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// TW: Rape

Hey Han Quokka,

du hast also auch einen Freund. Ich wünsche euch beiden das Beste und hoffe, dass du bessere Erfahrungen machen wirst als ich. Du willst nicht das erleben, was ich in diesen fünf Monate Beziehung ertragen musste.

Mein Ex ist hypersexuell und das dies immer als Ausrede benutzt, um mit mir mehr zu schlafen, als ich Kapazitäten hatte. Am Anfang unserer Beziehung war das noch relativ ausgeglichen, denn du musst dir vorstellen, dass ich ihn da noch nicht so gut gekannt habe: Wir haben einmal in der Woche Sex gehabt und das war mir relativ angenehm, um ehrlich zu sein. Doch nach einem Monat Beziehung hat mit meinem Ex klargemacht, dass es ihm persönlich zu wenig Sex war. Zweimal in der Woche Sex hatten wir dann, manchmal dann auch drei. Das waren dann schon meine Grenzen, doch dann nach vier Monaten Beziehungen hat mich mein Ex dazu gezwungen, mit ihm nahezu täglich Sex zu haben. Mir ging es sowieso schon mental nicht gut, doch das ging ein Ticken zu weit, wenn ich untertreiben würde.

Ich habe ihn erstmals gelassen, weil ich gedacht habe, dass es normal ist, so viel Sex in der Beziehung zu haben, da man sich sowieso nur demonstrieren will, wie sehr es sich liebt. Doch in einer Nacht habe ich realisiert, dass es hier nicht um Liebe ging, sondern um seine Bedürfnisse. Gerne hätte ich von ihm gehört, wie sehr er mich liebt, nachdem er in mir gekommen ist. Ich hätte mit ihm gerne den restlichen Abend gekuschelt und mit ihm darüber geredet, wie sehr wir uns lieben.

Doch er beschwerte sich jedes Mal, wenn er zu langsam kam oder ich. Er meckerte beim Sex, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Und nach dem Sex blieb er nicht bei mir, sondern verschwand schnell mit der Begründung, dass er sich mit seinen Jungs verabredet hat. An manchen Tagen haben wir uns dann wirklich nur für den Sex getroffen und in unserem Sex steckte nicht einmal Leidenschaft drinnen. Psychisch habe ich es nicht mehr mitmachen können und irgendwann habe ich nein gesagt. Und ich wünschte, dass ich es niemals von mir gegeben hätte,

denn ich hätte damit rechnen müssen, dass er niemals auf meine Neins hören würde.

Im weitesten Sinne hat er mich durchgenommen, ohne überhaupt meine Erlaubnis zu haben. Es war traumatisierend, dass er mich dazu zwang, es mit ihm täglich durchzuziehen, als wären ihm meine Gefühle dabei vollkommen egal. Dabei wollte ich nur eine Beziehung, die sich auf Gegenseitigkeit beruht. Eine Beziehung, in der wir uns alles sagen können und wir jede Grenze akzeptieren. Doch am Ende ging es ihm nur darum, seinen Sex zu bekommen, damit er bei seinen Jungs damit angeben kann, dass er mich erneut flachgelegt hat. Unfassbar, dass ich das von einen seinen Freunden erfahren musste.

Ich wollte nur eine Beziehung mit Gefühlen und Leidenschaft, doch am Ende war ich nur sein Objekt, mit welchem er je nach Lust und Laune gespielt hat. Ich wollte wertgeschätzt werden, doch am Ende hat er mich betrogen, als ich ihm des Öfteren mit einem ,Nein' gedroht habe. Er erzählte mir, er hat sich jetzt einen neuen geschnappt, welcher ihn schneller kommen lässt. Jemand, der ihn sein Ding in Ruhe machen lässt. Ich wünsche mir so unfassbar sehr, dass ich niemals auf diese Beziehung eingegangen wäre, dann wäre ich niemals so kaputt, wie ich es jetzt bin.

Danke, Han Quokka, dass du dir die Zeit für mich nimmst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich es mich macht, jemandem diese Sachen anzuvertrauen. Und dann noch jemand, der nicht über mich urteilen wird. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deinen Brief, welcher die Antwort auf meinen letzten Brief bist. Mich würde es auch interessieren, was für ein Mensch du bist. Bis dann!

-       Lee Know

*Zwei Tage später*

Hey Han Quokka,

es tut mir leid, dass dieser Brief erst so verspätet kommt. Es liegt daran, dass ich mental nicht in der Lage war, einen Brief zu verfassen. Doch jetzt bin ich hier! Ich finde es schon süß, dass du an mich glaubst, und das gibt mir, um ehrlich zu sein, ein wenig mehr Hoffnung. Vielleicht... ich muss ehrlich zugeben, dass du mir sehr ans Herz gewachsen bist und ich hoffe, dass wir Freunde werden können, ohne dass du von mir abgeschreckt bist, wenn ich mich enttarne. Ich glaube, dass ich mich irgendwann zeigen kann, doch das braucht ein wenig Zeit. Und sollte der Zeitpunkt kommen, wo ich mich enttarne, möchte ich gerne, dass du mich zu einer HYBE oder JYP Audition begleitest und mich emotional unterstützt, soweit du in der Lage dazu bist. Ich denke, unter dieser Bedingung würde ich mich bewerben, denn du strahlst in den Briefen eine starke und positive Energie aus, die übertrieben ansteckend ist. Optimismus.

Auf jeden Fall finde ich die Informationen über dich ebenso sehr interessant und da hoffe ich, dass ich nicht allzu sehr belaste mit meinen Briefen, wenn du selber einen Bruder hast, welcher in Schwierigkeiten ist. Auf jeden Fall bin ich nicht dein großer Bruder, da ich Einzelkind bin. Jedoch wünsche ich deinem Bruder das allerbeste und hoffe, dass er daraus kommt, da ich weiß, wie es sich anfühlt, in diesem Loch festzusitzen, weißt du?

Ich tue mich gerne mit Menschen zusammen, die psychisch krank sind wie ich. Ich kenne nur meine eigene Geschichte, doch was ich mich frage, ist, wie die Geschichte der anderen lautet. Mich interessiert es, was Menschen alles so durchmachen mussten, um in dieses Loch gestolpert zu sein. Bestehen Gemeinsamkeiten oder sind wir aufgrund der verschiedensten Gründe in eine Sackgasse gelangt. Das ist etwas, was ich mich frage.

Auch eine kleine Information nebenbei: Wenn ich dir einen Brief schreibe und vente, dann musst du auch nicht immer antworten. Ich habe volles Verständnis, wenn es darum geht, dass man nicht weiß, wie man auf solche Situationen reagieren soll. Wichtig ist mir nur, dass du die Briefe annimmst und vielleicht irgendwo aufbewahrst. Symbolisch dafür, dass du meine Worte und Gedanken vor der Außenwelt schützt.

Ich freue mich trotzdem, etwas von dir zu hören, wenn du jetzt schon weißt, wo mein Schließfach ist.

-        Lee Know

ᴇx ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt