Alle guten Dinge sind Drei

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Nach kurzer Zeit saß ich gemeinsam mit den anderen an einem längeren Tisch. Vor mir ein voller Teller mit zu viel Besteck, als das es für mich nötig gewesen wäre. Neben mir ein bedrückt und nachdenklich dreinblickender Arthur.

„Wir können von Glück sagen, dass er bereits alles vorbereitet hat.", murmelte Phantomhive und legte sich seine Servierte auf den Schoß.

„Wie das Duftet... na dann, guten Appetit!", sagte Grey freudig. „Höchste Zeit, dass wir etwas in den Magen kriegen, da wir doch noch nicht einmal Gefrühstückt haben."

Kaum hatte er das gesagt, begann er schon zu essen. Mein Blick wanderte zu dem Platz an dem wohlmöglich Phelps sitzen sollte. Mein Blick verdunkelte sich leicht, da scheinbar niemand seine Abwesenheit bemerkte.

„Was hast du denn, Irene?", fragte Grimsby seine Freundin besorgt. „Du isst ja gar nichts."

„Tut mir leid...", entschuldigte sie sich leise. „Aber ich kann jetzt nichts essen."

„Wenn das da übrig ist, kann ich es dann haben?", fragte Grey und drehte seine Gabel mit einer Hand in der Luft.

„Sicher. Bitte sehr...", sagte Irene und wollte schon ihren Teller rüberreichen.

„Nicht doch.", meinte Grey. „Ich meine nicht Ihren Teller, sondern den Teller neben Ihnen."

„Hm?", machte die Blondhaarige verwundert und sah neben sich. „Nanu... Da ist ja wirklich eine Portion übrig. Hat der Koch vielleicht nicht richtig nachgezählt?"

„Dieses Frühstück hat Sebastian vorbereitet...", kam es von dem jungen Phantomhive. „Und der würde sich nie verzählen."

„Hm? Und für wen ist der Teller dann?", fragte Lau.

„Wir sind doch alle... ah! Mister Phelps ist ja gar nicht da.", bemerkte Woodley.

Wurde aber auch Zeit...

„Meine Güte, der Junge ist so unauffällig, dass wir das gar nicht bemerkt haben.", lachte der Chinese leise.

„Da fällt mir ein, ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.", meinte Woodley lächelnd. „Wie's scheint, ist er auch ein Langschläfer."

Wenn die nur wüssten. Plötzlich stand Arthur ruckartig auf.

„Ähm!! Sollen wir... nicht lieber mal nachsehen gehen?", schlug er besorgt vor. „Er ist in Ihrem Schlafzimmer, Earl!"

Das Lachen und Lächeln von Lau und Woodley verschwanden.

„...ich führe euch hin!", sagte Phantomhive und stand ebenfalls auf.

Auch die anderen setzten sich in Bewegung, genauso wie ich. So schnell wie wir konnten (oder wollten) rannten wir Treppen hinauf und Flure entlang.

„Da vorne rechts!", rief der junge Earl Arthur zu, der uns schon weiter voraus war. Er war auch der Erste, der an den zwei Türen ankam und dagegen hämmerte.

„Mister Phelps!!", rief der Braunhaarige besorgt. „Mister Phelps, sind Sie da drin?! Antworten Sie!!"

Keine Antwort. Wir hatten zu ihm aufgeholt und standen hinter ihm. Arthur versuchte die Tür zu öffnen, jedoch erfolglos.

„Sie ist verschlossen!!", bemerkte er. „Earl! Wo sind die Schlüssel?"

„Ich weiß es nicht.", antwortete dieser ruhig.

„Hä?!", kam es überrascht von dem braunhaarigen.

„Um die Schlüssel hat Sebastian sich immer gekümmert. Er war der Einzige, der wusste, wo sie aufbewahrt werden.", erklärte der junge Earl. „Jetzt, da er tot ist, weiß es niemand mehr..."

„...tretet bitte zur Seite, junger Herr!", bat Finny und lief auf die Türen zu. „Ich werde..."

„Weg da!", kam die knappe Warnung, bevor Grey sein Schwert zog und die Türen in Kleinteile zerlegte.

Arthur, Finny und Phantomhive waren nur mit knapper Not davon gekommen. Finny drückte zitternd den Earl an sich und Arthur saß geschockt am Boden.

„Du erwürgst mich.", murmelte Phantomhive atemlos zu Finny, der sofort los ließ.

„Das dauert mir sonst zu lange.", rechtfertigte sich Grey mit seiner Gabel im Mund und dem vollen Teller in der rechten Hand. „Wir haben schließlich unser Dessert noch nicht gegessen."

Lau applaudierte ihm lächelnd. Meine Augenbraue zuckte schon wieder. Hätte ich mir doch gleich denken können, dass er das meiner armen Zimmertür angetan hat...

Arthur hatte sich als Erster von dem Schock erholt, rannte durch das Zwischenzimmer und riss die Tür des Schlafzimmers auf.

„Mister Phelps!", rief er wieder besorgt nach dem Mann.

Grey und Phantomhive waren ihm sofort gefolgt. Ich machte mir nicht die Mühe hinter her zu rennen, sondern schritt ihnen langsam nach.

„Mister Phelps!", schrie Arthur geschockt und kniete neben der Leiche des jungen Mannes.

Seine Finger hatten sich in den dunklen Teppich gekrallt. Aus seinem offenen Mund war Speichel ausgetreten. Selbst ohne Vorwissen und große Kenntnisse, hätte man sagen können, dass er vergiftet worden war.

Das Mörderische Spiel des Adels neigte sich seinem Ende. Zumindest hoffte ich das. Immerhin fehlt nur noch eine Flamme des Lebens, die erlischen musste.

Book of a Maid and ButlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt