel zu wischen und am Ende staubsauge ich für ihn ein wenig, während er sich eine weitere Dampfpause gönnt. Irgendwann ist sein Zimmer ziemlich sauber und plötzlich umarmt mich Taesung von hinten, welcher folgendes bei mir loswird: ,,Wow.. Jisungie.. ich bin dir mehr als dankbar für deine Unterstützung. Ich danke dir, dass du mit mir das Zimmer aufgeräumt hast. Ich danke dir, dass du immer so viel deiner Zeit darein investierst, mich zu unterstützen." Ich drehe mich in der Umarmung um und hebe meinen großen Bruder hoch, um ihn ein wenig an mich zu drücken. Direkt antworte ich auf seinen Dank: ,,Ah, kein Problem. Ich weiß doch selbst, dass du dies auch für mich getan hättest, wenn ich in so eine bittere Situation gefallen wäre." ,,Natürlich hätte ich dich auch so unterstützt, wenn du Schwierigkeiten damit hättest, dein Leben auf die Reihe zu bekommen. Und hoffentlich weißt du auch, dass du mit mir auch über alles sprechen kannst, wenn dir auch etwas am Herzen liegt, weißt du?" erwähnt mein großer Bruder.

Ich denke ein wenig nach. Ich überlege wirklich, ob ich ihm die Sache mit den Briefen erzählen soll? Schließlich habe ich noch niemandem davon erzählt. Meinem Bruder würde ich es auch anvertrauen, allerdings hat er gerade genug Probleme und muss ihn dementsprechend auch nicht mit meinen belasten. Wenn es eines Tages zu viel für mich wird, dann werde ich Tae darauf ansprechen.

,,Okay. Danke! Nun denn.. wollen wir jetzt was Angenehmes unternehmen? Wenn ja, dann was?" frage ich direkt und erneut bekommt mein Hyung einen Kuss auf die Wange gedrückt. Er zuckt kurz mit den Schultern und ich schätze, dass er ein wenig braucht. Plötzlich schleicht sich dann aus seinem Mund: ,,Hmmm.. ich glaube, mit Kuscheln gebe ich mich zufrieden, aber können wir in deinem Zimmer dies tun? Ich finde dein Bett viel kuscheliger als Meins." ,,Natürlich!" antworte ich direkt und sofort trage ich ihn mit auf mein Zimmer, wo ich ihn erstmal auf mein Bett schmeiße.

Als ich mich zu ihn hingelegt habe, habe ich uns beide erstmals zugedeckt. Nun habe ich ihn ein wenig näher an mich gedrückt und angefangen, seine Kopfhaut zu kraulen. An einem entspannten Seufzen meines großen Bruders entnehme ich, dass er sich gerade ziemlich wohlfühlt. Und dann kuscheln wir auch eine Weile, bis ich irgendwann auch wieder gehen muss. Taesung schläft sogar auf meinem Bett ein, was ich bezaubernd finde.

Er weiß bereits, dass ich mich heute mit Jeongin verabredet habe und vielleicht dortbleibe. Dass er diese Nacht auf meinem Bett schläft, stört mich keineswegs. Hauptsache er fühlt sich wohl bei mir. Und außerdem tue ich gerade nicht nur etwas für ihn, sondern lasse mich auch dadurch, dass ich Zeit mit Taesung verbringe, besser fühlen. Es tut mir jedes Mal gut, mit Taesung etwas zu unternehmen.

Deswegen geht es mir jetzt schon um einiges besser. Trotzdem freue ich mich darauf, noch Zeit mit Jeongin zu verbringen!

ᴇx ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt