Kapitel 9

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In der Nacht wurde ich noch einmal wach. Ich brauchte einen kurzen Moment, bis mir wieder einfiel, was bis jetzt in dieser Nacht geschehen war und wo genau ich war. Eliahs Arme, die sich eng um mich geschlungen und somit die meisten Bewegungen unmöglich gemacht hatten, halfen ein bisschen, die Erinnerungen zurückkehren zu lassen.
Ein Schauer zog sich über meinen Körper, mein Blick wanderte zu den Bandagen an meinen Unterarmen. Vorsichtig berührte ich einen meiner Arme, zuckte aber aufgrund des Schmerzes zusammen. Während ich immer wieder tief durchatmete, entschloss ich mich dazu, im Bett wieder nach unten zu rutschen. Die Decke tat es mir gleich, sodass ich mich irgendwie aus Eliahs Klammergriff befreien musste, um sie wieder über mich legen zu können. Ich hatte nichts dagegen, dass der Beta mich so fest im Arm hielt. Seine Nähe gab mir eine unglaubliche Sicherheit, während der Körperkontakt der meisten anderen eher Panik bei mir hervorrief. Doch das war bei ihm von Anfang an nicht der Fall gewesen. Schon seit der erste Minute hatte ich ihm gegenüber eher Zuneigung empfunden, die mich auch nun wieder erfasste und beruhigte. Als ich die Decke schließlich in Position gebracht hatten, drehte ich mich auf die Seite und kuschelte mich gegen Eliahs Brust. Sein Geruch war mir mittlerweile das liebst auf der Welt und so war ich schnell wieder in den Schlaf abgedriftet.

Als ich am Morgen die Augen öffnete, lag ich allein im Bett. Jemand hatte die Decke eng um mich gewickelt, damit ich nicht fror. Leise gähnend setzte ich mich auf und schaute mich um. Das Rollo war noch geschlossen, allerdings spendeten die LED-Streifen ein bisschen Licht und auch unter der Tür, die zum Bad führte, drang etwas Licht hindurch. Als ich nun meine Ohren spitzte, hörte ich die Dusche laufen. Sofort wurde ich rot im Gesicht. Elaih unter der Dusche. Etwas, das ich mir gern vorstellte.
Moment was?!
Beschämt von meinen eigenen Gedanken hielt ich mir die Hände vors Gesicht und wimmerte leise. Dennoch mache ich keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen und so wartete ich einfach, bis sich die Tür öffnete und Eliah hereinkam. Mir klappte fast das Kinn herunter, als ich ihn sah. Seine dunklen Haare waren immer noch nass und tropften etwas auf seine Schultern, von wo aus die Wassertropfen über seinen nackten Oberkörper liefen und schließlich im Bund seiner Jogginghose verschwanden. Er hatte Bauchmuskeln. Nicht übermäßig viele, aber dennoch konnte ich die Ränder der Muskeln erkennen. Eliah betrachtete mich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, als er mit dem Handtuch die Tropfen verjagte.
„Du starrst.", meinte er dann, immer noch lächelnd.
„Sorry.", ich senkte schnell meinen Blick und sah mit hochrotem Gesicht auf meine Hände.
„Schon gut.", Eliah ließ sich auf die andere Seite des Bettes fallen und seufzte laut.
Dann verschränkte er die Hände hinter dem Kpof und sah an die Decke.
„Hast du gut geschlafen? Und wie geht es deinen Armen?"
„Beides ganz gut.", gab ich zurück.
„Das ist gut. Trotzdem werde ich die Verbände gleich noch einmal wechseln. In ein bisschen zwei Tagen sollten die Wunden völlig verschwunden sein."
Da hatte er natürlich Recht. Die Selbstheilungskräfte von und Werwölfen waren wirklich der Wahnsinn. Selbst die schlimmsten Wunden dauerten nicht länger als einen Monat, um wieder zu heilen. Wenn die Wunden sich allerdings entzünden würden oder ähnliches, würden auch meine Selbstheilungskräfte irgendwann nicht mehr hinterherkommen.
Auf Eliahs Aussage hin, nickte ich schließlich.
„Was ist los mit dir? Du wirkst nervös.", meinte der Beta, als er schlussendlich wieder vom Bett aufstand.
„Ach nichts. Ich denke nur etwas nach, nichts weiter.", gab ich ehrlich zu.
„Sag Beschied, wenn du eine Antwort auf deine Frage hast.", ich hatte gar nicht bemerkt, dass Eliah aus dem Badezimmer den Erste-Hilfe-Koffer geholt hatte und sich nun neben mich aufs Bett gesetzt hatte.
Während er meine Arme verarztete, redeten wir nicht wirklich miteinander, ab und zu zischte ich, denn das Desinfektionsmittel brannte in den Wunden.
Nachdem meine Arme wieder verbunden waren, zog sich Eliah auch endlich ein Shirt über den Kopf, dann hielt er mir die Hand hin.
„Na komm. Wir sollten so langsam mal frühstücken gehen. Jiro wartet bestimmt schon auf uns."
Ohne zu widersprechen, griff ich nach seiner Hand und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Gemeinsam gingen wir durch den Flur, die Treppe herunter und dann in die Küche, wo Jiros gesamte Familie bereits am Tisch saß.
„Guten Morgen.", fröhlich wie eh und je schlug Eliah in Jiros ausgestreckte Hand ein und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch.
„Morgen.", murmelte nun auch ich.
„Guten Morgen Jonah, hast du gut geschlafen?", wollte Aischa wissen.
„Ja, keine besonderen Vorkommnisse.", sagte ich.
Eliah warf mir einen vielsagenden Blick zu, sagte aber nichts und ließ meine Aussage einfach so im Raum stehen. Er wusste genauso  gut wie ich, dass die Nacht ein völligen Chaos gewesen war. Nur den langen Ärmeln meines Pullovers hatte ich es zu verdanken, dass niemand die Verbände bemerkte. Und ich war Eliah unglaublich dankbar dafür, dass er nichts aus der letzten Nacht erzählte. Und dennoch schienen die anderen zu bemerken, dass etwas los war, denn sie sahen uns fragend und auch etwas besorgt an, sagten aber auch kein Wort. Und so konnte ich mein Frühstück ohne ein unangenehmes Gefühl im Magen genießen.
„Jonah, sag mal, kommst du den Tag allein klar?", wollte JIro von mir wissen, als er, Eliah und ich uns in den unteren Flur begaben.
„Wieso?", nun war ich verwirrt.
„Wir müssen zur Schule. es ist schon wieder Montag.", Eliah zog eine Schnute und schlüpfte in seine Schuhe.
„Kann ich mitkommen?", ich hatte schneller geredet, als ich nachdenken konnte.
Ich war nur selten in der Schule gewesen und hatte dort auch eher unangenehme Erfahrungen gemacht, aber ich wollte auf keinen Fall ohne einen der beiden hier bleiben. Zu groß war die Angst, dass Alistar zurückkehren würde.
Die beiden Jungen sahen sich kurz an, dann nickten sie.
„Na klar. Zieh doch schnell um und komm raus."
Das mussten sie mir nicht zwei Mal sagen. Innerhalb von Minuten war ich oben, hatte mich umgezogen und war zu den beiden nach draußen gerannt. Trotz der Angst, die ich bei dem anstehenden Ausflug verspürte, war ich auch aufgeregt. Was würde in der Schule wohl passieren?

You're safe in my armes (BoyxBoy) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt