Ice - a blast from the past

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„Zeit ist abgelaufen, Kleiner! Ab, ab nach Hause!"

Ein überrascht dreinschauendes Gesicht erschien in meinem Sichtfeld. Die braunen Rehaugen weit aufgerissen, das braune Haar völlig zerzaust. Es schien etwas zu dauern, bis meine Worte wirklich ankamen und er verstand, was ich hier gerade von ihm verlangte. Gut so, denn sein halber Körper lang immer noch verschlungen in meinen und wurde langsam echt schwer. Je weniger er Zeit hätte, sich hier heimisch zu fühlen, desto besser für ihn. Nicht das er noch auf dumme Gedanken kam. Das hier hatte nichts von happy ever after, nur was von one last goodbye...

Sein Gesicht lief purpurrot an und wurde anschließend verzehrt von Wut. Alles Gutmütige und Reine war verschwunden, hinterließ eine Fratze der Bösartigkeit. Auf der Stelle schwang er seine Beine von mir und sprang auf. Endlich konnte ich wieder durchatmen, so viel Nähe war einfach nur beklemmend, für jemanden wie mich, der mit sowas einfach nicht klar kam. Durch meine wiedergewonnene Freiheit, nun wieder vollends entspannt, verschränke ich die Arme über dem Kopf und sah dem Kleinen dabei zu, wie er immer noch sehr hitzig seine Sachen zusammen suchte, die verteilt um das Sofa lagen.

Wut ... Ja, Wut war völlig in Ordnung, damit konnte ich problemlos umgehen. Es juckte mich nicht die Bohne, wenn er so bebte, ließ es mich kalt. Aus Erfahrung wusste ich, irgendwann reagierte man sich ab und gut war. Aus meinen Gedanken gerissen, konnte ich grade noch meine Hand hochreißen und meine Lederhose auffangen, die er mir ins Gesicht geschleudert hatte.

„Mach mal halblang, Kleiner? Was wird das jetzt?", wollte ich wissen, drehte mich auf die Seite und stützte meinen Kopf mit dem Arm ab. „Ich dachte, wir hatten grade ein paar echt nette Stunden zusammen. Wieso tickst du jetzt so aus?" Er war grade dabei mühevoll die enge Jeans über seine Hüften zu ziehen. Hätte er sich nicht eingebildet die Sachen von damals zutragen, wäre er sicherlich schneller in seinem Tun. Aber so weidete ich mich einfach ein bisschen an seinem Ungeschick. Die Worte schienen ihn zu treffen, den nach Luft ringend sah er auf.

„Ist das dein Ernst?", wollte er fassungslos von mir wissen. Ernst, was war schon ernst im Leben. Eigentlich hatte ich wirklich keine Lust auf eine Szene, wieso konnte er nicht seine sieben Sachen packen und lautlos verschwinden, wie alle anderen?
„Klar! Oder hatten wir beide grade keinen guten Sex?" Wieder blitzte die Wut in seinen Augen. Ließ das Braun darin lebendig werden. Augenblicklich verdrängte ich den Gedanken, dass es mir durchaus gefiel. „Du bist so ein Arsch!", wurde mir entgegen gepfeffert. „Was mach ich hier eigentlich noch?", sprach er anschließen mehr zu sich selbst und zog sich das Shirt über den Kopf. „Damit könntest du durchaus recht haben." Ich wusste nicht warum, aber ich konnte es einfach nicht lassen ihn weiter zur Weißglut zu bringen. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, dass er noch nicht ging. Auch wenn es für uns beide das Beste wäre. Na ja, wenn ich ehrlich war, wäre das Beste gewesen, wenn er nie wieder in meinem Leben aufgetaucht wäre. Und, dass ich über ihn herfallen musste, war jetzt auch keine Glanzleistung gewesen. Aber das konnte ich nun auch nicht mehr ändern. Es war irgendwie ... na ja, auch egal.

„Ach, halt doch die Klappe, Ice!", fiel er mir ins Wort. Sein Temperament gefiel mir, diese Seite kannte ich noch gar nicht. Grinsend tat ich ihm den Gefallen, lehnte mich zurück und beobachtete weiter sein Tun. Irgendwas schien ihn noch zu beschäftigen und das hatte wohl eher weniger mit unserem Tête-à-Tête zutun.

„Weißt du was?", wurde mir plötzlich entgegen geschossen. Ich wurde das Gefühl nicht los, es jeden Augenblick zu erfahren, und wurde nicht enttäuscht. „Ich bin so dumm! So naiv! Weißt du, ich bin tatsächlich zu deinem Konzert gekommen, in der Hoffnung, du würdest dich an mich erinnern. Das unsere Begegnung auch für dich was Besonderes war... Lächerlich, stimmt's?", diesmal schwieg ich, darauf gab es nur falsche Antworten, dies war sogar mir klar. Aber er schien auch keine erwartet zu haben, denn er fuhr einfach fort. „Wie ein kleiner, dummer Junge hatte ich mich in dich verliebt! Und lauf ich dir jetzt, nach zwei Jahren, immer noch hinterher! Na wie klingt das, Ice? So als hätte ich eine Vollmeise, nicht wahr?" Nervös begann er zu kichern und mir tat auf einmal unsere Abendgestaltung sehr leid. Was hatte ich mir dabei gedacht, in ihn mein Bett zu zehren, okay... es war das Sofa, aber das machte es nicht gerade besser, oder?

„Du weißt doch gar nicht, wer ich bin ... wie kannst du von Verliebtheit sprechen?" Bedingungslose Zuneigung war mir nun mal fremd, guter Sex hingegen nicht. Davon hatten alle Beteiligten etwas und selten wurde jemand verletzt. Wie gesagt, mit Wut kam ich gut zurecht, mit verwirrten Liebesbekundungen konnte ich wiederum recht wenig anfangen. „Hast du sonst nichts zu tun, als dir solch Flausen in den Kopf zu setzten?" Es reichte! Ich musste dem hier ein Ende machen. Der Kleine musste verschwinden. Ein für alle Mal.

Einen Moment schien er fassungslos nach Luft zu schnappen, bevor er seine weich geschwungen Lippen wütend aufeinanderpresste. Zu gerne hätte ich gewusst, was sich nun in seinem hübschen Köpfchen abspielte. Wobei, wenn ich mir das so recht überlegte, konnte Unwissenheit durchaus ein Segen sein.

„Ach, fick dich doch, Ice!", brüllte mich der Kleine plötzlich an, wandt sich um und drückte wild auf den Knopf vom Fahrstuhl.

„Davon kommt er auch nicht schneller!" Ja, ab und an wohnte mein Herz auf der Zunge. Ein Mittelfinger, der zu mir nach hinten schoss, war meine Antwort, Sam drehte sich nicht mal mehr um. Der Fahrstuhl ging auf und er verschwand darin. Schwer schlossen sich die Türen und schlucken eine unliebsame Erinnerung aus der Vergangenheit. Zu der ich heute, in meiner Dummheit, eine Weitere hinzugefügt hatte. Seufzend ließ ich mich zurück aufs Sofa gleiten. Es war meine Schuld, damals wie heute ... fahrig fuhr ich mir übers Gesicht, das war nicht zu leugnen. Aber was führte er mich auch in Versuchung ...

Tief sog ich die Luft in meine Lungen, als mir plötzlich bewusst wurde. Ab jetzt gehörte mein Leben, wenn auch nur für eine Woche, mir. Da war Trübsal blasen, nun mal nicht drin. Schwungvoll erhob ich mich und verschwand nach oben in meinem Reich.

Illusion of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt