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// Tw: Erwähnung von Rape

Während ich mich in der Schulcafeteria mit Koffein tanke, als wäre diese dunkelbraune Flüssigkeit mein alltägliches Wasser, klappere ich aus Angst mit den Zähnen und je mehr Zeilen ich in meinen Kopf aufnehme, umso mehr habe ich das Gefühl, vor Angst, umzukippen. Wie können Menschen so schrecklich sein? Ich frage mich, wieso Lee Know so etwas angetan werden muss. Wie kann es heutzutage den ein oder anderen noch schwerfallen, zu verstehen, dass die Grenzen seiner Mitmenschen zu respektieren ist? Wenn ich merke, dass mein Partner mich derart ausnutzt, dass er seinen Willen durchsetzen lässt, dann würde ich es direkt mit ihm beenden. Ganz unabhängig davon, wie stark noch meine Gefühle für diesen Jungen sind.

Einen Schluck nach dem anderen nehme ich zu mir. Ich fange an, stärker zu zittern und ich spüre, dass ich jetzt sogar einen Niagarafall weinen könnte, weil ich weiß, dass ich ihm gerade nicht helfen kann. Er wurde ganz klar vergewaltigt – und das mehrfach. Er hat ungewollten Sex gehabt, was dafürspricht. Sein ,Nein' wurde nicht akzeptiert und er muss für die Bedürfnisse seines Partners leiden. Und dann betrügt er Lee Know sogar mit jemanden, weil Lee Know im Sex nachgelassen hat? Wie ekelhaft können Menschen heute sein? Und dass es sich um jemanden aus der Highschool handelt, lässt den Glauben an die Menschheit untergehen. Bei dieser Tatsache werde ich selbst depressiv.

Und am meisten frustriert mich, dass ich Lee Know nicht persönlich beistehen kann, da ich einen blassen Schimmer davon habe, wer hinter diesen tiefgründigen Briefen steckt. Er will zunächst keinen persönlichen Kontakt und ich akzeptiere seine Entscheidungen und Grenzen.

Ganz anders als sein ekelhafter Ex.

Wie soll ich mich auf den restlichen Schultag konzentrieren. Um seine Grenzen zu schützen will ich seine Grenzen missachten und das macht nicht einmal Sinn. Ich habe den Drang, ihn zu beschützen, denn es bereitet mir große Angst, dass ich nichts tun kann.

Am erschreckendsten kann es für mich werden, wenn Lee Know eines Tages aufhören würde, Briefe zu hinterlassen, Das darf ich keineswegs passieren.

Ich muss die Ruhe bewahren. Noch hat er sich nichts getan, sonst hätte ich den Briefzuschuss in den letzten Tagen nicht erhalten. Im Moment hat Lee Know ziemlich viel loszuwerden und da ist für mich so ziemlich klar, dass er erstmal in Sicherheit ist, solange ich Lebenszeichen von ihm erhalte.

Irgendwann stehe ich auf und packe alles zusammen. Ich mache mich auf dem Weg nach draußen, wo auch Jeongin mit seinen Freunden raucht. Jede Pause halten sie sich in der Raucherecke der Schule auf, weswegen ich immer weiß, wo ich meinen Freund finde, wenn ich ihn brauche. Rasend schnell mache ich mich auf dem Weg und direkt umarme ich ihn von hinten. Meine Augen schließen sich und ich inhaliere den Geruch seines Hoodies. Den Geruch von Zigaretten assoziiere ich mit ihm und deswegen wirkt dieser Geruch heute recht angenehm für mich. Zumal, weil ich mich durch das passive Rauchen daran gewöhnt habe.

Er dreht sich um und fragt mich anschließend verwirrt: ,,Hey Babe, was hast du denn?" ,,Kann ich ein wenig mit dir allein sein?" frage ich verzweifelt und blicke dabei erwartungsvoll zu meinem Freund nach oben, welcher an dem Moment seinen letzten Zug zu sich nimmt, ehe er den verbliebenen Stummel in eine Steinritze reindrückt. ,,Jungs, ihr habt ihn gehört. Bis dann!" von Jeongin, mit einem ziemlich ernsten Unterton. Nun zieht er mich in eine andere Ecke mit und lehnt sich an eine Schulwand. Mit einem hängenden Kopf stehe ich vor ihm und mir fällt es schwer, etwas aus mir herauszubekommen.

,,Was ist denn los, Jisung?" fragt Jeongin ein wenig verwirrt und hilflos, als wüsste er nicht, was mit meinen Gefühlen anzufangen ist. Langsam blicke ich zu ihm hoch und antworte ehrlich: ,,Mir geht es nicht sonderlich gut und deswegen würde ich gerne Zeit mit meinem Freund verbringen, weißt du?" Er nickt leicht und fragt anschließend etwas emotionslos: ,,Willst du darüber reden oder wollen wir direkt etwas dagegen tun?" ,,Es gibt da leider nicht wirklich einen Grund. Heute ist einfach nicht mein Tag und es wäre schön, wen wir zusammen was machen können." lüge ich, denn ich kann Jeongin nicht von den Briefen erzählen. Ganz unabhängig davon, wie stark meine Gefühle für ihn sind.

,,Okay, die restliche Pause kann ich für dich da sein, aber danach wird es etwas schwierig, da mein Englischlehrer mit mir sprechen will und sich wahrscheinlich da um mich kümmert. Heute ist mein Tag voll, aber wir können uns heute Abend treffen, wenn es dir hoffentlich nicht zu spät ist." schlägt mein Freund vor und drückt mir dabei einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich danke dir, dass du dich überhaupt dafür bemühst, für mich Zeit zu nehmen. Kann ich einfach schon um 18 Uhr bei dir zu Hause sein? Ich wäre dir da mehr als dankbar." frage ich verzweifelt und vergrabe meinen Kopf in seiner gepolsterten Brust. ,,Natürlich doch. Um 18 Uhr bist du bei mir! Dann machen wir uns einen schönen Abend zu zweit, ja?" ,,Ja! Ich freue mich schon drauf. Ich liebe dich, Jeongin." werde ich los, ehe ich meine Lippen gegen seine drücke. Er erwidert den Kuss schnell und drückt mich ein wenig zu sich. Plötzlich dreht er den Spieß um und ich werde von ihm gegen die Schulwand gedrückt, während er mir immer weiter verstärkt zeigt, dass er dominieren möchte. Dies lasse ich zu, denn für seine Dominanz werde ich schwach, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Mir geht immer weiter die Luft aus von seiner heißen Existenz.

Dies ist das, was ich gemeint habe: Die toxischen Züge an ihm werde ich noch an ihm fixen. Sonst ist er eine gutherzige Person und das sieht man schon daran, dass er sich abrupt Zeit für seinen Freund nimmt. Ich liebe diesen Jungen viel zu sehr.

ᴇx ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt