Kapitel 11

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Ich muss ehrlich zugeben, das ich froh war, als wir wieder zu Hause waren. Mein Magen knurrte ungemein und ich konnte es kaum erwarten, mich in mein Zimmer zurückzuziehen und endlich wieder etwas allein zu sein. Wenn man die letzten fünf Jahre seines Lebens in fast völliger Isolation verbracht hatte, dann war man nach einer gewissen Zeit in einer Menschenmenge einfach am Ende. Zudem hatte sich das Gefühl der Panik den ganzen Tag nicht verkrochen und war immer wieder in Schüben hervorgebrochen, dazu kam noch, dass sich meine Nase einfach nicht an die ganzen feinen Gerüche gewöhnen wollte. Ich hatte heute so viel neue Gerüche kennengelernt, dass ich völlig überfordert mit ihnen war, was dazu geführt hatte, dass ich mich hilflose und desorientiert gefühlt hatte und das wiederum hatte meine Panik noch weiter geschürt. Es war also ein einziger Teufelskreis, den ich mit der Zeit hoffte zu überwinden. Nun war ich auf jeden Fall so fertig, dass ich dankbar in Eliahs Armen hing und er mich ins Haus trug.
„Wo willst du hin?", fragte er leise.
„Bett.", gab ich leise  zurück.
„Du willst nichts essen? Dein Magen hat sich dafür aber ziemlich laut bemerkbar gemacht.", Eliah lachte verwundert, als er die Treppe nach oben stieg.
„Doch, aber Bett.", jammerte ich.
„Okay, ich bringe dir was zu essen hoch, dann musst du nicht nach unten.", schlug er vor.
Ich konnte bloß kraftlos nicken. Aufgrund meiner Kraftlosigkeit merkte ich erst dann, dass ich in Eliahs Bett gelandet war, als er mich zudeckte und sein starker Geruch in meine Nase zog.  Eigentlich wollte ich in mein eigenes Bett, aber ich bracht es einfach nicht über mich, aufzustehen und in mein Zimmer zu gehen, weswegen ich einfach liegen blieb. Immer noch müde schaffte ich es, die Jeans und den Pullover auszuziehen, beides wurde mir zu eng. Als ich in Eliahs Bett herumtastete, fand ich ein T-Shirt von ihm, welches ich mir kurzerhand überzog.
„Jetzt stiehlst du schon meine Klamotten, was?", ich zuckte zusammen, als Eliah sich zu mir setzte, ich war doch tatsächlich eingenickt.
„Sorry.", ich rutschte etwas weiter nach oben, um ihn besser sehen zu können.
Er hielt mir einen Teller hin, auf dem Kartoffeln, ein paar Klöße und Soße zu sehen war. Alles duftete echt gut, was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ich setzte mich also im Bett auf auf nahm denn Teller entgegen. Eliah schien schon gegessen zu haben, denn an seinen Mundwinkeln klebte noch etwas von der Soße. Das allerdings ignorierte ich jetzt, mein Hunger war einfach viel zu groß, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Innerhalb vonSekunden hatte ich also mein Essen heruntergeschlungen und den Teller auf den Nachttisch gestellt.
„Und, wie hat dir dein erster Tag gefallen?", Eliah kuschelte sich zu mir ins Bett, er schlang seine Arme um mich und gähnte leise.
Der Tag schien wohl auch ihnen etwas mitgenommen zu haben.
„Er war schön und beängstigend zugleich.", gab ich leise lachend zurück.
„Das kann ich verstehen. Für dich muss es echt viel auf einmal gewesen sein."
„Das war es. Ich bin seit einer Ewigkeit nicht mehr unter so vielen Leuten gewesen."
„Was heißt eine Ewigkeit , hmm?"
„Fünf Jahre, vielleicht etwas mehre, ich weiß es nicht.", sobald ich diese Worte ausgesprochen hatte, schlug ich mir innerlich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Mist, Mist, Mist! Er durfte auf keinen Fall etwas über meine Vergangenheit erfahren, das würde meine Ende bedeutet. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihm etwas zu erzählen, in der Nacht in der Alistar aufgetaucht war, war mir jedoch klar geworden, dass selbst wenn ich jetzt frei war, ich immer noch unter ihrer Beobachtung stand, sie immer wussten, was sich gerade tat oder was ich gesagt hatte.Und keiner in einem Rudel durfte herausfinden, dass sie mich immer noch mit Adleraugen beobachteten. Sobald sie etwas Wind davon bekamen, waren sie alle in Gefahr und das konnte ich auf keinen Fall verantworten. Keiner konnte meinetwegen in Gefahr geraten, das würde ich nicht mit mir vereinbaren können. Niemand würde Eliah etwas antun, solange ich es verhindern konnte!
Ein tiefes Grollen verließ meine Kehle, als ich mich aufsetzte und mich aus Eliahs Armen befreite.
„Was ist los Jonah?"
„Ich bin kurz weg. Selbst wenn es länger dauern sollte, such mich nicht, ich komme schon allein zurecht.", damit schmiss ich die Tür hinter mir zu uns rannte förmlich aus dem Haus.
Jiro rief mir noch etwas hinterher, ich konnte aber nicht mehr hören was. Sobald ich es irgendwie geschafft hatte, den Wald zu erreichen, verwandelte ich mich mit einem Knacken und stürmte ins Unterholz. Ich musste dafür sorge, dass sie ihn in Ruhe ließen, dass sie mich in Ruhe ließen. Ein lautes Jaulen, das alle Vögel im Umkreis einiger Metern verjagte, kämpfte sich aus meinem Hals. Wenn Alistar hier irgendwo in der Nähe war, sollte er mich gehört haben. Er war derjenige, den ich aus dem Verkehr zeihen musste. Wenn ich es schaffte, dass er von seinem Posten abrückte, dann schaffte ich es, meine gesamte Vergangenheit abzuschütteln und gleichzeitig würden Eliah und Jiro in Sicherheit sein. Das war momentan meine Priorität, selbst wenn ich mich dabei selbst in Gefahr begeben würde. Eliah war mir all das wert, sogar noch viel mehr. Für ihn würde ich ans Ende der Welt gehen!

You're safe in my armes (BoyxBoy) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt