Kapitel 2

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Mit flatternden Liedern öffnete ich meine Augen. Langsam sah ich mich um, stellte fest, dass ich in einem schlichten Krankenbett lag, das wie gewohnt weiß bezogen war. Die Lampen an der Decke schmerzten unangenehm in meinen Augen, sodass ich sie nun etwas zusammenkniff. Im gleichen Moment jedoch erinnerte ich mich, an die Prozeduren, die ich zu Hause immer hatte erdulden musste. Ich riss mein Arme nach oben vor mein Gesicht, dabei riss ich mir die Infusion aus dem Handrücken. Die Wunde begann sofort zu bluten.
Mein Atem beruhigte sich etwas, als ich feststellte, dass ich nicht gefesselt war. Auch meine Beine bewegte ich kurz, zog sie an meinen Körper nur um festzustellen, dass auch sie frei von Fesseln waren.
„Du blutest.", mein Kopf schoss in die Höhe und kollidierte beinahe mit dem eines Jungen.
Es war einer der beiden, die mir die Tür geöffnet hatten.
„Es ist nicht so schlimm.", winkte ich ab.
„Sicher?", der Junge sah mich besorgt an, ich nickte bloß.
Dann wandte er sich an seinen Freund, der sich etwas in den Raum zurückgezogen hatte: „Jiro, sag David Bescheid, dass er wach ist."
„Klar. Bin gleich wieder da.", Jiro ging an uns vorbei, nickte mir lächelnd zu und verließ dann das Zimmer.
Der andere Junge zog sich einen Stuhl an mein Bett und setzte sich langsam hin.
„Danke für die Hilfe.", ich schaute auf eine Hände, denn ich brachte es nicht rüber mich, jemanden anzusehen.
„Kein Problem, denke ich. Was war denn so mit dir?"
„Weiß nicht genau. Manchmal bekomme ich solche Anfälle, ich kann mich danach meistens an nichts mehr erinnern."
Lüge. Ich konnte mich immer an alles erinnern.
„Ich bin Eliah."
„Jonah.", nun hob ich doch den Kopf und betrachtete Eliah etwas genauer.
Er lächelte mich etwas schüchtern an, seine Augen hingegen blitzten aufgeregt. Als könne er sich nicht entscheiden, was er fühlen sollte.
„Wo kommst du her?", wollte Eliah wissen.
„Ist egal. Ich bin von da abgehauen.", irgendwie stimmte das ja auch.
„Dann bin ich froh, dass du jetzt hier bist.", er lachte leise.
Ein tiefes, beruhigendes Geräusch. Ich lachte ebenfalls leise.
„Der andere war übrigens Jiro."
„Ihr seid gute Freunde oder?"
Eliah nickte und grinste dann. „Ja, das sind wir. Jiro uns ich sind zusammen aufgewachsen und wurden zusammen ausgebildet, werden es eigentlich immer noch.", erklärte Eliah mir.
Jetzt war ich etwas ratlos. Woz würden sie bitte ausgebildet? Eliah schien meinen verwirrten Gesichtsausdruck zu bemerken, obwohl ich so gut es ging versuchte ihn zu verstecken (war mir anscheinend doch nicht gelungen).
„Bist du außerhalb eines Rudels aufgewachsen?", fragte er deswegen neugierig.
„Ja, meine Eltern und ich sind um die ganze Welt gereist. Ich bin zwar in eine Rudel geboren, war aber nicht lange da."
Schon wieder eine Lüge, die ich eigentlich nicht erzählen wollte. Die Wahrheit konnte ich ihm allerdings auch nicht sagen, was hatte ich also für eine Wahl?
„Wow, dann hast du ja gar keine Ahnung von der Struktur eines Rudels.", Eliah war sichtlich überrascht.
„Hey, ein bisschen was weiß ich schon.", protestierte ich nun doch.
„Schon gut, schon gut. Ich wollte dich nicht angreifen.", entschuldigte er sich schnell.
„Nein, mir tut es Leid. Ich habe überreagiert. Kannst du mich aufklären?"
„Natürlich. Wenn du das willst gerne. Du sagtest ja, dass du bereits, mit einigen der Strukturen vertraut bist."
Ein Nicken meinerseits.
„In einem Rudel gibt es verschiedene Ränge. Alpha, Beta und Delta."
„Ich bin ein Beta, das weiß ich.", schaltete ich mich ein.
Eliah nickte. „Das ist doch schon einmal ein Anfang. Das heißt, du stehst direkt unter dem Alpha. In unserem Rudel ist der Alpha Jiros Vater. Jiro ist ebenfalls ein Alpha. Ich bin ebenfalls ein Beta. Unsere Aufgabe ist es dem Alpha zur Seite zu stehen und ihn in wichtigen Entscheidungen und ähnlichem zu beraten und ihn zu beschützten. Der Alpha kann sich seine Betas selbst aussuchen. Die Deltas sind meist in der Wache beschäftigt, sie haben keine größeren Aufgaben im Rudel, sind aber trotzdem enorm wichtig für unsere Sicherheit."
„Das hört sich irgendwie komplizierter an als es in Wirklichkeit ist.", ich kicherte leise vor mich hin.
„Ja, das stimmt.", Eliah sah mich einfach nur lächelnd an und ließ mir meinen Moment der Freude.
Doch dann ging die Tür auf und Jiro betrat den Raum erneut. Er unterhielt sich mit einem Mann, der zugleich freundlich und einschüchternd wirkte.
„Jonah, das ist David unser Arzt.", stellte Eliah mir den Mann vor.
„Hallo Jonah.", David streckte mir die Hand entgegen, die ich nach einem doch recht langen Zögern ergriff und schüttelte.
„Hallo.", gab ich dann leise zurück.
Auch Jiro reichte mir kurz die Hand und stellte sich vor, entschuldigte sich dafür, dass er zuvor so abweisend gewirkt hatte. Ehrlich gesagt war mir das nicht wirklich aufgefallen, aber ich hatte weder die Kraft noch die Lust dazu ihm zu widersprechen. Stattdessen sah ich einfach zu, wie er sich auf der Fensterbank abstützte und zu uns herübersah. David horchte ehrenderen mein Herz ab, checkte meine Bewegungsfähigkeit, dann begutachtet er meine Hand, auf der sich eine getrocknete Blutspur abzeichnete.
„Eliah du bist gerade hier, kannst du mir die Sachen angeben?", wandte sich David an Eliah.
Dieser nickte, stand dann auf und platzierte sich hinter David. Ich zischte vor Schmerzen, als die Watte mit dem Desinfektionsmittel darauf meine Haut berührte und die Wunde reinigte.
„Hältst du es aus?", fragte David mich, woraufhin ich mit zusammengebissenen Zähnen nickte.
Es war nicht so, als würde das Desinfektionsmittel in der Wunde nicht höllisch brennen, aber es war nichts verglichen zu den Schmerzen, die ich in meinem leben schon erdulden musste. Dementsprechend konnte ich mich über das Ziehen und Brennen nicht sonderlich beklagen. Ja, es war unangenehm, aber aushaltbar.
„Jetzt müssen wir nur noch die Infusion legen. Sie vorsorgt dich mit wichtigen Stoffen, die deinem Körper gefehlt haben. Danach solltest du dich schon viel fitter fühlen.", David hatte bereits die alte Nadel vom Infusionsschlauch getrennt.
Nun nahm er eine neue, noch verpackte Nadel von Eliah entgegen und griff nach meiner Hand. Die Nadel war schnell ausgepackt, doch in diesem Moment schreckte ich zurück.
Jiro löste sich von der Fensterbank und setzte sich nun neben mich. Er hielt mir seine Hand hin.
„Du hast Angst nicht wahr Drück zu, das hilft."
„Danke.", ich umklammerte seine Hand und drückte so fest zu wie ich konnte.
Ich musste unbedingt darauf achten, dass sie nichts von meinen Traumata mitbekamen. Sie sollten nicht zu neugierig über meine Vergangenheit werden und dazu gehört neun einmal auch mich der Nadel zu stellen.
„Okay, es geht los.", informierte Eliah mich.
Ich kniff leise wimmernd die Augen zusammen, drückte Jiros Hand und wartet auf die schrecklichen Schmerzen, die ich sonst von Nadeln kannte. Doch es war anders als sonst. Ich spürte nur einen kleinen Druck, einen kurzen Schmerz, dann war es schon wieder vorbei und als ich langsam die Augen öffnete, steckte die Nadel in meiner Hand, war mit einem Pflaster fixiert und der Schlauch war wieder angeschlossen. Ich hatte es geschafft.

You're safe in my armes (BoyxBoy) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt