Rene - Herz über Verstand

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„Das war eine bescheuerte Idee!", knurrte Manu sauer. Mit verschränkten Armen saß mein überaus nervöser Beifahrer neben mir und starrte Sam nach. „Dieses Arschloch tut ihm nur wieder weh!", verteufelte er weiter und verzog seinen Mund abfällig.

„Das weißt du doch gar nicht!", versuchte ich Manu zu beruhigen. Wir parkten vor dem Hochhaus, in dem Gabriel lebte. Manuel bestand nämlich darauf, auf Sam zu warten. Mir sagte mein Gefühl, dass es nicht nötig wäre. Ich hatte fast drei Wochen lang tagtäglich Gabriel ansehen müssen und ein Blick auf Sam hatte gereicht, um zu sehen, dass es beiden gleich schlecht ging. Außerdem kannte ich sie, diese Sehnsucht, diesen Wunsch endlich Klartext zu reden.

„Doch! Das weiß ich! Er hat ihn nicht verdient!", wurde mein Hübscher erst recht sauer und fuchtelte mit den Armen herum. Er schien Sam sehr zu mögen, was mir wiederum einen kleinen Stich verpasste. Eigentlich wollte ich ja heute alleine mit ihm ausgehen, ihm vielleicht ein wenig näher kommen. Aber nein, er wollte unbedingt seinen „besten" Freund mitnehmen. Bester Freund, dass ich nicht lachte! Scheiße, ich war ja so was von eifersüchtig auf diesen Kerl. Auch wenn ich rational betrachtet wusste, dass Sam nur Augen für Gabriel hatte und somit eigentlich keine Konkurrenz darstellte. Aber das konnte sich, jetzt genau in diesem Augenblick, ganz schnell ändern. Schließlich wusste ich, wie bescheuert Gabriel sein konnte, dem traute ich locker zu, es wirklich zu versauen, obwohl er eigentlich, da war es wieder, dieses bescheuerte Wort, genauso verliebt war. Genau so litt. Ja, eigentlich ... eigentlich ... eigentlich ... zum verrückt werden!

„Sag mal Manu, stehst du auf Sam?", kaum hatte ich die Frage gestellt, da biss ich mir auch schon auf die Zunge. Das hatte ich doch gar nicht fragen wollen! Und Gott allein wusste, ich war nicht bereit, die Antwort darauf zu hören. Sicher, ich hatte mitbekommen, dass nach dem Sam aus dem Krankenhaus entlassen worden war, seit dem Kuss um genau zu sein, nichts mehr zwischen den beiden gelaufen war. Manu hatte es mir selbst erzählt. Wir waren nämlich seit dem viel öfters zusammen aus gewesen, als sonst. Und ja, ein klein wenig hatte es mir Hoffnung gemacht. Aber jetzt, wenn ich ihn wieder so energisch sah. Wie er sich um Sam sorgte. Wie er am liebsten Gabriel aus dessen Leben ausradiert hätte.

„Was?", ich schien Manuel aus den Gedanken gerissen zu haben. „Ne ...", wiegelte er ab, sah mich dabei aber nicht an. „Wir sind nur Freunde!", fügte er abgelenkt hinzu. Seine Augen irrten in der Dunkelheit, suchten den zurückkommenden Sam.

„Sicher?" Ja, hat man mir den ins Hirn geschissen? Immerhin hatte es sich verabschiedet und mein Herz schien nun fröhlich auf meiner Zunge herumzutanzen.

„Ja, schon ..." nun drehte er sich mir, mit skeptischen Blick zu und musterte mich lauernd. „Wieso?" Seine ganze Aufmerksamkeit galt auf einmal mir. Mein Hirn, ratterte und ratterte und ratterte. „Na, weil du ihn geküsst hast?", spukte dagegen meine Zunge, ohne den Hauch eines Verstandes, aus. Oh Gott, ich sollte hier schleunigst verschwinden, bevor ich mich um Kopf und Kragen redete. Was war nur los mit mir? Sagte man nicht, dass Liebe blind machte? Von bekloppt und unzurechnungsfähig stand doch eigentlich nichts in der Beschreibung. Ja, eigentlich ... wo wir wieder beim Thema wären.

„Emm...", überrascht und irritiert zu gleich blinzelte Manu mich an. „Woher ...?" „Ich hab euch gesehen.", unterbrach ich ihn und hätte mich gleich darauf Ohrfeigen können. Wieso in Gottes Namen log ich ihn an? „Im Krieg und in der Liebe ...", ach halt doch die Klappe Hirn! Vorhin hattest du auch nichts Besseres zu tun, als mich so einen Mist verzapfen zu lassen.

„Das kann nicht sein!", unterbrach er meine Gedanken. „Du bist erst gekommen, nachdem diese Kerle Sam zusammengeschlagen hatten!" Er rückte ein Stück ab und sein Blick irrte misstrauisch, auf der Suche nach Antworten, in meinem Gesicht umher. Ich hatte es versaut! Da hoffte ich schon solange drauf, dass sich eine Gelegenheit ergab, ihm endlich näher zu kommen und jetzt das! Wie bescheuert konnte man eigentlich nur sein?

Illusion of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt