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TW// Yang Jeongin

,,Tae, bleib lieber im Zimmer, denn ich will nicht, dass dir was zustößt." erwähne ich, ehe ich ihm einen Kuss auf die Wangen drücke. Er deckt sich immer weiter zu, ehe er folgende Worte loswird: ,,Alles gut. Ich wollte sowieso im Zimmer bleiben, da ich eigentlich versuchen wollte, mich auszuruhen. Macht Sinn, oder?" ,,Natürlich! Dass du dich ausruhst und auf deine Gesundheit achtest, hat Priorität." erwähne ich und plötzlich höre ich, wie jemand aggressiv klingelt. Ein leises Seufzen erklingt aus meinem Mund und ich werde folgendes los: ,,Na gut, Tae. Ich muss jetzt los. Drück mir die Daumen!" ,,Ich drücke dir die Daumen." entweicht kurz aus seinem Mund und wirkt dabei ziemlich schläfrig.

Ich mach mich auf dem Weg zur Tür und als ich diese öffne, überschüttet mich Jeongin mit Körperkontakt und Küssen, als wäre ich sein Herrchen, welches er den ganzen Tag nicht gesehen hat. Ich lasse ihn kurz mir so nah sein, ehe ich ihn vorsichtig von mir wegdrücke und erwähne: ,,Lass uns auf mein Zimmer." Dabei klinge ich recht emotionslos, denn er soll wissen, dass ich enttäuscht von ihm bin. Ich frage mich, ob er überhaupt merken wird, dass er etwas falsch gemacht hat.

,,Wow... das war die schlechteste Begrüßung, die ich von dir bekommen habe." kommentiert Jeongin: ,,Ich kann auch wieder gehen, wenn du kein Bock auf mich hast." Ich bleibe vor meiner Zimmertür plötzlich stehen und drehe mich abrupt zu Jeongin, wo mir das aktuell heilende blaue Auge auffällt. Mit wem hat er sich diesmal geschlagen? Ich antworte ehrlich: ,,Ich will dir nur kurz was zeigen und dann kannst du machen, was du willst, ja?"  Aber wenn er mit ,Sex' antwortet, kriegt er erstmal ein zweites blaue Auge. Mein Geduldspfaden ist gerissen. In seiner Anwesenheit bekomme ich es besonders zu spüren.

Er hat sich auf mein Bett gesetzt und erwähnt: ,,Etwas stimmt mit dir nicht. Wieso hast du so schlechte Laune und willst nicht mit mir kuscheln wenigstens. Und was zum fick willst du mir zeigen?" Man merkt, dass er absolut keinen Bock darauf hat, aber das, was ich ihm zeigen will, ist absolut wichtig für mich, deswegen ignoriere ich seine Gefühle, was er auch bei Minho getan hat. Wie soll ich ihn noch in Rechenschaft ziehen können? Ich will nicht, was er privat noch für Dinge macht. Vielleicht betrügt mich gerade auch, weil wir zu wenig Sex haben. Meine Wut steigt immer weiter an, wodurch ich sogar bereit wäre, auszurasten.

,,Ich werde dir etwas vorlesen und wenn dir dazu etwas einfällt, kannst du es am Ende meines Vortrags äußern." erkläre ich kurz. Er nickt leicht und nun wird mein Freund – bald bin ich sein zweiter Ex, wenn er nicht schon vor uns andere hatte – ein wenig aufmerksamer. Dabei wirkt er ziemlich verwirrt, aber ich habe noch den Glauben daran, dass er sich in diesen Texten erkennt. Nun fange ich an, ihm vorzulesen.

Er hat mich entjungfert, obwohl ich dies nicht wollte. Wahrscheinlich werde ich auch immer mit ,Ja' antworten, wenn mich jemand fragen sollte, ob ich noch Jungfrau bin. Die Beziehung mit meinem Ex hat bewiesen, dass ich Demisexuell bin. Ich kann erst mit jemanden etwas Sexuelles haben, wenn ich bereits eine romantische Bindung zu dieser Person aufgebaut habe. Doch mein Ex war ungeduldig und wollte mir möglichst schnell die Jungfräulichkeit nehmen, ohne dies noch einmal mit mir wirklich bereden zu wollen. Auch, wenn der Sex mit ihm selbst manchmal sogar angenehm war, habe ich im Umkehrschluss jedes einzelne Mal bereut. Und das zum einen, weil meine Bedürfnisse jedes Mal missachtet wurden. Ich kann auch nicht immer Sex haben, da dies meine Grenzen überschreiten würde.

Und meine Grenzen sind oft überschritten worden. Ich wollte mich auch wehren, doch dann schlich aus seinem Mund, dass mir dieses ,Nein' ganz und gar nicht stehen würde. Es hat mich getriggert, dass er an diesem Moment wie ein Vergewaltiger dachte.

Ich habe es anders versucht, unsere Beziehung zu retten. Wenn es mir nicht gut gegangen ist, dann habe ich mit ihm über meine Gefühle gesprochen. Zunächst hat es geklappt, doch eines Tages hat er darüber geklagt, dass er selbst genügend Probleme hat und ich ihn dementsprechend nicht mit meinen eigenen nerven soll. Und diese Aussage selbst fand ich nicht einmal problematisch. Ich meine.. an sich hat er damit recht, doch er hat schlimmere Dinge getan als das und ich könnte einiges davon erzählen.

,,Okay." Bestätige ich kurz. Ich habe einfach einer von Minhos Briefen vorgelesen. Ich habe ihn jetzt nicht gefragt, ob er damit einverstanden wäre, weswegen ich hoffe, dass er mir das nicht übelnehmen wird. Sonst würde er mich weiterhin anlügen, der liebe Yang Jeongin. ,,Okay Babe.. seit wann schreibst du Geschichten?" fragt er ein wenig verwirrt und ruhiger. Er schluckt dabei und ich erkenne von meiner Sicht, dass er anfängt, zu schwitzen.

,,Naja... diese Briefe sind nicht mein Werk, sondern die von Lee Minho. Er hat angefangen, mir anonym Briefe zu schicken, in den er mir davon erzählt, was du ihm für Dinge angetan hast. Von Unterdrückung, Betrug, Vergewaltigung bis hin zu dem Invalidieren von Gefühlen. Was ist falsch mit dir? Wieso machst du so ein Scheiß?" klage ich und ich merke, wie ich die Lautstärke meiner Stimme automatisch erhöht hat, was ich durch die Wut zu verantworten habe. Erstmal herrscht eine merkwürdige Stille zwischen uns beiden.

Anschließend lacht er spöttisch und hinterfragt: ,,Und du glaubst ernsthaft einem Lee No Name, dass ich jemanden scheiße behandelt habe. Du weißt, dass ich viele Feinde habe, die mir sogar den Tod wünschen. Wahrscheinlich ist es einer von diesen. Einige sind neidisch auf unsere Beziehung, weißt du das?" Ich schüttele enttäuscht meinen Kopf. Er hat mir eine Grundlage für eine Gegenfrage gegeben, die ich jetzt unbedingt aussprechen muss: ,,Dann erklär mir bitte, wieso ich zwei weitere Zeugen habe. Deine eigenen Freunde haben bestätigt, was du Minho angetan hat. Und wenn ich mir unsere Beziehung ansehe, gibt es keinen Grund, auf diese neidisch zu sein, denn die Verhaltensmuster von Minhos Ex habe ich in unserer Beziehung an dir wiedererkannt. Also hör auf, mich so dreist anzulügen und komm zur Sache!"

,,Was willst du den hören? Dass ich Minho mit dir betrogen habe? So, bitte schön. Aber meine Gründe waren mehr als gerechtfertigt. Minho war mir nur noch am Zicken und hat sich keine Mühe mehr gegeben. Das war mir dann schon zu peinlich, um das in der Schule zu zeigen. Als ich dich einmal auf dem Fußballplatz angesprochen habe, habe ich gehofft, dass du derjenige bist, der mir meine Bedürfnisse erfüllen kann, weißt du?" versucht, Jeongin zu erklären und ich merke, wie er versucht, sich als das Opfer der Situation darzustellen.

,,Okay also.. es ist wichtig, dass er Partner einem die Bedürfnisse erfüllen kann, aber unter der Bedingung, dass auch Grenzen des Gegenübers berücksichtigt werden. DAS GIBT DIR ALSO KEIN RECHT, IHN ZU VERGEWALTIGEN, IHN SO DREIST ZU BETRÜGEN, WOMIT DU IHN FAST IN DEN TOD GETRIEBEN HAST. WIE KANN MAN SO NARZISTISCH UND EGOISTISCH SEIN????" brülle ich plötzlich, was Jeongin ziemlich gereizt hat.

,,DU PISSER! WAS FÄLLT DIR EIN, MIT MIR SO ZU REDEN: WEISST DU GAR NICHT, DASS ICH DIR DAS LEBEN IN DER SCHULE ZUR HÖLLE MACHEN KÖNNTE?" droht mir Jeongin und dafür greift er nach meinem Oberteil. Direkt schubse ich ihn weg und nutze die Chance, um ihm zurückzudrohen: ,,AHA?? ABER ICH HABE HIER DIE BEWEISSE! UND ICH HABE NOCH ZEUGEN. WENN HERUASKOMMT, DASS DU JEMANDEN AUS UNSERER STUFE ZUNÄCHST VERGEWALTIGT UND DANN BETROGEN HAST, DANN FLIEGST DU SCHNELLER VON DER SCHULE ALS DEINE BÄLLE INS TOR, MEIN FREUND..." Dabei schubse ich ihn noch einmal.

Es scheint so, als hätte ich ihn zum Schweigen gebracht. ,,Aber du hast Glück, dass ich nichts erzählen darf. Aber vielleicht hole ich mir noch Minhos Erlaubnis und dann bist du geliefert. Auf jeden Fall ist es vorbei mit uns. Ich will dich nie wieder treffen und in der Schule sind wir nur noch Fremde, hast du mich verstanden?" werde ich los und funkele ihn dabei böse an. Er schüttelt enttäuscht seinen Kopf und jammert: ,,Schön.. dann ist es vorbei. Dich brauche ich sowieso nicht mehr. Wenn du ein Hund wärst, dann bräuchte man für dich eine Peitsche und ein Maulkorb. Und dann wärst du ein Weib. Eine richtige Bitch ey."

Wie kann man so etwas Ekelhaftes sagen?

,,RAUS. SOLCHE AUSSAGEN DULDE ICH HIER NICHT!" brülle ich. Ich will ihn nicht in meinem Sichtfeld haben. ,,NA LOS... VERPISS DICH..." wiederhole ich und schubse ihn zur Tür. ,,Chill.. ich gehe ja schon." murmelt er genervt und verschwindet tatsächlich schneller, als meine Gefühle für ihn.

Sie waren so schnell weg, dass ich jetzt Platz für Minho habe. Ich muss mich jetzt bestmöglich um ihn kümmern. Ich werde Jeongin schon zeigen, was er angerichtet hat.

ᴇx ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt