Kapitel 1

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Liana Collins

Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte die junge Frau vor mir. Ich sehe meine blauen Augen und meine dunkelbraunen, fast schwarzen Haare. Dazu noch ein leichter dunkler Teint. Kurz schließe ich meine Augen und denke an all die Sätze, die ich aufgrund meines Aussehens bereits hören musste. Und natürlich waren dies keine netten Komplimente, besonders hart haben mich die Worte meiner Familie getroffen. "Dunkle Haare und blaue Augen? Das passt nicht!", "Wie wärs mit Kontaktlinsen, Kind? Dann würde unsere Familie nicht zum Gesprächsthema werden und du würdest  aussehen, wie jemand der zu dieser Familie gehört". Dies und viele andere Sätze musste ich mir mein ganzes Leben lang, schon anhören. Ich weiß nicht, warum sie mich deshalb fertig gemacht haben oder warum meine Eltern mich, wie eine Aussätzige behandelt haben. Einzig meine beste Freundin Ella hat schon immer zu mir gehalten und mich aufgefangen. Sie und ich sind seit wir 10 Jahre alt sind, befreundet. Ella ist immer für mich da, hört mir zu und muntert mich auf. Früher habe ich versucht mich anzupassen und habe Kontaktlinsen getragen, um meine blauen Augen zu verstecken. Ella hat mich darin bestärkt, dass ich mich nicht verstecken oder verstellen soll. Seit ich in New York wohne ist es leichter, als in der Kleinstadt aus der wir kommen und jeder jeden kennt.
Ich vergeude keine weitere Zeit vor dem Spiegel, sondern mache mich fertig. Kaum bin ich angezogen, höre ich wie sich die Wohnungstüre öffnet und meine beste Freundin herein kommt. Wir sind zeitgleich auch Mitbewohnerinnen, denn die Mieten in New York sind überdimensional. „Heyhey, ich habe eine Überraschung für uns", trällert sie und stellt unser Essen auf den Wohnzimmertisch. „Gebratene Nudeln und Frühlingsrollen?", frage ich und setze mich auf das Sofa. „Ja. Aber das ist nicht die Überraschung. Ich habe für uns Urlaub gebucht", aufgeregt springt sie hoch und runter, dabei hält sie Tickets in der Hand. „Warum Urlaub? Und wohin?",möchte ich wissen und beiße in meinen Frühlingsrolle. Ella nimmt mir die Tüte mit Essen aus der Hand und sieht mich an. „Was?", frage ich und versuche an die Tüte zu kommen. „Du und ich machen eine Reise durch Italien. Wir haben beide unseren Abschluss geschafft und bevor wir in zwei Wochen mit der Arbeit beginnen, sollten wir etwas unternehmen. Unser erstes Ziel ist Mailand",erklärt  sie begeistert und stellt dann glücklicherweise das Essen wieder auf den Tisch. „Wieso aufgerechnet Italien?", möchte ich wissen und sehe sie skeptisch an. „Na Europa ist toll. Italien hat super Essen, ein angenehmes Klima und nicht zu vergessen heiße Männer", grinst sie und beginnt nun auch mit ihrem Essen. „Aha. Wie lange soll diese Reise gehen?". Augenrollend sieht Ella zu mir. „Sei nicht so skeptisch. Freu dich auf den Urlaub und versprich mir etwas zu flirten. Du bist 23 Jahre und hattest zwei Beziehungen, du hast es verdient etwas Spaß zu haben", rät sie mir und lächelt sanft. „Du weißt genau, wie schwer es mir fällt auf andere zu zu gehen und dann auch noch flirten?", etwas verzweifelt sehe ich zu meiner besten Freundin. Ich hatte in den letzten Jahren zwei Beziehungen, was heißt, unerfahren bin ich nicht. Dennoch bin ich nicht so offen, was das flirten angeht wie Ella. „Deshalb Europa, wenn es schiefgeht siehst du keinen mehr wieder. Und ich bin mir sicher, dass du zumindest einen heißen Flirt erleben wirst und wer weiß, vielleicht wirst du auch wild herum knutschen", dabei wackelt Ella mit ihrem Augenbrauen. Da wir beide nicht ernst bleiben können beginnen wir zu lachen. „Wenn du meinst", ich esse zu Ende und räume meine Sachen auf. „Gut, dann fang an zu packen. Unser Flug geht  bereits um 08:45 Uhr", erklärt sie mir und ich sehe sie schockiert an. „Ella?! Was zur Hölle? Warum so früh?", statt einer Antwort erhalte ich nur ein Schulterzucken.
Seufzend gehe ich in mein Zimmer und beginne mit dem Packen. „Lia, denk an Outfits zum Feiern und an Bikinis", höre ich Ella's Stimme aus dem Wohnzimmer. Unsicher sehe ich durch meinen Kleiderschrank. Ella überredet mich oft dazu auch einmal figurbetonte Klamotten zu kaufen. Das ich sie schlussendlich auch anziehe, ist meist ein Kampf, sowohl mit meinem innerem Ich als auch mit Ella. Ok Lia, spring über deinen Schatten, du schaffst das. Zuerst landen Sommerkleider, Röcke, Tops und T-Shirts im Koffer. Dann folgen Unterwäsche und vier Bikinis. Zum Feiern nehme ich zwei etwas enge Kleider, welche bis zur Mitte meiner Oberschenkel gehen, mit. Im Koffer landen Flipflops, Sandalen mit Absatz und ohne, sowie Ballerinas. Zufrieden schließe ich den Koffer und stelle ihn neben mein Bett. Meine Kosmetikartikel packe ich morgen vor der Abreise ein. Ich sehe auf meine Uhr, nur um festzustellen, dass wir bereits 22 Uhr haben. Also gehe ich zu Ella und schaue nach dem Rechten. Ihre Zimmertür steht offen und meine beste Freundin sitzt in Mitten ihrer Klamotten. „Kann man dir helfen?", frage ich sie belustigt. „Nein alles gut, bin fast fertig", erklärt sie und sammelt ihre herumliegende Kleidung wieder ein. „Gut, ich geh nämlich jetzt schlafen. Hast du für morgen ein Taxi bestellt?". Kurz sieht sie zu mir und scheint zu überlegen. „Ja hab ich. Wir werden morgen früh um 6 Uhr abgeholt". „Super. Dann gute Nacht", murmele ich und verschwinde in mein Zimmer. Sobald ich bettfertig bin, kuschel ich in mein Bett und schließe die Augen.

Nächster Tag - am Flughafen

Ob wir verschlafen haben ? Ja. Ob wir es pünktlich zum Flughafen und Check in geschafft haben? Ja aber gerade so.  „Oh man, dass war nochmal Glück im Unglück, Lia", höre ich Ella belustig neben mir. „Witzig. Zum Glück fliegen wir eine Weile und ich kann Schlaf nachholen. Ich konnte fast nicht schlafen und trotzdem habe ich verschlafen", teile ich ihr mit und mache es mir gemütlich. Denn inzwischen sind wir auf unserer Flughöhe und dürften uns abschnallen. „Ich werd auch noch etwas schlafen. Träum süß von heißen Italienern", zwinkert sie und dreht dann ihren Kopf zu anderen Seite. Ich schnaufe genervt und versuche eine angenehme Postion zum schlafen zu finden. Ständig habe ich das Gefühl, dass bald etwas unerwartetes passieren wird. Aber ich Ella damit nicht belasten, es wird schon alles gut gehen. Und mit diesen Gedanken schlafe ich ein.

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Ob ich nervös bin dieses erste Kapitel zu veröffentlichen? Und wie!

Ich hoffe es gefällt euch, auch wenn es etwas unspektakulär ist. Seid gespannt was euch noch alles erwarten wird. ❤️

Belleza - I will find you! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt